Ein qualitativ hochwertiges musikalisches Programm mit vielen regionalen Wurzeln, ein liebevoll gestaltetes Gelände, welches an insgesamt drei Festivaltagen von bis zu 10.000 Menschen bevölkert wird. Und zum Abschluss ein Familientag, der nicht nur Kinderaugen zum Leuchten bringt: Kenner werden es wissen – hier ist die Rede von Lahneck Live, dem Generationen übergreifenden Kulturfest in den Rheinanlagen von Oberlahnstein.
Zum bereits 34. Male lädt der Ausrichter, die Lahnsteiner Musikszene, von Freitag bis Sonntag, 26. bis 28. Mai, zu Lahneck Live ein. Die Headliner in diesem Jahr: Rote Mütze Raphi, De Wolff und Jupiter Jones.
Erst Corona, nun Krieg in der Ukraine samt Energiekrise in Europa: In so schwierigen Zeiten ein Festival nur mit Ehrenamtsträgern auf die Beine zu stellen, an dem mehr als 30 Künstlerinnen und Künstler teilnehmen und das auch ohne Eintritt auskommt – wahrlich eine Herkulesaufgabe. „Aber wir sind ja Kummer gewohnt und haben es auch in diesem Jahr geschafft“, witzeln Markus und Sonja Graf sowie Eva Dreiser im Gespräch mit unserer Zeitung.
Die Drei gehören seit vielen Jahren zum Team der Musikszene, das Lahneck Live organisiert. Markus Graf, im Beruf Vorsitzender von „pop rlp – Kompetenzzentrum Popularmusik Rheinland-Pfalz“, ist als Musik-Programmchef genau wie Ehefrau Sonja als Vorsitzende und Eva Dreiser als stellvertretende Vorsitzende der Musikszene an vorderster Stelle mit dabei.
Orgateam seit Jahrzehnten dabei
Insgesamt sind rund 20 Mitglieder der Musikszene an der Organisation beteiligt, viele gehören seit Jahrzehnten dazu. „Wir sind wirklich ein eingespieltes Team“, bekräftigt Sonja Graf, die sich erleichtert zeigt, dass man die nicht ganz einfache Finanzierung von Lahneck Live wieder hinbekommen hat. Rund 120 000 Euro beträgt das Budget im Jahr 2023. Gestemmt worden konnte der Betrag nur, dies betont Sonja Graf, weil Stadt und Land ihre Unterstützung noch einmal erhöht hätten.
„Ohne diese Steigerung wäre dieses Festival nicht umzusetzen.“ Sorgen bereitet ihr allerdings die Tatsache, dass der Haushalt der Stadt (und damit alle freiwilligen Leistungen) noch nicht genehmigt wurde. Denn insbesondere die Kosten für das „Drumherum“ sind massiv angestiegen, berichtet Eva Dreiser. „Logistik, Bühnenbau, die Technik, alle haben sie deutlich draufgesattelt.“ Weil man bei vielen aber schon seit Jahren Kunde sei, habe der ein oder andere Nachlässe gewährt. „Dennoch müssen auch sie mit den Kostensteigerungen umgehen“.
Für die auftretenden Künstlern selbst blieben die Kosten hingen weitgehend ähnlich wie in der Vergangenheit. „Wir können noch immer nicht ins oberste Regal greifen“, sagt Markus Graf deutlich. „Aber wenn man sich anschaut, was wir schon für großartige Künstler in Lahnstein hatten, spielt das glaube ich keine Rolle.“ In der Tat: Viele kamen noch relativ unbekannt zu Lahneck Live – und gingen wenig später bundesweit „durch die Decke“.
Ein gutes Beispiel dafür aus dem Vorjahr ist Sängerin Nina Chuba: Die junge Dame trat im Vorjahr freitags bei Lahneck Live auf – und feierte wenige Monate später mit „Wildberry Lillet“ ihre erste Nummer-1-Platzierung in den deutschen Singlecharts. „Man darf getrost davon ausgehen, dass sie heute für uns nicht mehr zu bezahlen wäre“, sagt Markus Graf. Doch der Programmmacher und sein Team haben auch diesmal wieder viele Künstler gewinnen können, die mit ebenso viel Potenzial unterwegs sind und ebenso auf eine steile Karriere hoffen können. Zwei Voraussetzungen müssen die Künstler erfüllen: Qualität und keine Covermusik.
