Denn obwohl der Vorstand schon lange sucht, findet sich keiner, der den Vorsitz übernehmen möchte. Auch deshalb suchte Kolping St. Barbara Gespräche mit der Kolpingsfamilie aus Oberlahnstein, Kolping St. Martin. Das Ziel: eine Fusion beider Kolpingsfamilien. Doch eine solche wird es nicht geben, die Gespräche dazu sind gescheitert.
In Oberlahnstein sieht man eine Fusion kritisch, befürchtet unter anderem eine Überforderung des Vorstands. Sehr zur Enttäuschung von Ferdinand Müller. Der hofft, dass es bei der Jahreshauptversammlung nicht zu einer Auflösung von Kolping St. Barbara kommt. Und da gibt es durchaus Hoffnung: Denn auf den letzten Metern hat sich ein Vorstand gefunden, der weitermachen würde. Allerdings in abgespeckter Form.
Ehrenamt als Basis
Seit einigen Jahren sind die Pfarreien Lahnstein St. Barbara und St. Martin eine Pfarrei – aus beiden (sowie Bad Ems und Braubach) wurde die Großpfarrei St. Martin gebildet. Zwei Kolpingsfamilien gibt es in Lahnstein aber noch immer: Kolping St. Barbara hat 169 Mitglieder, Kolping St. Martin etwa 200. Ferdinand Müller, Kolpingmann der ersten Stunde, macht sich Sorgen, was die mittlere und langfristige Zukunft angeht. „Es wird immer schwieriger, Menschen für die Vorstandsarbeit zu gewinnen“, sagt Müller – wohl wissend, dass es ohne ehrenamtliche Arbeit nicht funktioniert.
Eigentlich wollte Müller bei der Vorstandswahl vor zwei Jahren schon nicht mehr antreten, ließ sich dann aber überreden, weil kein Nachfolger gefunden wurde. Zwei Jahre später ist man kein Stück weiter. Nun zieht Müller, auch aus gesundheitlichen Gründen, einen Schlussstrich. „Und ich glaube, eine gemeinsame Kolpingsfamilie wäre eine gute Lösung für die Zukunft gewesen.“ Kräfte bündeln, lautet der Gedanke dahinter. Ihm sei es wichtig, dass die Arbeit der Kolpingsfamilie weitergehe, sagt Müller, der 1965 eingetreten und im März 1991 zum ersten Mal zum Ersten Vorsitzenden gewählt worden war.
Vorstand gegen Fusion
Im Sommer des Vorjahres gab es erste Gespräche mit dem Vorstand von Kolping St. Martin. „Diese Gespräche wurden völlig ergebnisneutral von unserer Seite geführt, denn natürlich ist eine solche gemeinsame Kolpingsfamilie vorstellbar“, sagt Markus Schild, Vorsitzender von Kolping St. Martin. Man sei in den Meinungsbildungsprozess eingestiegen, nach und nach habe sich im Vorstand aber eine deutliche Mehrheit gegen eine solche Fusion gebildet. „Wir fürchten einfach eine gewisse Überforderung im Vorstand, wenn mal eben 170 Mitglieder dazukommen“, sagt der Zweite Vorsitzende Peter Stein. Dies fange bei der Mitgliederbetreuung wie Geburtstagsgratulationen oder Beerdigungen an, gehe weiter bei der unterschiedlichen Art der Vorstandsarbeit beider Familien.
„Wir haben schon vor längerer Zeit ein System der ,Kümmerer‘ eingeführt“, erklärt Vorstandsmitglied Thommy Schneider. „Das heißt, es passiert vieles unabhängig von dem jeweiligen Vorsitzenden.“ Bei St. Barbara habe sich in den vergangenen Jahrzehnten vieles auf eben diesen Vorsitzenden konzentriert, ergänzt Schild. „Das ist überhaupt keine Wertung. Aber da sind natürlich unterschiedliche Erwartungshaltungen, die bei einer Fusion Probleme mit sich bringen.“
Man verstehe die Sorgen und Nöte der Kolpingbrüder in Niederlahnstein, betont man. „Und wir hoffen, dass sich eine gute Lösung findet, damit Kolping St. Barbara weiter bestehen kann“, unterstreicht der Vorsitzende. Den Schwarzen Peter zuschieben wolle man sich aber auch nicht lassen. „Ich denke, unsere Entscheidung ist begründet und auch zu akzeptieren.“
Trägt Alternativmodell?
Ferdinand Müller hofft derweil, dass das Alternativmodell von den Mitgliedern mitgetragen wird und Kolping St. Barbara eine Zukunft hat. Die Enttäuschung über die gescheiterten Gespräche für eine Fusion sitzt trotzdem tief. „Dass zwei christliche Vereine, deren Leitwort ,Gemeinsam sind wir Kolping‘ heißt, sich nicht annähern können, ja dass von einem Vorstand entgegen dem Wunsch der meisten Mitglieder nicht einmal der Versuch unternommen wurde, finde ich persönlich sehr enttäuschend.“ Auch der Präses, Pfarrer Armin Sturm, und der Diözesanverband Limburg hätten sich für eine Fusion ausgesprochen, sagt Müller. Doch die wird es – zumindest vorerst – in Lahnstein erst mal nicht geben.