Wärmebedarf ermittelt
Kommunale Wärmeplanung in der VG Diez kommt voran 
Heizen, ohne das Klima zu belasten: Ein Zwischenschritt dahin bilden kommunale Wärmepläne wie in der VG Diez.
Sina Schuldt. Sina Schuldt/dpa

Bis 2045 will Deutschland klimaneutral sein. Ein Teil der Lösung soll dabei die kommunale Wärmeplanung sein. Die VG Diez will ihre bis Juni 2026 vorlegen. Erste Eindrücke gab es nun bei einem Zwischenbericht im VG-Rat.

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„Energiegeladen“ war die jüngste Sitzung des Rates der Verbandsgemeinde (VG) Diez, jedenfalls was die Themen anging. Denn auf der Tagesordnung stand unter anderem die kommunale Wärmeplanung der VG. Den aktuellen Stand stellte Volker Broekmans vom Fachbüro DSK GmbH vor und adressierte auch gleich den „Elefanten im Raum“: „Entgegen anderer Berichte hält auch die neue Bundesregierung an dem Ziel der Klimaneutralität bis 2045 fest.“

„Kommunales Energiemanagement bedeutet, alle relevanten verwaltungsinternen Prozesse so zu gestalten, dass der Energieverbrauch dauerhaft minimiert wird.“
Ramona Wiese, Energiemanagerin der VG Diez

Dass Breoekmans und sein Team jetzt erste Ergebnisse präsentieren können, stand vor einem knappen Jahr mal kurz auf der Kippe. Denn Anfang Juni 2024 hatte die VG noch eine Zusage erhalten, dass 90 Prozent der veranschlagten Kosten von etwa 175.000 Euro gefördert werden. Schon im Monat darauf folgte eine „Schrecksekunde“, als der rheinland-pfälzische Gesetzesentwurf zur kommunalen Wärmeplanung diese zur Pflichtaufgabe ab 2025 machte. Damit wären auch die Förderansprüche weggefallen. Die VG konnte jedoch erreichen, dass die zugesagten Fördermittel ausgezahlt werden, wenn die Planung bis spätestens Juni 2026 vorliegt. Im Januar ermächtigte der VG-Rat die Verwaltung daher einstimmig, den geeignetsten Bieter mit der kommunalen Wärmeplanung zu beauftragen. Die Wahl fiel auf die bereits erwähnte Deutsche Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft (DSK). Bis zu ihrer Privatisierung Ende der 1990er Jahre gehörte diese zur Bank für Wiederaufbau KfW. „Wir haben mehr als 1000 Projekte im gesamten Bundesgebiet, über 4,5 Milliarden Euro verwaltetes Treuhandvermögen und rund 260 Mitarbeitende“, nannte Volker Broekmans einige Kennzahlen.

Innenstadt hat höchsten Wärmebedarf

Aktuell sind die Spezialisten noch mit dem Sammeln von Daten beschäftigt: Im Fokus sind da unter anderem die Verbräuche an Gas, Wärme und Heizstrom in der VG. Hinzu kommen Schornsteinfegerdaten, Angaben zu Gebäudealter und Gebäudetypen sowie weitere statische Werte. Mit deren Hilfe wurden nun als erster Schritt die Wärmebedarfsdichten für den Raum Diez ermittelt und in einer Grafik dargestellt. Der Wärmebedarf gibt an, wie viel Energie benötigt wird, um Räume oder Gebäude zu heizen. Wenig überraschend weisen Freiendiez, die Altstadt und weitere Teile der Innenstadt mit ihren mehrstöckigen, oft älteren Gebäuden mit mehr als 1050 Megawattstunden (MWh) pro Hektar den höchsten Wärmebedarf auf.

Die Bedarfsermittlung ist der erste Schritt, es folgen Potenzialanalysen und Szenarienentwicklungen: Sind zum Beispiel Nahwärmenetze für Diez eine Option? Wenn ja, woraus werden sie gespeist? Aus Abwärme, Geothermie, Holzpellets oder auch Solar? Antworten auf diese Fragen soll es bald geben. „Denn für Januar 2026 ist eine Bürgerinfoveranstaltung geplant“, sagt Richard Koch, Klimaschutzmanager der VG. Ein Maßnahmenkatalog und eine Umsetzungsstrategie runden die kommunale Wärmeplanung weiter ab, die dann wie bereits erwähnt im Juni 2026 vorliegen soll.

Nachhaltigkeit bei Bau- und Sanierungsmaßnahmen

Um Wärme und Energie ging es auch beim Vortrag von Ramona Wiese, Energiemanagerin der VG Diez, die ein paar Erstinformationen zum bereits 2023 beschlossenen kommunalen Energiemanagement (KEM) der Liegenschaften der VG vorstellte. „KEM bedeutet, alle relevanten verwaltungsinternen Prozesse so zu gestalten, dass der Energieverbrauch dauerhaft minimiert wird“, so Wiese. Kernaufgaben sind unter anderem Datenerfassung und Analyse (Verbrauch und Verträge) sowie Optimierungsstrategien sowohl im Nutzerverhalten als auch bei den technischen Anlagen. Priorisierte Gebäude sind die VG-Verwaltung, die zentrale Sportanlage, der Bauhof, die Turnhalle der Oranienschule Altendiez und die Feuerwehrwache.

Thematisch zu den Ausführungen rund ums KEM passte auch ein Antrag der Fraktion Bündnis 90/Grüne. Diese schlug vor, bei künftigen Bau- und Sanierungsmaßnahmen unter anderem auf Klimaneutralität, Energieeffizienz und Nachhaltigkeit zu achten. Die Verwaltung soll außerdem drei konkrete Maßnahmen wie zum Beispiel Fortbildungen oder Schulungen benennen. Mit zwei Gegenstimmen und zwei Enthaltungen schloss sich der Rat dem Antrag an.

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