Planmäßig in der Nacht zum Dienstag hatte der Landesbetrieb Mobilität (LBM) die Sperrung der Brücke eingerichtet. „Um 0 Uhr haben wir zuerst die Fahrtrichtung Rüdesheim Koblenz gesperrt“, teilt Helmut Kohlhauer mit. Er ist Teamleiter Ingenieurbau beim LBM und Ansprechpartner für die Brückensperrung. Dazu war das Auf- und Umstellen von Absperrungen und Baken notwendig. „Um 3 Uhr folgte dann die Sperrung der Gegenrichtung von Koblenz Richtung Süden. Es lief alles nach Plan. Auch der Abschnitt auf der B 260 Richtung Bad Ems wurde wie geplant freigegeben“, sagt Kohlhauer, der am Morgen sehr optimistisch klingt. „Es läuft!“, meint er.
8 Uhr: Der Verkehr läuft. Das ist auch der erste Eindruck eine Stunde später. In der Ostallee und Nordallee, durch die der Verkehr aus Richtung Braubach in Richtung Koblenz ab der letzten Abfahrt vor dem Lahnecktunnel in die Innenstadt Lahnstein umgeleitet wird, läuft alles problemlos. Allerdings: „Die Raserei nervt schon“, sagen einige Anwohner, denn kaum jemand hält sich an die dort geltende 30-km/h-Regelung. Aber immerhin. Kein Stau. Das ändert sich wenig später.
10 Uhr: Der Verkehr wird dichter, auf der Umleitungsstrecke fließt es zäher, gegen 10.30 Uhr kommt es zu ersten Staus in der Ostallee. Die Fahrzeugkolonne schlängelt sich bergan bis zur Kreuzung Ostallee/Burgstraße und in den Kreisverkehr an der Abfahrt der B 42. Der Kreisel ist stark befahren, denn auch die Autofahrer, die aus der Sebastianusstraße kommen, fahren eine Runde durch den Kreisel, denn Linksabbiegen wurde an dieser Stelle erst mal untersagt. Wenn sich auch nicht jeder daran hält und ein Autofahrer ein kleines Hupkonzert auslöst.
„Wir möchten eigentlich nur nach Hause. Sehr ärgerlich. Wir waren über Neujahr im Urlaub am Rhein und möchten jetzt nach Köln zurück. Von der Sperrung wussten wir gar nichts.“
Mahmood Vahabi aus Köln
Weiter bergauf zur Absperrung der B 42: Aus Richtung Braubach kommend reiht sich ein Auto an das andere, ein Ende der Blechschlange ist gar nicht in Sicht, und Geduld ist gefordert, bis die Autofahrer selbst an der Reihe sind, nach rechts Richtung Stadt abbiegen und in den Kreisel einfahren können. Dort allerdings herrscht Disziplin: Gerne gewährt man Vorfahrt, ist freundlich, nimmt Rücksicht.
Auf der innerstädtischen Umleitungsstrecke
Ostallee/Nordallee kommt es phasenweise zu Staus und zäh fließendem
Verkehr. Foto: Karin Kring
11 Uhr: Richtung Innenstadt kommt es immer wieder zu Staus, „zäh fließender Verkehr“ melden die Verkehrs-Apps. Wer ist unterwegs? Privatautos mit Ziel Koblenz und darüber hinaus, Lastwagen, die Lahnsteiner Firmen andienen, Handwerker auf dem Weg zu ihren Baustellen, Leute, die zum Einkaufen fahren. Mancher geht lieber gleich zu Fuß und mit dem Einkaufskorb zum Supermarkt in der Brückenstraße Ein freundlicher Herr sagt dazu, „ich mache das immer so“, denn „ich habe gar kein Auto!“
„Das muss sich jetzt erst einspielen, dass es zu Staus kommen wird, war zu erwarten. Verkehrsteilnehmer werden sich jetzt auf die Situation während der Brückenbaustelle einstellen müssen.“
Reiner Burkard, Stadtrat und Autofahrer
„Ich komme aus Braubach und muss in den Hafen“, sagt ein Autofahrer mit herabgekurbeltem Fenster kopfschüttelnd. Er findet die aktuelle Situation „unmöglich“ und zündet sich entnervt eine Zigarette an. In dieser einen Stunde „Hochphase“ zählen Kinder, die in der Ostallee wohnen, freiwillig den Verkehr: „Pro Stunde 456 Fahrzeuge“, machen sie Meldung. Aber wie schon erwähnt, in besagter Stunde herrscht auch mehrfach Stau. Bis zum neu eingerichteten Kreisverkehr an der evangelischen Kirche zieht sich der Stop-and-go-Verkehr. Dort löst er sich unvermittelt auf. Freie Fahrt in der Brückenstraße und Richtung Rudi-Geil-Brücke.
12 Uhr: Es wird ruhiger auf der „U2“, so heißt die Umleitungsstrecke. Weniger Fahrzeuge, der Verkehr fließt wieder – allerdings nicht mit 30 km/h.
„Das ist eine Eulenspiegelei. An der Abfahrt zum Koppelstein muss gewendet und wieder auf die B 42 gefahren werden, denn die Braubacher Straße ist gesperrt.“
Willi Pusch aus Kamp-Bornhofen
14 Uhr: Eine innerstädtische – notwendige – Fahrt von Ober- nach Niederlahnstein. Kurzes Stocken in Höhe des Krankenhauses und in der Nordallee, ab dem Kreisel freie Fahrt. Auch auf der Rückfahrt – 15 Uhr – keine Wartezeiten. Alles frei, der Verkehr läuft. Noch aber hat der Berufsverkehr nicht eingesetzt.
Noch sind Ferien, Fahrten zu Schulen und Kindergärten fallen weg, viele Betriebe machen Inventur oder Betriebsferien, viele Menschen haben Urlaub. Aspekte, die auch Lahnsteins Oberbürgermeister Lennart Siefert in einer Einschätzung des ersten Tages der Brückenbaustelle einräumt.
„Natürlich ist es klar, dass es bei einem verdoppelten Verkehrsaufkommen, wie wir es jetzt haben, auch zu Staus kommt.“
Lahnsteins Oberbürgermeister Lennart Siefert
„Meine persönlichen Erfahrungen heute sind positiv“, meint er auf RLZ-Anfrage am frühen Nachmittag, „es gab Staus, aber nur phasenweise. Grundsätzlich sehen wir uns nach diesem Start heute alle darin bestätigt, dass das, was wir alle über zwei Jahre erarbeitet haben, tragfähig ist.“ So lange wurde gemeinsam von Stadt, LBM, Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste am innerstädtischen Verkehrskonzept für die Phase der Brückenbaustelle gearbeitet.
„Der neuralgische Punkt sind die beiden Kreisel an der Abfahrt und an der Kirche. Bis jetzt haben alle Autofahrer super mitgemacht und sind rücksichtsvoll und freundlich.“
Uwe Unkelbach, Stadtrat und Autofahrer
„Klar, dass es in dieser Situation mit einer Verdoppelung des Verkehrs auch mal zu Staus kommt“, räumt er ein. Grundsätzlich aber habe sich die geänderte Verkehrsführung bis jetzt – wie auch in der zweimonatigen Testphase – bereits bewährt. „Und das Wichtigste ist, dass der Verkehr fließt. Noch haben wir Weihnachtsferien. In der nächsten Woche wird sich zeigen“, so der OB, „ob es so bleibt, wie es heute ist.