Mehr Bäume und mehr pflegeleichte Pflanzen: Das ist im Kern das veränderte Konzept für den neuen, 450 Quadratmeter kleinen Schlossgarten. Den kann die Stadt jetzt auf einem schmalen Streifen zwischen dem Fuß der Mauern des Schlosses hinter dem Limburger Dom und dem noch jungen Weinberg am Hang errichten, was mehr als 550.000 Euro kosten soll. Der Ortsbeirat der Kernstadt stimmte dem Projekt in seiner jüngsten Sitzung mehrheitlich zu. Im Gegensatz zu fast allen anderen Entscheidungen, bei denen der Ortsbeirat zwar angehört wird, aber keine verbindliche Entscheidungsbefugnis wie die Stadtverordneten hat, sieht das bei der Gestaltung von Grünanlagen anders aus: Hier wird nur das gemacht, was der Ortsbeirat will.
Die Entscheidung fiel mit 6:5 Stimmen bei einer Enthaltung allerdings denkbar knapp aus. Am Ende kam es auf die Sozialdemokraten an. Nach der Diskussion im Ortsbeirat war schnell klar: Die CDU (ein Ortsbeiratsmitglied fehlte) unterstützte den Vorschlag des Magistrats, für sehr viel Geld einen kleinen Schlossgarten zu errichten, Grüne und FDP waren geschlossen dagegen. Und die SPD? War in dieser Frage gespalten. Am Ende sagten zwei Sozialdemokraten Ja zu dem Projekt, einer Nein, und einer enthielt sich. Eine Jastimme weniger oder statt einer Enthaltung ein Nein, und die Vorlage wäre abgelehnt gewesen.
Grünen hätten Bäume und Sträucher völlig ausgereicht
Der Mann, der sich der Stimme enthalten hatte, Dario Tripoli (SPD), erklärte jedoch hinterher auf Anfrage dieser Zeitung, er befürworte einen Schlossgarten im Sinne der Bürgerinnen und Bürger grundsätzlich sehr wohl, aber wegen der nicht vorhandenen Barrierefreiheit habe er nicht bedenkenlos zustimmen können. Auch Frank König (FDP), von jeher ein energischer Verfechter von Barrierefreiheit, hatte dies an den Planungen moniert. Solange ein öffentlich zugänglicher Schlosspark geplant werde, müsse dieser auch für alle Menschen öffentlich zugänglich sein, also barrierefrei sein für Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind.
Am Ende waren sich FDP und Grünen darin einig, dass das Pflanzen von Bäumen und Sträuchern erstens ausreichend und zweitens für sehr viel weniger Geld zu haben sei. Barbara Sylla-Belok (Grüne) begrüßte zwar das Pflanzen von Bäumen und den Verzicht auf pflegeintensive Pflanzen. „Aber der Aufwand lohnt sich nicht“, sagte sie. Der Schlossgarten biete nur wenig Platz und sei aufgrund seiner schwierigen Topografie am Hang ein „kompliziertes Stückchen“. Das alles werde sehr teuer, und trotzdem gebe es keine Barrierefreiheit.
Oliver Schrangs (SPD) bemühte sich mit seinen Fragen an den zur Sitzung eingeladenen städtischen Abteilungsleiter Freiflächen- und Landschaftsplanung, Matthias Beul, herauszuarbeiten, ob es nicht doch noch ein gewisses Einsparpotenzial geben könnte, zum Beispiel beim geplanten Bau eines Zauns oder einem 15 Zentimeter hohen Podest als hervorgehobenen Aussichtspunkt. Doch schnell wurde klar, dass es weitere Änderungen bei der bereits abgespeckten Variante nicht geben wird.
CDU lobt „Aufwertung der Innenstadt“
Schrangs schlug zunächst eine Vertagung vor, um mehr Zeit zu haben für einen konkreten Gegenvorschlag mit ein paar „Einspartipps“. Mehr als 550.0000 Euro zu investieren, sei für das Endergebnis eine ganze Menge Geld. Alternativ komme auch für ihn ein vom Bauhof zu pflegender, nicht öffentlicher Garten in Betracht. Doch weder CDU noch Grüne hatten Bedarf für eine weitere Beratung, sodass es nach einer kurzen Sitzungsunterbrechung auf Wunsch der SPD zur Abstimmung kam; Oliver Schrangs stimmte schließlich dagegen.
Zuvor hatte Carsten Becker (CDU) klargemacht, warum seine Fraktion für einen Schlossgarten ist. „Das ist ein Mega-Projekt zur Aufwertung der Innenstadt“, sagte er. Laut vorgelegtem Plan verläuft das Gelände des Schlossgartens „terrassenförmig“, mit einer Erreichbarkeit „über Treppen und Rampen“. Es werde thematisch unterschiedlich gestaltete und gepflanzte Terrassen geben (Rosenterrasse, Baumterrasse und ein Weinbaulehrpfad) mit Sitzplätzen und Aussichtspunkten mit Blick auf den darunter liegenden Weinberg, das Lahnwehr, den Greifenberg und die Altstadt mit der Stadtkirche. Gepflanzt werden soll Feldahorn. Eine finanzielle Förderung, zum Beispiel durch das Land Hessen, gibt es bei dem Projekt nicht.
Der neue Schlossgarten ist das letzte Puzzlestück in der Aufwertung der Grünanlagen rund um den Dom: Zuvor waren die Wege im kleinen Park auf dem Domplatz, auf dem alten Friedhof und die (lange Jahre abgesperrte) Lahnterrasse neben der Michaelskapelle erneuert und mit neuen Sitzmöbeln ausgestattet und am Schlosshang ein Weinberg angelegt worden, um den sich ein extra gegründeter Verein kümmert.