Ihre Finger färben sich rötlich-braun, als sie die zart getupften gelben Blüten zwischen Daumen und Zeigefinger zerreibt: „Dann ist es auch wirkungsvolles Johanniskraut“, sagt Alexandra Mata, immer noch über das wuchernde Heilkraut gebeugt. „Es hilft bei depressiven Verstimmungen und Unruhe, das Rotöl“ – wie das Johanniskrautöl wegen seiner Farbe auch genannt wird – „wirkt aber auch entzündungshemmend.“ Beim Spaziergang durch den wilden Garten der Mühle Braun erzählt die Kräuterkundige von den vielfältigen Anwendungen der Pflanzen. Dort Brennnesseln, „davon haben wir mehr als genug“, lacht Mata, hier Holunder, üppiger Flieder und die anmutige Königskerze. Am Boden gedeihen Gundermann, Gänsefingerkraut und allerlei weiteres wirkungsvolles Kraut – ein wahres Wildkräuter-Eldorado und die Wirkungsstätte von Alexandra Mata.
Denn hier, genauer gesagt in der Lavendel-Lounge mit Blick in das idyllische Feuerbachtal, will Alexandra Mata den oft unscheinbaren Pflänzchen eine große Bühne bieten und sie in den Mittelpunkt eines Kräuterfestmahls stellen. „Kräuter gehen beim Essen oft unter, aber ich möchte sie so richtig schön und in einem festlichen Rahmen präsentieren“, und zwar bei einem Kocherlebnis an der Mühle Braun, ein neues Angebot in Kooperation mit der Loreley-Touristik.
Doch nicht nur dem lukullischen Genuss soll an diesem Nachmittag gefrönt werden. Zuvor geht es für die Teilnehmer auf einen Streifzug durch den weitläufigen Garten, um die Protagonisten des Festmahls zu sammeln: Schafgarbe, Taubnesseln und einiges mehr. Und mit dazu gibt es geballtes Wissen rund um die Heilkräuter, für was sie gut sind und wie sie in der Volksheilkunde verwendet werden. „Ich habe ein Menü zusammengestellt mit Kräutern, die man gut finden kann – auch im Nachgang zu Hause, wenn man es noch mal nachkochen möchte.“ Zur Einstimmung gibt es einen selbst angesetzten Holundersecco, gefolgt von Wildkräuterbruschetta mit Schafgarbenstangerl, Grünem Zitronenrisotto, Salat mit wildem Dressing und zum Abschluss ein Holunderblütenparfait.
Schon mindestens ihr halbes Leben interessiert sich Mata für Heilkräuter. Geboren in Heidelberg und aufgewachsen in München, zog es sie immer aufs Land. Mit der Geburt ihrer Kinder wurde es ihr immer wichtiger zu wissen, was im Essen steckt, und bei Krankheit lieber erst einmal sanfte Methoden aus der Naturheilkunde anzuwenden. „Die können sich gut ergänzen“, ist sie überzeugt. Doch ihr Faible für Wirkungsvolles aus der Natur lässt sich nicht verbergen, und so entschloss sich die gelernte Erzieherin, die inzwischen in der Öffentlichkeitsarbeit tätig ist, 2018 eine Ausbildung zur zertifizierten Kräuterpädagogin an der Gundermannschule zu absolvieren und damit tief in die Thematik einzutauchen: Kräuter kennenlernen und bestimmen, Rezepte ausprobieren, Heilsalben herstellen, ein Herbar erstellen und einiges mehr.
Doch was verschlug die Münchnerin letztlich an den Mittelrhein? „Meine Tochter ist auf die Mühle Braun gezogen. Und als ich das erste Mal mit dem Zug hierhergekommen bin, habe ich gespürt, dass St. Goarshausen mit dem Loreley-Felsen wie ein Kraftort für mich ist“, erzählt Alexandra Mata.
Diese besonderen Orte, aber auch die entschleunigende und positive Wirkung der Natur und Pflanzen auf die Menschen möchte Alexandra Mata den Teilnehmern ihrer Workshops näherbringen (siehe Kasten). „Natürliche Putzmittel, Kosmetik, Adventskränze: Es gibt unendlich viele Möglichkeiten und immer wieder Neues zu entdecken und zu lernen. Das finde ich wirklich faszinierend“, brennt Mata für die Sache. Dabei richtet sie sich so, wie auch die traditionellen Feste übers Jahr verteilt sind, nach dem Rhythmus der Natur. Und so sammelt sie Kräuter für die Hausapotheke, wenn diese in voller Pracht stehen, bindet Adventskränze im Herbst und stellt mit Interessierten Räuchermischungen für die Raunächte am Jahresende zusammen.