Von unserer Redakteurin Karin Kring
Naturschützer warnen: Unsere Ozeane versinken im Plastikmüll. Ein Wahnsinn, über den sich viel zu wenige Menschen Gedanken machen. Das sagt Jochen Erbach, der Künstler aus dem kleinen Dorf Reichenberg, der ein Bewusstsein schaffen will für diese Gefahr. Auf dem Loreleyplateau soll ein Kunstwerk von Menschen aus der Region entstehen, das auf die Zeitbombe hinweist, die in unseren Meeren tickt.
„In jedem Quadratkilometer der Meere schwimmen Zehntausende Teile Plastikmüll. Seevögel verenden qualvoll an Handyteilen in ihrem Magen, Schildkröten halten Plastiktüten für Quallen, und Fische verwechseln winzige Plastikteilchen mit Plankton“, schreibt der WWF auf seiner Internetseite. Im Nordpazifik treibt seit Jahrzehnten ein Müllstrudel, der mittlerweile so groß ist wie Zentraleuropa. Strände unbewohnter Inseln sind von Müll übersät. Auch direkt vor unserer Haustür, in der Nordsee, sind Plastikabfälle eine Gefahr für Fische, Vögel und Meeressäuger. Plastik verrottet nicht, die Teilchen werden immer kleiner und gelangen als Mikropartikel und Plastik-Giftstoffe über die Fische auch in die menschliche Nahrungskette.
Beim Kunst- und Literaturpfad (KLP) Loreley 2014 will Jochen Erbach auf diese Gefahr, die uns alle angeht, aufmerksam machen. Der KLP, ins Leben gerufen von Bettendorfer Kulturinstitut und unterstützt vom Kultursommer Rheinland-Pfalz, bietet seit 2010 Künstlern aus der Region und darüber hinaus eine Plattform entlang des Rheinsteigs inmitten des Welterbetals und der Natur. In diesem Sommer wird das Thema „Mit allen Sinnen“ lauten. Jochen Erbach wird eine Station des KLP gestalten und möchte, dass Menschen aus der Region auf vielfältige Weise mitwirken an diesem Kunstprojekt: als Gestalter einer sozialen Skulptur, durch Form, Ton, Bild, Prosa und Recherche. Jochen Erbach ist nur der Ideengeber, an der Ausführung sollen viele beteiligt sein, Schulen, Gruppen, Institutionen. „Ein Kunstwerk, das alle Menschen, die hier leben, geschaffen haben“, erklärt er.
Die Idee ist, eine große Skulptur in Form eines Fisches zu bauen. Aus Kunststoff, genauer aus Polysterol, einem leichten und deshalb gut tranportierbaren Dämmstoff. Der Fisch, den er bereits als kleines Modell angefertigt hat, könnte eine Größe von fünf bis acht Metern haben. „Wenn er gestaltet ist, wird er zerlegt in viele einzelne Elemente, die dann von verschiedenen Gruppen, zum Beispiel Schulklassen, gestaltet werden.“
Mit Plastikteilchen. Wer mitmacht, sammelt kleine Plastikdinge wie Schraubverschlüsse, Feuerzeuge, Spielzeugteile und wird entdecken, wo überall im täglichen Leben Plastik vorkommt, wie selbstverständlich es zu unserem Alltag gehört und wie erschreckend sorglos wir damit umgehen. „Mit diesen Teilchen sollen die einzelnen Segmente des Fisches gestaltet werden, ehe er an seinem Standort auf dem Plateau an der Loreley zu einem großen Ganzen wieder zusammengebaut wird“, erklärt Jochen Erbach. Zum Schluss soll der Fisch mit Seilen am Boden verankert werden.
Aber nicht nur die soziale Skulptur selbst macht Jochen Erbachs Kunstprojekt aus. Auch wer nicht an der Gestaltung des Fisches selbst mitarbeitet, kann zum Beispiel in einer Recherchegruppe mitwirken, erarbeiten, warum Plastik ins Meer gelangt und welche Auswirkungen es hat. „Eine weitere Gruppe könnte Meinungen und Gedanken sammeln und einen Poetry-Slam daraus machen“, plant Erbach. Eine Videogruppe könnte das Projekt dokumentieren, eine Promotion- gruppe könnte die Medienpräsens herstellen, Internetkontakte aufbauen oder Gleichgesinnte suchen. Auch Musik, Tanz und Theater sind denkbar. „Es geht in allen Punkten nur um Denkanstöße, die durch die einzelnen Gruppen selbst erarbeitet werden, mit oder ohne Anleitung“, erklärt der Künstler.
Erste Kontakte hat Jochen Erbach bereits geknüpft, jetzt geht es darum, seine Idee der Öffentlichkeit vorzustellen und viele Mitstreiter zu finden. Möglichst viele. „Ich komme mir allein immer so ohnmächtig vor“, sagt Jochen Erbach, „und es geht doch um unsere Welt, die uns alle angeht.“
- Wer Interesse hat, meldet sich bei Jochen Erbach, Untertal 13 in Reichenberg, ruft an unter Tel. 06771/599 349 oder schreibt eine E-Mail an blujo@gmx.de. Weitere Infos gibt es auch auf der Internetseite www.blujo.de