Als Anna und Helmut Fackelmann am 12. Juni vor genau 60 Jahren geheiratet haben, sind sie ganz alleine ins Standesamt gegangen. „Es war ein schöner Tag, schön warm“, erinnert er sich an das Jahr 1965. Das war in Arad in Rumänien. Danach ging es in ein Restaurant, ehe man nach Hause fuhr in die Gemeinde Schimand. Die Banater-Schwaben leben heute im eigenen Haus in Berndroth. Bis dahin war es ein langer Weg für das Diamant-Hochzeitpaar, beeinflusst von der europäischen Geschichte.
Die standesamtliche Hochzeit war im sozialistisch-autoritär regierten Rumänien wichtig, um eine Wohnung zu bekommen und den Arbeitsplatz zu sichern. Kirchlich heirateten Anna und Helmut Fackelmann im Oktober. Bis dahin gab es in den katholischen Familien kein Zusammensein für das Paar. Er wohnte noch bei seiner Mutter und sie bei ihren Großeltern. Der Krieg hatte sie zu Halb- und Vollwaisen gemacht. Die 1944 und 1946 geborenen Eheleute hatten es nicht leicht als Angehörige der deutschstämmigen Minderheit: Begriffe wie „Hitlerkinder“ bekamen sie zu hören.
Ausreise nach Deutschland im Jahr 1989
Wessen Familienmitglieder in der Wehrmacht waren, wurde enteignet, schildern sie weiterhin. Die Deutschen gingen deshalb verstärkt in die Industrie und erlernten neue Berufe. Das habe sich als Vorteil erwiesen, als die rumänische Landbevölkerung von Kollektivierungen betroffen war. Helmut Fackelmann arbeitete bei der Bahn als Waggon-Tischler. Anna Fackelmann war in der Bekleidungskonfektion tätig als Meisterin und Lehrerin in einer Betriebsschule bis zur Ausreise.
Nach der rumänischen Revolution 1989 war im Folgejahr ihre Ausreise nach Deutschland möglich. Aber an der rumänischen Grenze wurde viel von ihrem Eigentum konfisziert und musste zurückbleiben. Je 200 Mark Begrüßungsgeld bekamen sie in der Bundesrepublik – „das war’s“. Ein Onkel wohnte bereits in Holzhausen über Aar. Die eigenen Wohnsitze wechselten anfangs zwischen Nürnberg und Celle. Von Aarbergen-Rückershausen ging es Ende 1994 ins Haus nach Berndroth.
Feier zum kirchlichen Trautermin geplant
„Der Weihnachtsbaum stand schon hier, wir wohnten noch in Rückershausen“, sagen beide. Nun hatte man endgültig Fuß gefasst. Helmut Fackelmann arbeitete für ein Unternehmen aus Hohenstein-Breithardt im Lüftungs- und Klimabau, lernte dabei zahlreiche Baustellen in der ehemaligen DDR kennen. Seine Frau schaffte für die Firma Fischer erst in Taunusstein-Wingsbach und dann in Katzenelnbogen. Mit Verpacken fing sie an und beendete ihre Laufbahn in der Qualitätssicherung.
Zur Familie gehörten zwei Söhne, von denen einer schon verstorben ist, und eine Tochter. Sechs Enkel und ein Urenkel sind mittlerweile dazugekommen. Die Feier zur Diamantenen Hochzeit wird größer ausfallen als seinerzeit in Arat. Aber hauptsächlich werde das Fest zum kirchlichen Trautermin im Herbst ausgerichtet.