Vielerorts breiten sich Populismus und Abgrenzung von Menschen aus. Das Schloss Balmoral schlägt als Artist Residency (Künstlerhaus) einen anderen Weg ein, denn es setzt mit einem Programm für mehr Miteinander und Austausch für Verständigung. Katharina Fink, die Leiterin des Hauses, berichtet im Gespräch mit unserer Zeitung, was alles geplant ist.
„Wir wollen mehr Werbung für uns machen. Wir haben hier Menschen aus ganz unterschiedlichen Herkunftsländern, die ihre Kunst gestalten“, erklärt Katharina Fink. Neu dabei sind Fred und Tonia aus Ruanda aus der queeren Szene von Kigali in Ruanda, dem Partnerland von Rheinland-Pfalz. Dank einer Kooperation mit dem Goethe-Institut, der Staatskanzlei und dem Queernet befinden sich beide für drei Monate in Rheinland-Pfalz. Fred und Tonia werden am 18. Dezember in Mainz in der „Bar jeder Sicht“ um 18 Uhr präsent sein und über queere Menschen informieren und diskutieren.
Die Geschichte dahinter ist ihr Lebensthema, das sie in der Kunst verarbeitet.
Katharina Fink zu den Werken der südkoreanischen Künstlerin Kyong Ju Park, die sich intensiv mit Migration befasst
Ganz aktuell steht eine Vernissage mit Werken von Kyong Ju Park aus Südkorea auf der Agenda. Am Freitag, 15. November, beginnt um 18 Uhr die Vernissage mit dem Thema „I am fiction“ (Ich bin Fiktion) im Rich Cake in der Römerstraße 27 in Bad Ems. „Die Geschichte dahinter ist ihr Lebensthema, das sie in der Kunst verarbeitet“, betont Katharina Fink. Dabei geht es um Tran Thanh Lan aus Vietnam, die im Jahr 2008 tot in einem Ort in Südkorea aufgefunden wurde. Kyong Ju Park glaubt nicht an die These, dass es sich dabei um einen Selbstmord handelt. Mit ihrer Installation in der Römerstraße will sie die Schicksale von Arbeitsmigranten beleuchten. Die Künstlerin selbst besitzt keine Aufenthaltsgenehmigung, sondern eine „Fiktionsbescheinigung“, ein vorläufiges Aufenthaltsrecht. Die Künstlerin ist während der Ausstellungsdauer bis zum 22. November (außer Montag und Samstag) täglich von 11.30 bis 13.30 Uhr im RichCake anzutreffen.
Zum „Salon radikal freundlich“ wird für Donnerstag, 12. Dezember, um 19 Uhr ins Schloss Balmoral eingeladen. „Alle, die an Kultur interessiert sind, können gerne zu uns kommen“, kündigt Katharina Fink an. Sie setzt auf starke Bündnisse und auf der Vernetzung, damit die Freiheit der Kunst gewahrt bleibt. In Rheinland-Pfalz gibt es einen Kulturentwicklungsplan. Katharina Fink regt an, dass man ähnliches auch in der Region initiieren sollte.
Aktionen mit Kindern im kommenden Jahr geplant
Am Montag, 16. Dezember, dreht sich in der Römerstraße 27 alles um ein Neustart-Stipendium. Dann wird dort Josephine Adu Malerei und Siebdruck präsentieren. Nach der Eröffnung folgt ein „Abend der Dankbarkeit“ im Schloss, zusammen mit dem Förderverein Balmoral 03. „Dafür wäre es schön, wenn wir noch mehr Unterstützung erhalten könnten“, bittet Katharina Fink. Helfer sowie Geldspenden sind gern gesehen. Im kommenden Jahr ist im Schloss Balmoral wieder eine Aktion mit Kindern geplant. „Beim Kinderfest haben wir gemerkt, wie groß bei ihnen etwa die Sehnsucht nach Verkleidung ist“, hebt Katharina Fink hervor. Für den 12. Juli ist daher ein weiteres Kinderfest vorgesehen, bei dem Mädchen und Jungen unter anderem in tolle Verkleidungen schlüpfen können.
Das Künstlerhaus baut die Zusammenarbeit mit der Realschule plus aus. Dabei soll es um Kunst und um Film gehen. Aus Südafrika wird Khathla Nkomo an die Lahn kommen, von April bis Mai soll mit ihr in der Schule gearbeitet werden. Katharina Fink weist auch auf das Stipendium „Artists at risk“ („Künstler in Not“) hin, für das Sasha Kurmaz aus der Ukraine ausgesucht wurde. Insgesamt bietet das Schloss Balmoral im Schloss, im Rich Cake und an Orten außerhalb von Bad Ems ein umfangreiches Programm. Über allem stehen der Austausch und das Kennenlernen von neuen Kunstwerken und Menschen aus anderen Ländern.
Der Förderverein
Der Förderverein Balmoral ist eine Gruppe engagierter Kunstfreunde, die das Künstlerhaus seit 2003 stützt und fördert. Der Verein schätzt den Beitrag, den das Künstlerhaus und seine Stipendiatinnen und Stipendiaten zum Kulturleben von Bad Ems und der Region leisten. Der Vorstand besteht aus Guido Lotz, Petra Spielmann und Gudrun Freier. Mehr Infos unter www.balmoral03.de
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