Ortsbürgermeister Uwe Schwarz und der Gemeinderat kritisieren Vorgehen der DB Netz AG - Bürger werden vertröstet und nicht miteinbezogen
Lärmschutz: Kesterter fühlen sich verschaukelt
Lärmschutzwände sollen in Kestert die Belastung für die Anwohner verringern. Die Gemeinde kritisiert jedoch das Vorgehen der Deutschen Bahn Netz AG, die teilweise Wände plane, die 3 Meter über dem Straßenniveau liegen würden.
Gemeinde Kestert

Der Schutz gegen Bahnlärm im Mittelrheintal soll verbessert werden. Als kurzfristige Abhilfe will die DB Netz AG dafür an vielen Stellen im Mittelrheintal Lärmschutzwände errichten. Im Grunde eine begrüßenswerte Maßnahme. Aber nicht überall sind die Anwohner mit diesen Schallschutzwänden einverstanden. In Kamp-Bornhofen lehnte man diese Pläne zum Teil ab, in Kestert fühlen sich die Bürger von der DB Netz AG sogar regelrecht verschaukelt, wie Ortsbürgermeister Uwe Schwarz es beschreibt. Er schildert warum.

Lärmschutzwände sollen in Kestert die Belastung für die Anwohner verringern. Die Gemeinde kritisiert jedoch das Vorgehen der Deutschen Bahn Netz AG, die teilweise Wände plane, die 3 Meter über dem Straßenniveau liegen würden.
Gemeinde Kestert

Vor eineinhalb Jahren, im März 2019, hatte die DB Netz AG die Bürgerinnen und Bürger zu einer Informationsveranstaltung ins Bürgerhaus nach Kestert eingeladen. Ziel dieser Veranstaltung war es, die „geplanten zusätzlichen Schallschutzmaßnahmen in Kestert, vor Offenlage im Planfeststellungsverfahren, vorzustellen“. Die Projektleitung sowie der zuständige Planer sollten an diesem Abend für Fragen und Anregungen zur Verfügung stehen. So war in der Einladung der DB Netz AG zu lesen.

„Leider stand bereits diese Veranstaltung unter keinem guten Stern. Die angekündigten kompetenten Ansprechpartner waren an diesem Termin überwiegend erkrankt oder anderweitig verhindert. Die diversen Fragen und Anregungen der zahlreichen Bürgerinnen und Bürger aus Kestert konnten in vielen Fällen nicht oder nur unzureichend beantwortet werden“, schildert Schwarz.

Immerhin seinen die Anregungen, Fragen und Verbesserungsvorschläge notiert und eine baldige Beantwortung und zusätzliche Ortstermine angekündigt worden. „Leider blieb es auch bei diesen Aussagen. Mehrere Nachfragen der Ortsgemeinde erhielten letztmals im Spätsommer eine Rückmeldung. Weitere Anfragen blieben unbeantwortet“, sagt Schwarz weiter und zitiert aus einer schriftlichen Antwort, wenige Tage nach dem Erörterungstermin: „... Jedoch haben unsere beauftragten Vermesser festgestellt, dass wir nicht über ausreichende Vermessungsdaten in den Randbereichen der Bahnstrecke verfügen. Hier müssen wir das sogenannte Geländemodell erweitern, bevor unser technischer Planer tätig werden kann …“, heißt es vonseiten der DB Netz AG.

Widersprüche im Planfeststellungsverfahren?

„Jetzt, ein Jahr und 8 Monate nach dem Erörterungstermin, leitet die DB Netze AG das Planfeststellungsverfahren ein, und legt dazu genau diese Pläne und Dokumente vor, die von den eigenen Fachleuten und auch den betroffenen Anwohnern bereits damals als unzulänglich eingestuft wurden“, so der Ortsbürgermeister. Damit, so ist er sich sicher, könne sich die DB Netz AG auf diverse Widersprüche zum Planfeststellungsverfahren einstellen, die alle problemlos im Vorfeld hätten geregelt werden können.

