Bahn baut im Lahntal
Lahnstrecke bleibt noch gut 40 Tage gesperrt
Vor etwa 14 Tagen vermittelte der Blick in die abendliche Bahnsteighalle nicht den Eindruck, dass eine Wiederaufnahme des Zugverkehrs zum 3. April möglich sein wird, da nur noch "Restarbeiten" anstünden. Foto: Hans-Peter Günther
Hans-Peter Günther

Es dauert. Und dauert. Und dauert. Ein von Anfang an unrealistischer Plan der Sanierungsarbeiten der Bahn geht – wie zu erwarten – nicht auf. Die Bahnkunden sind weitere knapp 40 Tage auf den Ersatzverkehr angewiesen.

Se it dem frühen Morgen des 25. November letzten Jahres ist die Lahntalbahn aufgrund von Bauarbeiten an der Eisenbahnbrücke in Nassau und dem Bahnhof von Bad Ems für den gesamten Zugverkehr gesperrt. Obwohl bereits seit Wochen am schleppenden Fortschritt der Arbeiten erkennbar wurde, dass die Wiederaufnahme des planmäßigen Zugverkehrs zwischen Koblenz, Limburg und Gießen zum angekündigten Termin am 3. April völlig unrealistisch ist, kommunizierte das Staatsunternehmen gegenüber der Presse und den Aufgabenträgern, die den Zugverkehr im Auftrag des Landes bestellen, dass der Zeitplan eingehalten werden kann. Nach ersten Andeutungen, dass es mit der Freigabe der Lahnbrücke in Nassau doch länger dauern könnte, teilte die DB aufgrund mehrfacher Nachfragen unserer Zeitung mit, dass die Inbetriebnahme nach dem Neubau der beiden eingleisigen Vorlandbrücken „etwas später als ursprünglich geplant – am 12. Mai 2025 – erfolgen wird“. Während in der am Dienstag herausgegebenen Presseinformation verschiedene Begründungen für die Verzögerungen benannt werden, lässt man alle Reisenden immer noch in dem Glauben, dass ab dem Betriebsbeginn am Donnerstag, 3. April, der reguläre Zugverkehr wieder läuft. Denn in allen elektronischen Auskunftssystemen werden sowohl die schnellen RE25 zwischen Koblenz und Gießen als auch die Regionalbahnen der Linie RB23 als planmäßig fahrend dargestellt.

Mit Unverständnis, Verzweiflung oder Wut müssen Reisende in der beginnenden Tourismussaison nun zur Kenntnis nehmen, dass sie weitere knapp 40 Tage auf Busse im Ersatzverkehr angewiesen sein werden. Da die Bundesstraße 260 noch bis in den Sommer gesperrt sein wird, bleibt es bei den zeit- und energieaufwendigen Umwegfahrten über die Höhen des Westerwalds.

Lösung für die Osterferien weiterhin offen

Welches Zugangebot während der Osterferien vom 14. bis 25. April im Abschnitt Bad Ems West – Koblenz Hbf bestehen bleibt, ist noch offen. Eine notwendige Ausweitung auf die tourismusstarken Wochenenden scheint unwahrscheinlich zu sein, es sei denn, es gäbe deutliche Einwendungen aus dem Tourismus und der Politik. Die Zugfahrten nach Bad Ems West kamen auch erst nach massivem Protest zustande und bieten seit dem 9. Januar einen zunächst kategorisch von der DB InfraGO AG abgelehnten Schülerverkehr zwischen der Kreisstadt, Niederlahnstein und dem Oberzentrum Koblenz. Die an Schultagen jeweils am Morgen und dem Mittag pendelnden Triebwagen müssen aufgrund nicht rechtzeitig geplanter und eingerichteter Signalisierung für den Richtungswechsel in die Halle des Bad Emser Bahnhofs einfahren.

Diese Betriebsweise hatte der DB-Konzernbevollmächtigte Dr. Klaus Vornhusen für Umplanungen des Bauablaufs und Verzögerungen in der Fertigstellung angeführt. So sollte unter anderem der Neubau der Bahnsteigtreppe in der Halle zurückgestellt und bis zum Beginn des Zugbetriebs die Gerüste in der Halle aufgestellt werden, um mit der denkmalgerechten Sanierung der Halle und der anschließenden Überdachung beginnen zu können. Tatsächlich wurde zunächst mit dem Abriss der sogenannten „Überlängen“ am Mittelbahnsteig begonnen und dieser fast komplett erneuert. Nach Bergung der historischen Treppenstufen aus Granit ist der gesamte Treppenabgang entfernt und in schmälerer Form wieder neu betoniert worden. Die bisher aus einem Bimsbeton bestehenden Ausfachungen aus dem Bahnsteigdach und der Hallenkonstruktion sollen, in Absprache mit Denkmalpflege, vollständig entfernt und durch leichte Metallplatten ersetzt werden.

Baustelle verhüllt wie bei Christo und Jeanne-Claude

Der eng getaktete Plan für Demontage, Korrosionsschutz und Neuanstrich der Stahlkonstruktion sowie Montage der Bleche konnte von Beginn an nicht eingehalten werden und ist um Monate im Verzug. Mit einer veränderten Gerüstkonstruktion können die weiteren Arbeiten zwar „über dem rollenden Rad“ ausgeführt werden, doch werden die Kosten deutlich steigen. Das außerhalb der Halle befindliche Bahnsteigdach ist aktuell – wie ein Objekt von Christo und Jeanne-Claude – unter weißen Kunststoffplanen verschwunden. Darunter werden die vom Beton befreiten Stahlträger von MAN aus dem Jahr 1912 gesandstrahlt und neu lackiert, damit anschließend die Bleche eingefügt werden können.

An der Bahnbrücke in Nassau werden beiderseits der Lahn die jeweils rund elf Meter langen Vorlandbrücken erneuert. Dabei sollen die alten Pfeiler und Widerlager neben den zukünftig nur noch eingleisigen Überbauten erhalten bleiben und saniert werden.
Hans-Peter Günther

„Dass man bei der DB eine um 39 Tage – und damit weit mehr als einen Monat – ausgedehnte Totalsperrung als ‚etwas länger‘ bezeichnet, mag daran liegen, dass Züge mit einer Verspätung von fünf Minuten und 59 Sekunden bei der DB noch als ‚pünktlich‘ gelten und komplett ausfallende Züge aus der Statistik fallen“, meint Noah Wand, Landesvorsitzender von Pro Bahn in Rheinland-Pfalz, mit einem gewissen Sarkasmus. Er hat kein Verständnis für die bisher auf Verschleierung ausgelegte Kommunikation der DB und fordert eine Ausweitung der Zugverbindungen zwischen Koblenz und Bad Ems West an allen Tagen im Stundentakt. Sollte es zu weiteren Verzögerungen an der Lahnbrücke in Nassau über den 12. Mai hinaus kommen, ließe sich zumindest der SEV deutlich einkürzen. Die Verlängerung des Regionalexpress RE25 von Gießen über Limburg hinaus bis Nassau wird abgelehnt, da die Vorlaufzeit für die Planung bei DB Regio zu knapp sei. Dabei handelt es sich um lediglich sieben Zugpaare im Zweistundentakt.

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