Lahnstein
Kommentar zum Lahnsteiner Theater: Ära Hahn sollte mit Würde zu Ende gebracht werden

Theaterleute sind ein ganz eigenes Völkchen, heißt es im Volksmund. Betrachtet man das Schreiben an OB und Ratsmitglieder, scheint mir da etwas dran zu sein: Nicht nur die Anrede („Herr Siefert“) ist unpassend, auch einige Formulierungen lassen erstaunen. Honorarkräfte, die bei der Auswahl des Chefs mitreden wollen? Selbstbewusst – kann man so machen.

Ob der Brief aber der geschickteste Weg war? Fest steht: Hinter dem Ensemble liegt eine harte Zeit, die Coronakrise hat Existenzängste aufkommen lassen. Nun die Diskussionen rund um ihren Intendanten – da ist es verständlich, wenn die Nerven blank liegen. Fest steht auch: Es ist Friedhelm Hahn (und Ulrike Krapp) zu verdanken, dass das kleine Theater über die Region hinaus strahlt. Künstlerisch ist der Ruf hervorragend, viele der Produktionen kommen beim Publikum an.

Und doch war die Ära Hahn nicht unumstritten: Immer wieder gab es auch kritische Stimmen, zum Beispiel aus der Kommunalpolitik, wo gerade SPD, Grüne und ULL neben hohen Kosten und mangelnder Transparenz einen gewissen Hochmut bemängelten: Hahns ständige Vergleiche mit den großen Theatern wie Koblenz oder Mainz, sein Drang weg vom Boulevard hin zur Hochkultur – nicht jeder teilte das Gefühl, dass ein 18.000-Einwohner-Städtchen in der Riege der großen Schauspielhäuser mitmischen muss.

Ein grundsätzliches Zurückrudern der Stadtspitze scheint nach der nun erfolgten Kündigung ausgeschlossen. Und doch sollte man dem 66-Jährigen einen würdigen Abschied ermöglichen. Ob schon Ende dieses Jahres, Mitte nächsten oder, so wie Hahn es wünscht, im ersten Quartal 2024? Eine gütliche Einigung ohne Gerichte wäre allen zu wünschen. Und noch eines müssen Siefert und sein Büroleiter unmissverständlich klar machen (und dem Ensemble so Ängste nehmen): Auch in der Zeit nach Hahn wird es ein Theater in Lahnstein geben. Wie es aufgestellt ist, welche künstlerische Richtung es einschlägt, wer Intendant wird – all das muss geklärt werden. Am besten mit Beteiligung der städtischen Gremien.

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