„Die Menschen im Mittelrheintal sind gern bereit, mit der DB Netz AG zum Thema Lärmschutz zusammenzuarbeiten. Die Menschen müssen aber spüren, dass ihre Interessen auch ernst genommen werden. Eine Beteiligung, bei der bereits zu Beginn zu erkennen ist, dass es sich hier nur um eine Schauveranstaltung handelt, um berechtigten Forderungen von Politik, Interessenverbänden und Betroffenen zu entsprechen, ergibt ein trauriges Bild der DB Netz AG“, sagt Schwarz und listet auf, was die Bürger in Kestert im Detail beschäftigt:

1 Kestert Süd

Hier soll die bestehende Lärmschutzwand mit einer Höhe von 2,00 Meter über der Gleisoberkante weitergeführt werden. Übersehen wurde dabei aber offensichtlich, dass die neben der Bahn verlaufende Eisenbahnstraße im Verhältnis zu den Gleisen absinkt. Am Ende der Bebauung erreicht die Lärmschutzwand damit eine Höhe von rund 3,00 Meter über der Straßenoberfläche und die Anwohner haben statt Blick auf den Rhein eine Lärmschutzwand direkt vor ihrem Fenster.

Diese Situation wurde im Frühjahr 2019 (vor der Informationsveranstaltung) mit Vertretern der DB Netz AG besprochen. Es sollten Alternativen entwickelt und den Anwohnern vorgestellt werden. „Offensichtlich bestehen die Alternativen daraus“, so Ortschef Schwarz, „dass die Anwohner die Farbe der Lärmschutzwand bestimmen dürfen oder aber nur die Wahl zwischen Lärm und Aussicht bleibt.“

2Kestert Mitte

Hier besteht über weite Bereiche bereits eine Lärmschutzwand, die vor einigen Jahren in Abstimmung mit den Anwohnern errichtet wurde. Damals wurde eine sinnvolle Lösung unter Abwägung der Interessen der Anwohner gefunden. Die Lärmschutzwand wurde mit unterschiedlichen Höhen entlang der Gleise errichtet. Auf Wunsch der Gemeinde sollte die Fortführung der neuen Wand in genau der gleichen Ausgestaltung erfolgen. Dieses wurde im Rahmen eines Ortstermins im Rahmen der Baumaßnahmen „Am alten Bahnübergang“ mit der DB Netz AG besprochen.

Die Fortführung der Wand bis zum Haltepunkt am ehemaligen Bahnhof sollte so ausgestaltet werden, dass keine bedrückende Enge durch die neue Lärmschutzwand im Bereich der Bahnhofstraße entstehen sollte. „Doch genau das Gegenteil ist jetzt der Fall“, sagt Schwarz, „sie DB Netz AG plant die Wand mit einer Höhe von 2,00 Meter, setzt die Wand genau an der Stützmauer und möchte die Halterungen sogar noch in den Straßenraum der an dieser Stelle ohnehin sehr schmalen Bahnhofstraße ziehen.

Auch die Fußgängerunterführung würde durch diese Planungen eingeschränkt. An anderer Stelle stehen die Lärmschutzwände wesentlich dichter am Gleisbett. Warum nicht auch an dieser Stelle?“

3Kestert Nord

Hier gibt es grundsätzlich keine Bedenken gegen die 2,00 Meter hohen Lärmschutzwände, da sich hinter der Bahnstrecke nur noch Schieferfelsen befinden. In diesem Bereich stellten sich die Anwohner allerdings die Frage, wie eine Befestigung der Lärmschutzwand technisch erfolgen könnte, da die Stützwand der DB Netz AG direkt mit den bestehenden Gebäuden abschließt. Die mitgelieferten Geländeschnitte der DB Netz AG sparen exakt diesen kritischen Bereich vollständig aus. Die Anfrage der Gemeinde nach weiteren Schnitten und Ortsterminen wurde positiv beantwortet und dabei sei es dann geblieben. kr

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