Der Saal eignet sich hervorragend, um kreativ zu sein. Der Künstler malt in Öl auf selbst bespannte, mehrere Quadratmeter große Leinwände – dafür braucht man viel Platz, der sich in der Alten Zentrale bietet. In dem Raum hatte sich Dusko Pavic auch einen Wohnbereich eingerichtet mit einem Bett, einer Couch, Tisch und Stühlen. Nichts sollte den kreativen Prozess stören.
Nach dreimonatiger Arbeit gönnte sich der Künstler eine Pause, verließ sein vorübergehendes Atelier, machte Urlaub. Das nutzten die Eindringlinge offenbar und machten es sich „gemütlich“. Nach Pavics Rückkehr am 6. September entdeckte er das blanke Chaos. „Das war nicht real“, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. „Wie in einem Horrorfilm.“
Die noch unbenutzten Leinwände waren zerstört, Farbe darauf gekleckst, Graffiti darüber gesprüht, die Matratze mit einem Messer aufgeschlitzt und an einem Deckenhaken hat jemand eine Schaukel aufgehängt, berichtet die Anwältin des Geschädigten. „Die Leinwände sind schon in unbemaltem Zustand mehrere Hundert Euro wert. Das ganze Atelier wurde heftigst verwüstet.“
Ausgequetschte Farbtuben, hochwertige Pinsel ruiniert, Schmierereien überall, der Boden mit Müll und Zigarettenstummeln übersät, ein leerer Bierkasten mittendrin, dazu hat offensichtlich jemand in eine Ecke des Raumes uriniert und obendrein unter anderem noch zwei Beamer und ein Notebook geklaut – eine ausgelassene Party, die 17 000 Euro Schaden verursacht und den Künstler tief getroffen hat.
„Das war nicht nur ein bisschen Party, die haben hier richtig gewildert, mit Alkohol und Drogen.“ Auch Reifenspuren von Fahrrädern habe er überall auf dem Boden entdeckt. Was ihm bemerkenswert erscheint: Die vier großflächigen, fertigen Bilder wurden nicht angerührt. „Zum Glück ist der Kunst nichts passiert“, sagt er. Ein Zeichen dafür, dass die Eindringlinge wenigsten ein bisschen „Anstand“ hatten?
Dusko Pavic jedenfalls hat einen konkreten Verdacht und geht davon aus, dass die Täter die Örtlichkeit beziehungsweise ihn selbst kennen und mit Kunst vertraut sind. Er hat Anzeige erstattet und seinen Aufenthalt in Bad Ems früher als geplant beendet. Die Verwüstungen müssen in der Zeit von 18. August, bis Sonntag, 5. September, vonstattengegangen sein. In dieser Zeit war der Mieter selbst nicht anwesend, und auch der Lidl-Markt in der Alten Zentrale war aufgrund von Renovierungsarbeiten geschlossen. So konnten die Randalierer wohl unbemerkt in den Veranstaltungssaal einbrechen. Die Ermittlungen laufen.
Wer Hinweise geben kann, wendet sich an die Polizei Bad Ems, Telefon 02603/9700.