Klarer Fall: Pünktlich zu Halloween veranstaltet der Werbering Nassauer Land gemeinsam mit der Stadt Nassau wieder sein Rübenfest, das seinen Namen wohl in erster Linie der mittlerweile mehr als 20 Jahre alten Tradition verdankt. Denn Rüben sieht man hier wenige bis gar keine, Kürbisse dafür umso mehr. Was allerdings von vorneherein klar war: Der Rübenknappheit wegen ist der Nassauer Rewe-Markt in der Woche vor dem Spektakel mit leuchtendem Beispiel vorangegangen und hat zum Stückpreis von einem Euro Kürbisse zum Schnitzen und Werkeln angeboten.
Was die Kinder, für die das Rübenfest vor allem gedacht ist, und ihre Helfer daraus gemacht haben, kann sich mehr als nur blicken lassen: Wahre Kunstwerke sind entstanden mit runden, eckigen und sternförmigen Augen, genauso vielen unterschiedlichen Nasen- und Wangenformen sowie fantasievoll gestalteten Mündern, die von Mäusezähnchen bis zu Haifisch-Reißern so ziemlich so ziemlich alles in der Pipeline haben. Einige haben sich sogar kreativ mit dem Thema Halloween auseinandergesetzt. Wenn auch nicht immer ganz orthodox: So ist in einem der Kürbisse hinter Gittern ein Gespenst zu sehen. Doch anstatt, wie es eigentlich seine Aufgabe wäre, Angst und Schrecken zu verbreiten, gruselt es sich offensichtlich vor ein paar Spinnen.
„So hätte ich mir das niemals vorgestellt. Das sind ja Hunderte von Laternen!“
Eine Dame, die zum ersten Mal das Nassauer Rübenfest besucht hat.
„So hätte ich mir das niemals vorgestellt“, kommentiert eine ältere Dame, die das Rübenfest zum ersten Mal besucht, das Lichtermeer: „Das sind ja Hunderte von Laternen!“ Zwischen 250 und 300 sind es, präzisieren Anika Dillenberger und Regina Windmann im Gespräch mit unserer Zeitung. Die beiden haben, ebenso wie Stefan Gilles, Stefan Muth und weitere Werbering-Vertreter rund um die Vereinsvorsitzende Sabine Merz, alle Hände voll zu tun, nehmen Kürbisse entgegen, pinnen Nummernzettel drauf und geben Geisterpässe aus.
Mit denen wandern die Kinder umgehend in die nächste Schlange: In insgesamt 16 Geschäften in der Nassauer Innenstadt sowie an den Ständen des Rewe-Markts und der für die Kulinarik zuständigen Obermühle gibt es „Süßes und Saures“. Und einen Stempel, schließlich muss alles seine Ordnung haben: Anstatt Mitbürgern an Halloween die Haustür einzuschlagen, wie es andernorts schon mal vorkommen soll, geht es hier ausgesprochen friedlich und gesittet zu. „Wir haben schon Nachschub geholt, aber jetzt sind wir so gut wie ausverkauft“, berichtet Brigitte Engels von der Metzgerei Engels eine gute halbe Stunde nach dem Start.
Derweil spielen sich auf dem Amtsplatz gruselige Szenen ab: Da versucht schon mal ein Sensenmann, allerdings mit eher mäßigem Erfolg, kleine Kinder zu erschrecken, und auch etliche Gespenster, Draculas, Hexen und nicht näher definierbare Fantasiegestalten treiben hier ihr Unwesen.
Genau wie später der Musikverein Gugge’mer’ma aus Bad Ems: Die quietschbunt kostümierte Truppe aus Bad Ems steigert die ohnehin schon ausgelassene Stimmung noch mehr, indem sie mit ihren Trommeln, Tröten und sonstigen Instrumenten den Ohrenschmalz aus den Lauschern ihrer Zuhörer fliegen lässt. Nach ihrem ersten ohrenbetäubenden Auftritt ist dann die offizielle Begrüßung – und gleichzeitig auch Verabschiedung – durch die Erste Werbering-Vorsitzende Sabine Merz und Stadtbürgermeister Manuel Liguori angesagt.
Letzterer bringt als ausgebildeter Lehrer noch eine pädagogische Note mit ein. „Bitte kaufen Sie regional“, appelliert er. „Es ist extrem wichtig, dass wir die Dinge, die wir in Nassau und der Region kaufen können, auch hier kaufen.“ Denn letzten Endes ist das Rüben- natürlich nicht nur ein tolles Kinderfest, sondern auch eine Werbeveranstaltung für die im Ort ansässige Geschäftswelt.
Bleibt noch die Verlosung zu erwähnen, die wieder ganz den Kindern und ihrem Anhang zugutekommt: Insgesamt zehn Preise, darunter etwa ein Gutschein für eine Kanufahrt und eine Familien-Freikarte für das Nassauer Schwimmbad, wechseln den Besitzer. Was will man mehr?