Wer in Lahnstein Urlaub macht, soll hier künftig auch einen Gästebeitrag zahlen. Eine Mehrheit des Haupt- und Finanzausschusses hat die Stadtverwaltung beauftragt, die Einführung eines solchen zweckgebundenen Beitrags zu prüfen. Dieser soll der Stadt zusätzliche Einnahmen für den Tourismusbereich ermöglichen. Beantragt hatten die Einführung Lahnsteins Sozialdemokraten.
„Damit ist der Weg frei für ein zukunftsorientiertes und rechtssicheres Finanzierungsmodell, welches Tourismusentwicklung, Mobilitätsangebote und digitale Gästekarten zusammenführt“, freuen sich die beiden Ortsvorsitzenden Judith Ulrich und Jochen Sachsenhauser. Die Stadt übernehme damit eine Vorreiterrolle. Ein moderner Tourismusstandort brauche stabile Finanzierungsgrundlagen, glaubt die SPD.
Bettensteuer ist etwas ganz anderes
Mit der Reform des Kommunalabgabengesetzes im März 2023 haben Kommunen in Rheinland-Pfalz neue Möglichkeiten erhalten, Tagesgäste einzubeziehen und auch Leistungen im Bereich öffentlicher Nahverkehr sowie Kosten für touristische Infrastruktur in die Kalkulation einzubeziehen. Diese Zweckbindung unterscheidet den Gästebeitrag deutlich von der sogenannten Bettensteuer. Die zusätzliche Einnahmequelle soll ausschließlich in touristische Leistungen reinvestiert werden. Auch der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga sowie der Tourismus- und Heilbäderverband begrüßen dieses Modell, berichtet die SPD.
Lahnstein soll als „Pilotstandort“ in der Region fungieren
Ein entscheidendes Ziel dieser Tourismusabgabe sei die Einführung einer einheitlichen, digitalen Gästekarte – inklusive der freien Nutzung des ÖPNV. „Lahnstein kann dabei als Pilotstandort für die Region fungieren“, glaubt Sachsenhauser. Ziel solle eine „flächendeckende Gästekarte im Rhein-Lahn-Kreis“ sei, „die nicht nur den öffentlichen Nahverkehr, sondern auch touristische Angebote in der Region abdeckt“. Auch die SPD-Landtagskandidatin Adriana Kauth aus Lahnstein äußert sich zu dem Vorhaben: „Wenn wir wollen, dass Menschen ohne Auto anreisen, dann müssen wir ihnen attraktive, verlässliche Angebote machen.“
Die Genossen verweisen auf andere Regionen, wo solche Konzepte funktionieren würden: In Bad Neuenahr-Ahrweiler genießen Gäste seit Jahren eine Gästekarte mit ÖPNV-Ticket – verbunden mit Vergünstigungen in Freizeiteinrichtungen und bei Stadtführungen. Auch die Verbandsgemeinde Gerolstein nutzt seit Anfang 2024 eine digitale Gästekarte. „Eine digitale überregionale Gästekarte wäre ein Quantensprung – für die Attraktivität unserer Stadt, für die Anbindung an den Nahverkehr und für eine kluge, zweckgebundene Finanzierung des Tourismus“, so der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Perry Metten-Golly.
Verwaltung soll Kontakt zum Kreis aufnehmen
Nach der Diskussion im Ausschuss über das Thema wurde die Verwaltung beauftragt, Kontakt zur Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Rhein-Lahn-Kreises aufzunehmen, um sich an der Modellberechnung zur Wirtschaftlichkeit einer Tourismusbeitragssatzung zu beteiligen. Diese wird derzeit für die Verbandsgemeinde Loreley durchgeführt.