Das imposante Gebäude am Rheinufer, an dem der Zahn der Zeit nagt, soll renoviert und an einen Anbieter von Senioreneinrichtungen vermietet werden. Darüber und wie genau man sich die Entwicklung des imposanten Wohngebiets vorstellt, informieren Verantwortliche des Entwicklers am Samstag, 25. März, im Rahmen eines Bürgerinfotags in den Maximilians Brauwiesen.
Bisher ist wenig bekannt, wie die Bevölkerung am Rhein-Lahn-Eck zu einem derart großen Bauvorhaben steht. Lahnsteins Oberbürgermeister Lennart Siefert steht dem Projekt, genau wie schon sein Vorgänger Peter Labonte, positiv gegenüber: Erlöse aus der Einkommensteuer und Grundstücksverkäufe sollen der Stadt auf dem Weg zu einem ausgeglichenen Haushalt helfen. Den aktuellen hat die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion bekanntlich gerade abgelehnt (unsere Zeitung berichtete). Die Kommunalpolitik sieht das Bauvorhaben aber deutlich kritischer. Hier schwankt man zwischen Freude über eine derartige Investitionssumme für Lahnstein und der Sorge, ein überdimensioniertes Bauprojekt vor die Nase gesetzt bekommen.
Gewaltige Größe würde das Gesicht Lahnsteins verändern
Marcus Zischg, Vorstand bei der CG Elementum AG, ist seit vielen Monaten bemüht, Sorgen zu zerstreuen – und hat seine Planungen zuletzt im Hinblick auf die Bauhöhen auch reduziert. Und so beschreibt Zischg, der aktuell insgesamt vier Projekte der Elementum AG betreut, das jüngste Treffen mit der Kommunalpolitik als „gut“, wie er unserer Zeitung erklärt.
Nicht einig sei man sich über eine mögliche Beplanung des „Zipfels“ geworden, eines verwilderten Bereichs unterhalb der Kläranlage. Dieser ist im städtischen Besitz und würde mehr als 1 Million Euro in die (leeren) Stadtkassen spülen. Doch derzeit sieht eine politische Mehrheit eine solche Bebauung kritisch. Nicht nur hier dominiert eine gewisse Skepsis unter den Fraktionen: Gerade die Dimensionen des Bauprojekts in Gänze schrecken viele ab, außerdem fürchtet man, dass am Ende nicht alle Versprechungen des Investors in Sachen Nachhaltigkeit und Verkehrsanbindung umgesetzt werden. Im Rheinquartier, so der Tenor der Politik, sei viel versprochen und wenig gehalten worden.
Ein Projektvolumen von mehr als 460 Millionen Euro. Wohnen auf 67.000 Quadratmetern, 7500 Quadratmeter Gewerbe. Und als optischer Mittelpunkt eine sanierte und denkmalgeschützte Getreidemühle aus dem Jahr 1890: Schon seit drei Jahren versucht sich die CG Elementum AG an ihrem Projekt ...Investor Löhnberger Mühle in Lahnstein: Wir setzen auf Nachhaltigkeit
So lobt die Lahnsteiner CDU zwar grundsätzlich, dass die Bebauung an der Rheinfront von ehemals fünf Geschossen auf drei bis vier reduziert wurde. Aber die gewaltige Größe werde das Gesicht Lahnsteins verändern, glaubt man bei der CDU. Entscheidend sei die Festlegung der Details in einem zu schließenden städtebaulichen Vertrag.
Für die Sozialdemokraten scheint die Bebauung des Zipfels ebenfalls ausgeschlossen – für eine „städtebauliche Entwicklung, die nicht nur dem Investor, sondern auch den Menschen der Stadt dient“, zeigt man sich aber offen. Die Änderungen im Entwurf des Investors habe man „positiv zur Kenntnis genommen“, doch bei Themen wie äußere Erschließung, Gestaltungsplan, städtebaulicher Vertrag, Sicherheiten und mehr gebe es noch viel zu diskutieren.
Die Unabhängige Liste, drittstärkste Ratsfraktion, betont mehr die Chancen als die Gefahren des Projekts. Die Fraktionschefs Stefanie Muno-Meier und Chris Sporenberg sprechen von „einer großen Chance für unsere Stadt, die wir ergreifen sollten“. Die veränderte Bauhöhe lobt auch die ULL, genau wie die offene Bauweise. Wichtig sei allerdings, Themen wie Verkehrsanbindung, Radweg und Kita frühzeitig zu klären. Man müsse Risiken minimieren und Fehler der Vergangenheit vermeiden.
Grünen bemängeln die fehlende Anpassung der Infrastruktur
Einen deutlich kritischeren Blick setzen die Grünen an. Auch das letzte Gespräch mit dem Investor verlief laut Fraktionschefin Jutta Niel „in unseren Augen nicht so gut“. Man sei vorher mit allen Fraktionen zusammengekommen und habe sich auf Grundsätze festgelegt. Dazu habe es gehört, den Zipfel nicht zu überbauen. „Leider kippten zwei Fraktionen im Gespräch um.“ Viele weiter gehende Fragen haben man bei dem Gespräch nicht stellen können, bedauert sie. Dazu gehöre, dass ein „schlüssiges Notfallkonzept“ zu Ausweichflächen für Fahrzeuge und Anwohner bei starken Hochwassern fehle. Auch die Erreichbarkeit verschiedener Verkehrsmittel fehle, genau wie eine Anpassung der vorhandenen Infrastruktur.
Die Freie Bürgerliste (FBL) empfand das Treffen konstruktiv und sachlich. In vielen Punkten habe es Annäherungen gegeben, nicht jedoch in der Frage des Zipfels, den auch die FBL nicht verkaufen möchte. Dennoch blickt man positiv auf das Projekt, nun müssten weitere Planungsinhalte, die Erschließung und Verkehrsbelastung geklärt werden. Danach könne man Flächennutzungsplan, Bebauungsplan und städtebaulichen Vertrag auf den Weg bringen.
Auch die FDP um Sascha Weinbach lobt die Zusammenkunft mit dem Entwickler – und vor allem die Tatsache, dass das Solitärgebäude der Löhnberger Mühle Mittelpunkt des neuen Wohngebiets werden soll. Ablehnung hingegen kommt von der Alternativen Grünen Liste (AGL), deren Mitglieder sich vor einiger Zeit von Grünen abgespalten haben. „Im Gegensatz zu den Investoren denke ich, dass es für ein Projekt in dieser Form keine Ratsmehrheit gibt“, urteilt Gerhard Schmidt scharf und kritisiert die Nachbearbeitung des Investors als „sehr minimal“.
Los geht der Infotag am 25. März um 10 Uhr, um Anmeldung (event@cg-elementum.de) wird gebeten.