Sommerloch: Konserven werden knapp - Wie sieht es in den Krankenhäusern der Region aus?
Konserven werden knapp: DRK ruft auch im Rhein-Lahn-Kreis dringend zu Blutspenden auf
Blutspender dringend gesucht
Blutkonserven werden im Zentrallabor des DRK-Blutspendedienstes für Krankenhäuser und Praxen gefiltert und aufbereitet. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa
Rolf Vennenbernd. dpa

Rhein-Lahn. Die Situation ist sehr kritisch: In den Sommerferien haben bislang viel zu wenige Menschen Blut gespendet, warnt der DRK-Blutspendienst West. Die Blutkonservenanforderungen der Krankenhäuser müssen deshalb aktuell deutlich gekürzt werden.

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„Um die Versorgung schwer kranker Patienten in den kommenden Wochen sicherzustellen, brauchen wir jetzt deutlich mehr Blutspenden“, warnt Pressesprecher Stephan David Küpper vom DRK-Blutspendedienst West. Der Blick in die Zukunft verheiße zudem nichts Gutes: Die Auslastung der angebotenen Blutspendetermine beim DRK-Blutspendedienst West sei auf einen historischen Tiefstand gesunken. „In den kommenden Wochen sind weniger als 50 Prozent der zur Verfügung stehenden Terminslots im Terminreservierungssystem belegt. In guten Zeiten liegt diese Quote bei über 80 Prozent“, so Küpper weiter.

Bereits im Mai zeichnete sich demnach das alljährliche Sommerloch ab. Feiertage und Brückentage ließen die Blutspendebereitschaft drastisch einbrechen. Die Fußball-Europameisterschaft und die Sommerferien verschärften die Lage weiter. Zudem führt der „Fernreisefaktor“ zu einem weiteren Rückgang: Wer zum Beispiel in Malariagebieten Urlaub gemacht hat, darf ein halbes Jahr lang kein Blut spenden.

Die durch den Blutspendedienst initiierten Maßnahmen wie Sonderaktionen und verstärkte Aufrufe brachten nur kurzfristig Erleichterung. Die Blutkonservenvorräte sind jetzt erschöpft. Bei den Rhesus-negativen Blutpräparaten reicht die Bedarfsdeckung nur noch für etwas mehr als einen Tag. Krankenhäuser müssen ihre Anforderungen drastisch kürzen.

Keine Altersgrenze

Ein weit verbreitetes Missverständnis halte viele potenzielle Spender ab: „Man kann ab einem gewissen Alter nicht mehr Blut spenden. „Dies ist nicht korrekt“, betont der Pressesprecher des Blutspendedienstes. Blutspenden ist unabhängig vom Alter möglich, auch für Erstspender oder nach längerer Pause.

Der DRK-Blutspendedienst West appelliert an die Bevölkerung in Rheinland-Pfalz, dringend Blutspendetermine wahrzunehmen. Um die Blutkonservenlager wieder aufzufüllen und die Versorgung sicherzustellen, benötige der DRK-Blutspendedienst West täglich bis zu 3500 Blutspenden. Auch Unternehmen können das DRK unterstützen, indem sie ihre Mitarbeitenden zur Blutspende aufrufen.

Die aktuelle Mangelverwaltung zur Absicherung von Notfällen zieht laut Aaron Strack, Gebietsreferent der Abteilung Spendeorganisation im DRK-Blutspendedienst Rheinland-Pfalz und Saarland, einen erheblichen logistischen Aufwand in der Blutbank in Bad Kreuznach. „Um dies zu verdeutlichen: Liegt in einer Klinik ein akuter Notfall vor, für den die vor Ort lagernden Konserven nicht ausreichen, muss umgehend ein Notfalltransport mit Sirenenfahrt organisiert werden. Diese Sonderfahrten sind aktuell an der Tagesordnung, sagt Strack.

So ist die Lage in den Kliniken

Wie sieht die Situation in den relevanten Krankenhäusern für den Rhein-Lahn-Kreis aus? Das Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein (GKM), zu dem das Paulinenstift in Nastätten oder auch der Kemperhof in Koblenz zählen, wird grundsätzlich vom Blutspendedienst West mit Blutkonserven versorgt, gibt aber zunächst Entwarnung. Laut Unternehmenssprecherin Jutta Münch kann das GKM aktuell all seine Patienten entsprechend versorgen. „Zudem hat unser Labor ein Konzept, um akute Versorgungsengpässe rechtzeitig zu erkennen. Es arbeitet mit Kooperationspartnern zusammen und kann Engpässe übergangsweise kompensieren“, erläutert Münch.

„Generell ist eine verminderte Spendebereitschaft zu verzeichnen, die sich in den Sommermonaten aufgrund der Urlaubszeit immer verschärft. Der angesprochene extreme Mangel an Blutkonserven betrifft uns in den St.-Vincenz-Krankenhäusern zum Glück jedoch nicht“, erklärt Claudia Suchatzki, ärztliche Leitung des Labors der Krankenhausgesellschaft St. Vincenz, zu der neben Limburg auch das Krankenhaus in Diez gehört. Im Vergleich zu den Vorjahren sei der Bestand an Blutkonserven sogar etwas besser. Operationen müssen demnach nicht verschoben werden.

4000 Blutprodukte übertragen

Im Jahr 2023 wurden laut Claudia Suchatzki innerhalb der Krankenhausgesellschaft (sprich an den Standorten Limburg und Diez) insgesamt 4000 Erythrozytenkonzentrate transfundiert; darüber hinaus weitere Blutprodukte wie Plasma (GFP) und Thrombozytenkonzentrate. Versorgt wird die Krankenhausgesellschaft ausschließlich vom DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg/Hessen. Auch hier habe es in der Vergangenheit vorsorgliche Warnungen bezüglich Lieferengpässen gegeben, aktuell liege allerdings keine Warnung vor, sagt Suchatzki. red/jgm

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