Leider blieben bei dem Konzert viele Stühle unbesetzt - und das, obwohl ein Mangel an kulturellem Angebot in Nastätten oft beklagt wird.
Von unserem Mitarbeiter Karl-Heinz Wolter
Es mochten etwa 35 aktive Musiker im Altarraum des Gotteshauses zu dieser Sommermusik versammelt sein. Es gehören aber noch weitere Mitglieder dazu, wie die Zuhörer bei der Begrüßung erfuhren. Sie seien miteinander befreundet oder sogar miteinander verwandt und übten regelmäßig zusammen. Alle seien lupenreine Amateure. Doch die Musik, die sie hervorbrachten – nicht nur die Erwachsenen, sondern auch die Jugendlichen und Kinder – klang nicht laienhaft. Einige Vorträge erforderten Virtuosität.
Schon die Auswahl der Kompositionen verdiente Beachtung. Das Programm umfasste die meisten musikalischen Epochen. Es reichte von „Concerto grosso“ des Italieners Arcangelo Corelli (1653-1713), einem Blockflötenkonzert des Nicola Fiorenza (1700-1764) über die Komposition des im Niedersächsischen gebürtigen Louis Spohr (1784-1859) mit Musik der romantischen Epoche – bis zum Übergang von der Spätromantik zur Moderne des 20. Jahrhunderts. Diese Brücke bildeten zwei Kompositionen des finnischen Komponisten Jean Sibelius. Camille Saint-Saens repräsentierte die Moderne mit der „Tarantella“ für Flöte, Klarinette und kleines Orchester. Und dann noch Felix Mendelssohn Bartholdys „Verleih uns Frieden“ für Chor und Orchester.
Leider war das Konzert nur spärlich besucht. Kultur vom Feinsten wurde angeboten, doch die Nastätter und auch die Menschen aus dem Dekanat nahmen sie an diesem Tag nicht wahr, obwohl man nicht selten in Nastätten Klagen darüber hört, dass nur relativ selten kulturelle Veranstaltungen mit einigem Niveau angeboten werden. Nastätten ist sicher keine blühende Kulturlandschaft, aber viele Menschen übersehen die einzelnen, schön und bunt erblühten Blumen.
In der evangelischen Kirche in Nastätten zeigte die Musiziergemeinschaft Sempre rubato, dass auch Laien meisterhafte Musik präsentieren können.
Bei den Anwesenden kam das „Gute“ tatsächlich sehr gut an: das lebendige „Concerto grosso“ ebenso wie das ruhig schreitende, im Andante mit aparter Rhythmik ausgestattete Konzert c-Moll für Blockflöte, Streicher und Basso Continuo des Nicola Fiorenza. Einen anderen Musikstil lieferte der gebürtige Niedersachse Spohr, nämlich die Romantik, bei dem – ungewohnt – ein Streichquartett mit drei Violinen und einem Cello vor dem musikalischen Hintergrund eines Orchesters auftrat.
Und wieder anders in Klang und Farbtönung zwei Impromptu für Streichorchester von Sibelius, nämlich warm in gemischten Klangfarben ohne schrille Töne mit den dunklen Pizzicati der Celli als Takt- und Rhythmusgeber. Die „Tarantella“ für Flöte, Klarinette und kleines Orchester des Camille Saint-Saens ließ mit seinen wirbelnden Tanzweisen besonders aufhorchen. Sie stellte hohe Anforderungen an die Solisten an Flöte und Klarinette, eine ungewöhnliche Kombination für ein Konzertstück. Da ging es in der Tat „presto“ zu, wenn der Tanz wirbelte. Und manchmal schrien die Instrumente schrill und hektisch auf. Aber dann waren auch wieder melodiöse Einschübe zu vernehmen, während die Celli Pizzicati als Takt zupften.
Den Abschluss bildete Mendelssohn Bartholdys Stück „Verleih uns Frieden“ für Chor und Orchester, über das Robert Schumann einst geurteilt hatte, es verdiene Weltberühmtheit und werde diese auch erlangen. Es passte hervorragend zu den augenblicklichen Zeitläuften. Die Anwesenden urteilten ähnlich wie Schumann: „Wunderbar.“ Karl-Heinz Wolter