Hieß es zunächst, dass das Grundstück nur unmittelbar an den alten Friedhof angrenzt, klärte Thomas J. Scheid in einem Leserbrief darüber auf, dass dies mitnichten so ist. Nach intensiven Nachforschungen im Katasteramt in St. Goarshausen ist für ihn zweifelsfrei belegt, dass die Stiftung Scheuern das Wohnhaus für geistig Behinderte Menschen auf dem Gelände des alten Friedhofs in Lahnstein errichtet.
So erklärt sich für ihn auch der säckeweise Gebeinfund, wie Scheid im Leserbrief weiter schreibt, und erinnert in diesem Zusammenhang an den Bau der Schulsportanlage in direkter Nachbarschaft, bei dem seinerzeit ebenfalls Gebeine gefunden wurden, die dann „in einer ökumenischen Beisetzung auf dem Friedhof Braubacherstraße beerdigt“ wurden.
Knochenteile auf Lkw
Nun schilderte unser Leser Walter Faust seine Beobachtungen in einem Leserbrief. Ihm zufolge lagen beim Abtransport des Erdaushubs auf den Lkw „viele menschliche Knochenteile, und zwar bei jedem Abtransport“. Gleichzeitig habe er beobachtet, wie ein Bauarbeiter sich bemühte, möglichst viele Skelettteile aufzusammeln und in Papiersäcken einzusammeln, um sie in einer Dixietoilette zwischenzulagern.
CDU greift Thema auf
Nun greift auch die CDU-Fraktion im Lahnsteiner Stadtrat diese Thematik in einer Anfrage an Oberbürgermeister Lennart Siefert auf. In der kommenden Stadtratssitzung am 3. Juni wünscht sie Antworten auf folgende Fragen:
- Ist es zutreffend, dass Arbeiter auf der Baustelle Skelettteile einsammeln und in Papiertüten lagern?
- Skeletteile sind als sterbliche Überreste zu behandeln und zu achten. Stellt die Vornahme eigenmächtiger Handlungen (wie das Sammeln der Überreste) nicht eine Straftat nach Paragraf 168 StGB dar?
- Und ist es nicht die Pflicht der Verwaltung, Arbeiter davor zu schützen und die Bergung der Überreste selbst vorzunehmen?
- Wie ist er Umgang mit der Totenruhe konkret geregelt?
Faust schreibt von einem „pietätlosen“ Verhalten seitens der Stadt und der Stiftung Scheuern, die er als eine Störung der Totenruhe empfindet. Auch Scheid forderte in seinem Leserbrief, dass die nun zutage geförderten Gebeine zumindest in das schon bestehende Grab auf dem Lahnsteiner Friedhof beigesetzt werden sollten –„anonym geht gar nicht“, postuliert er.