Erster Tag für die jungen Leute
Los geht es am Freitag, 23. Mai, traditionell der Tag für die junge Zielgruppe. Headliner ist hier „Rote Mütze Raphi“, eine deutsche Rapperin aus Simmern im Hunsrück. Ihr Markenzeichen ist die namensgebende rote Kopfbedeckung – musikalisch hat sich die Sängerin bereits einen Namen gemacht. Davon zeugt auch der gemeinsame Remix ihres Songs „Love & Courvoisier“ mit den Megastars von Seeed.
Simmern. Im Seniorenzentrum Hildegard von Bingen im Hunsrück gibt es 67 Einzelzimmer und 23 Doppelzimmer mit altersgerechtem Bad. Es gibt auf Wunsch Schonkost zu Mittag und in der Freizeit Gymnastik, Gedächtnistraining und Sturzprävention.Früher Altenpflegerin, heute Rote Mütze Raphi: Raphaella Henn aus Simmern ist eine gefragte Rapperin
„In den letzten Jahren gab es immer mal Gemecker, wir sollten doch mal rockiger werden“, sagt Markus Graf – und genau dies habe man mit dem Programm am Samstag versucht umzusetzen. Wie immer wird auf zwei Bühnen (Rhein- und Parkbühne) abwechslungsreiche musikalische Kost geboten – inklusive einiger Protagonisten aus Rheinland-Pfalz, Rocksängerin Nikra aus Trier zum Beispiel.
Auch aus den Niederlanden kommt Besuch nach Lahnstein – „DeWolff“ spielen Rock und Bluesrock, sind seit vielen Jahren etabliert und bespielen ebenfalls die Rheinbühne. Direkt im Anschluss dann kommt es zu einem Wiedersehen mit Jupiter Jones: Die Eifelaner mischen schon seit mehr als zehn Jahren vorn mit in der deutschen Bandszene und sind Headliner am späten Samstagabend. Dabei werden sie Songs ihres aktuellen Albums „Die Sonne ist ein Zwergstern“ spielen.
Grünspan auch dabei
Auf der Parkbühne gibt's' derweil Balkan-Beat und Gipsy-Swing zu hören – handgemachte Tanzmusik vom „Absinto Orchestra“. Die Band bespielt seit mehr als 20 Jahren Festivals und Kleinstbühnen in ganz Europa, tritt im Fernsehen, sogar im Knast auf und will auch in Lahnstein Körper in Bewegung bringen. Lahnsteiner Vereine spielen – auch dies ist eines der Merkmale von Lahneck Live – ebenfalls eine wichtige Rolle: Sie haben samstags auf der Parkbühne reichlich Gelegenheit, Besucher von der großen Bandbreite des Vereinslebens der Stadt zu überzeugen. Und von der musikalischen Qualität der Region: So präsentiert die Lahnstein/Koblenzer-Band Grünspan ihre eigenständige Fusion aus Funk, Jazz, Rock und Electro.
Ob Baumklettern, Kinderschminken, Kindermusik von „Raketen-Erna“ oder Weltmusik mit brasilianischem Schwerpunkt von Menino: Auch am Familiensonntag wird auf dem wieder liebevoll geschmückten Gelände in den Rheinanlagen einiges geboten, was Spaß und Abwechslung verspricht. Gerade im Vorjahr war – bei damals herrlichem Frühsommerwetter – der Sonntag ein absoluter Renner bei den Kids, die Festivalmacher der Musikszene hoffen in diesem Jahr auf ähnlich gute Bedingungen. „Aber wie auch immer das Wetter wird: Das Programm ist super geworden und entspricht genau der Vielfalt und Qualität, die Lahneck Live so einzigartig in der Region machen“, rührt Sonja Graf die Werbetrommel. „Und wir hoffen, dass dies wieder von den Leuten honoriert wird.“
Zum Beispiel durch den Kauf der Solidaritätsbändchen zum Preis von 2 Euro. Dieser spülte im vergangenen Jahr knapp 10 000 Euro zusätzlich in die Kasse – und lässt die Verantwortlichen noch heute strahlen. „Die Leute bekennen sich zu Lahneck Live“, freuen sich die Verantwortlichen. „Und das ist ein gutes Zeichen für die Zukunft.“