Mit dem Ende des Schuljahres wechselt Heck-Hofmann in den Ruhestand und verlässt somit die größte Grundschule im Rhein-Lahn-Kreis. Als junge Lehrerin begann ihr Weg in Miehlen. Ab 1996 besetzte sie den Posten der zweiten Konrektorin und ab 2002 den der ersten Konrektorin, ehe sie 2011 als Schulleiterin auf Manfred Reichgeld folgt. Anfangs gab Heck-Hofmann zudem Sprachunterricht für Kinder von Spätaussiedlern an der Grundschule und der Hauptschule in Katzenelnbogen sowie in der Hauptschule in Nastätten. Da erkennt sie Parallelen zu Herausforderungen bei der Integration, wie sie auch in jüngster Zeit zu meistern sind.
„Ich habe immer gern in der Mühlbach-Schule gearbeitet“, blickt Susanne Heck-Hofmann auf die 34 Jahre in Miehlen zurück. Seit Langem wohnt sie in Singhofen. Zur Welt kam sie 1960 in Becheln und zog als Sechsjährige nach Dienethal, wo ihre Eltern eine Gastwirtschaft übernahmen. Einschulung am 1. Dezember als Kurzschuljahrgang: Das weist darauf hin, dass es in früheren Jahrzehnten ebenfalls bildungspolitische Umbrüche gab. Jedenfalls wurde Dienethal „meine Heimat“, Dorfschule inklusive.
Wir sind mit sehr viel Empathie unterrichtet worden. Die Schulleiterin zu ihrer eigenen Schulzeit
Die Realschule in Nassau war die nächste Station für sie. „Wir sind mit sehr viel Empathie unterrichtet worden“, lobt sie Atmosphäre und gelebte Vorbilder von damals. Einen gesunden Ehrgeiz habe sie besessen – aber nicht immer gute Noten, sagt Heck-Hofmann über sich selbst. „Der Familienzusammenhalt hat viel ausgemacht“, erklärt die mit zwei älteren Geschwistern und „großzügigen Eltern“ aufgewachsene, die zunehmend Interessen für Sprachen, Sozialkunde und Sport in der Schule entwickelte.
Als sie im Wirtschaftsgymnasium in der Cusanusstraße in Koblenz das Abitur machte, war abseits dieser Neigungen ebenso Wissen in Betriebs- und Volkswirtschaftslehre oder Buchführung gefordert. Deutsch und Sozialkunde waren Heck-Hofmanns Schwerpunkte, als sie ihren Abschluss an der Erziehungswissenschaftlichen Hochschule in Koblenz machte, zwei Semester hatte sie zuvor an der Uni in Mainz verbracht. In der Tasche hatte sie nun die offizielle Lizenz, um an Grund- und an Hauptschulen im Land zu unterrichten.
Auf Umwegen zur Mühlbach-Schule
Ihr Referendariat führte Susanne Heck-Hofmann in eine Hauptschule in Neuwied – ein anderes Milieu als ehedem in Dienethal und später in Miehlen. Dann musste sie auf eine Anstellung als Lehrerin warten, was typisch war in jenen Jahren. Stattdessen unterrichtete die Lehrerin an einer privaten Sprachschule in Bad Ems und leistete dabei soziale Begleitung bei Gängen zum Amt oder zum Arzt. Über die kleine, einzügige Grundschule in Niederneisen gelangte sie schließlich zur 1990 Mühlbach-Schule.
„Ein Riesenkomplex“, beschreibt sie die seinerzeit größte Grundschule in Rheinland-Pfalz mit ihren mehr als 800 Schülern. Die heutige Grundschule in Nastätten war noch nicht gebaut. Mit 403 Kindern in diesem Schuljahr hat Miehlen trotz zahlenmäßiger Halbierung in 34 Jahren noch immer die größte Grundschule im Kreis. Der damalige Schulleiter Gerhard Brink, eine unangefochtene Respektsperson und seit 1965 im Amt, habe ihr zu einem guten Einstieg verholfen und sich „sehr für seine Leute eingesetzt“.
Sechs Jahrzehnte – nur drei Schulleiter
„Hier will kaum jemand weg“, baut Heck-Hofmann auf hohe Bindung an die Mühlbach-Schule, die in fast sechs Jahrzehnten nur drei Schulleitende hatte, nämlich Brink, Reichgeld und sie. Gut sei das Verhältnis zu Elternschaft und Schulträger. Gemeinsam erlebt und gestaltet die Schulgemeinde Veränderungen. Die Ganztagsschule in Angebotsform nennt die Leiterin eine „gute Einrichtung“. Die Digitalisierung hat Smartboards in alle Klassen gebracht und soll doch gewohnte Medien nicht verdrängen.
Dass Schulbusse mittlerweile relativ häufig ausfallen, ist ein früher unbekanntes Phänomen und im ländlichen Raum ein Problem. Doch von dem kann sich die 64-Jährige jetzt bald lösen und freut sich auf „Freizeit, die nicht mehr so getaktet ist wie bisher“. Mit ihrem Mann Reinhard Hofmann engagiert sie sich als ehrenamtliche Wegepatin, was Wanderern auf dem Limesweg und der Vier-Täler-Tour zugutekommt.
Nachfolge ist noch offen
Nach 35 Jahren Mitgliedschaft scheidet sie gerade aus dem Ortsgemeinderat in Singhofen aus, bleibt aber Mitglied im Rat der Verbandsgemeinde Bad Ems-Nassau und Vorsitzende des SPD-Ortsvereins in ihrem Wohnort. Früher saß sie mal im Kreistag. Als Bildungsbeauftragte der sozialdemokratischen Verbandsarbeitsgemeinschaft will sie die politische Bildungsarbeit mit der Zeitgeschichte im Mittelpunkt forcieren .
Die Nachfolge von Susanne Heck-Hofmann in der Mühlbach-Schule ist offen. Die entsprechenden Leitungsaufgaben wird vorerst die Konrektorin Katrin Menzel wahrnehmen müssen. Bisher wurde die Schulleiter-Stelle drei Mal ausgeschrieben, ohne dass eine Bewerbung einging, schildert Heck-Hofmann ein Dilemma. Im August soll der vierte Versuch anlaufen. Im Jahr 1990, als Begriffe wie Lehrer-Schwemme noch geläufig waren, stellte sich die Lage noch anders dar für junge Lehrerinnen beim Berufsstart.