Bagger fördert bei Arbeiten auf altem Friedhof Knochen zutage - CDU-Fraktion stellt Anfrage an Oberbürgermeister
Knochenfunde auf Baustelle in Lahnstein: Wie ist Totenruhe konkret geregelt?
Bei Bauarbeiten in der Sebastianusstraße in Lahnstein sind menschliche Knochen gefunden worden. Einige RLZ-Leser machen sich Sorgen, ob würdevoll mit den Überresten umgegangen wird. Die CDU-Stadtratsfraktion hat zu diesem Thema eine Anfrage an Oberbürgermeister Lennart Siefert gestellt. Foto: Tobias Lui
tl

Lahnstein. Die Arbeiten für den Bau eines Wohnhauses für geistig behinderte Menschen in der Sebastianusstraße haben begonnen. Dabei wurde nicht nur viel Erdreich bewegt, der Bagger förderte dabei auch unzählige menschliche Knochen zutage.

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Hieß es zunächst, dass das Grundstück nur unmittelbar an den alten Friedhof angrenzt, klärte Thomas J. Scheid in einem Leserbrief darüber auf, dass dies mitnichten so ist. Nach intensiven Nachforschungen im Katasteramt in St. Goarshausen ist für ihn zweifelsfrei belegt, dass die Stiftung Scheuern das Wohnhaus für geistig Behinderte Menschen auf dem Gelände des alten Friedhofs in Lahnstein errichtet.

So erklärt sich für ihn auch der säckeweise Gebeinfund, wie Scheid im Leserbrief weiter schreibt, und erinnert in diesem Zusammenhang an den Bau der Schulsportanlage in direkter Nachbarschaft, bei dem seinerzeit ebenfalls Gebeine gefunden wurden, die dann „in einer ökumenischen Beisetzung auf dem Friedhof Braubacherstraße beerdigt“ wurden.

Knochenteile auf Lkw

Nun schilderte unser Leser Walter Faust seine Beobachtungen in einem Leserbrief. Ihm zufolge lagen beim Abtransport des Erdaushubs auf den Lkw „viele menschliche Knochenteile, und zwar bei jedem Abtransport“. Gleichzeitig habe er beobachtet, wie ein Bauarbeiter sich bemühte, möglichst viele Skelettteile aufzusammeln und in Papiersäcken einzusammeln, um sie in einer Dixietoilette zwischenzulagern.

CDU greift Thema auf

Nun greift auch die CDU-Fraktion im Lahnsteiner Stadtrat diese Thematik in einer Anfrage an Oberbürgermeister Lennart Siefert auf. In der kommenden Stadtratssitzung am 3. Juni wünscht sie Antworten auf folgende Fragen:

  • Ist es zutreffend, dass Arbeiter auf der Baustelle Skelettteile einsammeln und in Papiertüten lagern?
  • Skeletteile sind als sterbliche Überreste zu behandeln und zu achten. Stellt die Vornahme eigenmächtiger Handlungen (wie das Sammeln der Überreste) nicht eine Straftat nach Paragraf 168 StGB dar?
  • Und ist es nicht die Pflicht der Verwaltung, Arbeiter davor zu schützen und die Bergung der Überreste selbst vorzunehmen?
  • Wie ist er Umgang mit der Totenruhe konkret geregelt?

Faust schreibt von einem „pietätlosen“ Verhalten seitens der Stadt und der Stiftung Scheuern, die er als eine Störung der Totenruhe empfindet. Auch Scheid forderte in seinem Leserbrief, dass die nun zutage geförderten Gebeine zumindest in das schon bestehende Grab auf dem Lahnsteiner Friedhof beigesetzt werden sollten –„anonym geht gar nicht“, postuliert er.

Von Mira Zwick

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