Wenn jemand fragt, was jemand macht, heißt das: Schon lange nichts mehr gehört. Das dachte sich offenbar der Fraktionssprecher der Grünen, Sebastian Schaub, als er sich nach den Windkraftplänen des heimischen Energieversorgers EVL beim Magistrat erkundigte. Die EVL befindet sich zu 60 Prozent im Besitz der Stadt. Bürgermeister Marius Hahn (SPD) antwortete auch in seiner Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender dieses Unternehmens. Müsste man seine durchaus lange Antwort etwas überspitzt in einem Satz zusammenfassen, würde dieser Satz lauten: In Limburg weht nur ein laues Lüftchen für neue Windräder.
Drei Windräder gibt es schon, deren Rotorblätter drehen sich aber schon seit sehr langer Zeit. Zwei privat betriebene kleine Windräder verrichten schon seit mehr als 20 Jahren ihren Dienst im Limburger Stadtteil Offheim. Das älteste, ebenfalls privat betriebene Windrad von Limburg steht in einem Gewerbegebiet in Lindenholzhausen. Dort sollten die Rotorblätter eigentlich schon längst abmontiert sein. Doch der Eigentümer hatte Glück: Zwei Männer aus der Energiebranche kümmern sich um dieses fast schon historische Modell, können es deshalb reparieren und haben es seit Mai 2024 gepachtet.
Nur noch zwei mögliche Windräder kommen infrage
Doch wenn es um neue Windräder in Limburg geht, sieht es mau aus. Dabei gibt es schon seit dem Jahr 2014 Pläne der EVL, an zwei neuen Standorten insgesamt drei Windräder aufzustellen: eins im Staffeler Wald als Ergänzung zu den sechs Windrädern auf dem Elzer Berg und zwei im Stadtteil Ahlbach. Wie aus der Antwort des Bürgermeisters hervorgeht, hat sich jedoch zumindest bei einem Windrad das Thema erledigt. „Am Standort Staffel wurde ein Rotmilan gesichtet und bestätigt“, teilt er mit. „Die Obere Naturschutzbehörde fordert eine kostenintensive Raumnutzungsanalyse.“ Der Antrag auf Errichtung eines Windrads im Staffeler Wald sei deshalb bereits im Juli 2021 zurückgezogen worden.
Bleiben noch die zwei möglichen Windräder im Limburger Norden. „Für den Standort Ahlbach versuchen wir derzeit eine Änderungsgenehmigung auf einen aktuellen Anlagentyp zu erreichen“, teilt Bürgermeister Hahn dem Fraktionssprecher der Grünen mit. Dies erfolge „in enger Abstimmung“ mit dem Regierungspräsidium (RP) Gießen, das für die Genehmigung zuständig ist. Der geänderte Antrag habe jedoch „bislang noch nicht erneut beim Regierungspräsidium Gießen eingereicht werden können“, weil „die Planung aufgrund der aktuellen Situation der Nutzungsrechte angepasst werden muss“.
Bürgermeister kritisiert Obere Naturschutzbehörde
Deshalb kann der Bürgermeister auch Schaubs Frage nicht beantworten, inwiefern ein beschleunigtes Genehmigungsverfahren für die Windräder in Ahlbach angewendet werde. „Hierzu können wir zum aktuellen Zeitpunkt keine Aussage treffen, da der neue Antrag noch nicht eingereicht werden konnte“, teilt Hahn mit. Das Problem aus der Sicht von Befürwortern von mehr Windkraft in Limburg: Der Bürgermeister gibt in seiner Antwort im Wesentlichen den gleichen Sachstand wie vor drei Jahren wieder. Schon im Februar 2022 hatten sich die Grünen nach dem Windrad-Projekt der EVL in Staffel und Ahlbach erkundigt.
Hahn fasst in seiner neuen Antwort noch einmal zusammen, dass es massive Probleme im Genehmigungsverfahren gegeben habe. So habe es unter anderem einen „häufigen Wechsel der Verfahrensführer“ beim RP gegeben, was „zu Stillstand wegen Einarbeitung und zu neuen Anforderungen“ geführt habe; allerdings findet nach seinen Angaben seit Anfang 2020 zumindest in einer Abteilung „eine konstruktive Zusammenarbeit“ mit dem RP statt.
Vorliegende Genehmigung bringt nichts mehr
Das viel größere Problem scheint jedoch die Zusammenarbeit mit der Oberen Naturschutzbehörde beim RP gewesen zu sein, denn, so Hahn in seiner Chronologie der Vergangenheit, sie „blockiert das Verfahren immer wieder mit neuen Anforderungen, die scheibchenweise in den Genehmigungsprozess eingebracht werden“. Diese Behörde „akzeptiert auch keine maximalen Auflagen“, sondern lasse „jedes Detail untersuchen“. Absprachen mit Sachbearbeitern seien „verworfen und durch neue Anforderungen ersetzt“ worden.
Zwar gibt es bereits seit März 2021 einen Genehmigungsbescheid für zwei Windkraftanlagen in Ahlbach, aber die „Genehmigung kann leider nicht umgesetzt werden“, erklärt der Bürgermeister, da der Hersteller den beantragten Typ der Windkraftanlage aus dem Programm genommen habe. Die Gegner von mehr Windkraft setzen jetzt vermutlich ihre Hoffnungen darauf, dass der Rotmilan auch in Ahlbach gesichtet wird.