Lehrreich Ortsgemeinde Misselberg stellt zwei Tage lang Knautheiche und Misselblumenwiese in den Mittelpunkt ihrer Frühjahrsaktion
Knautheiche und Misselblumenwiese im Mittelpunkt: Gemeinde macht ihre Naturdenkmäler erlebbar
Ein imposantes Naturdenkmal im Misselberger Wald ist die Knautheiche mit ihrem rund sieben Meter im Umfang messenden Stamm. Der knapp 500 Jahre alte Baum ragt mehr als 30 Meter in die Höhe. Foto: Norbert Schmiedel
Norbert Schmiede

Misselberg. Misselberg ist eine eigentlich beschauliche 100-Seelen-Gemeinde, die am Wochenende ihre beiden Naturdenkmäler gefeiert hat: die Misselblumenwiese und die Knautheiche. Zwei Besonderheiten, die im Frühjahr Besucher, Wanderer und ganze Familien in den kleinen Ort locken.

Unter dem Motto „Den Frühling erleben am Denkmal der Natur“ wurden die beiden Naturschätze in diesem Jahr in besonderem Maße hervorgehoben. Die Misselblume ist eine wild wachsende gelbe Narzisse, die sich auf einer Fläche von rund einem Hektar am Ortsrand ausbreitet und bei voller Blütenpracht einen gelben Teppich bildet. Es geht die Sage, dass dereinst Mönche aus Spanien dieses Zwiebelgewächs mitgebracht und ausgepflanzt haben. Aber das ist nicht gesichert, wie Stefan Eschenauer, Referent des Naturparks Nassau, vor Ort erklärte.

Sicher ist nur, dass sich diese Narzisse die Wiesenhänge am Ortsrand als ihren einzigen Standort östlich des Rheins zu eigen gemacht hat. Weitere Vorkommen gibt es nur im westlichen Teil von Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Und da das Misselblumenvorkommen im Naturpark Nassau liegt, gab es bei Stefan Eschenauer noch etliche weitere Informationen zum Naturpark mit seiner Flora und Fauna.

Wie zu erfahren war, steht der Wiesengrund seit 1994 unter Naturschutz und darf nicht betreten werden. Die Misselblume zu pflücken oder gar auszugraben ist absolut verboten. Bis vor 40 bis 50 Jahren war diese schöne Blume sogar vor der Ausrottung bedroht, und die Misselberger mussten ihren Schatz regelrecht bewachen. Von der gelben Blütenpracht war am Wochenende noch nicht viel zu sehen, denn die frostigen Temperaturen der vergangenen Wochen hielten ihr Wachstum noch zurück. Aber wenn in den nächsten Tagen Sonne und Wärme als Triebkraft einsetzen, werden die Narzissen nur so sprießen, und das Naturwunder wird sich in seiner ganzen Schönheit zeigen.

Nur einen Steinwurf weit entfernt steht eine mächtige Eiche. Ihr wird ein Alter von 400 bis 500 Jahren zugesprochen. Die Traubeneiche wurde 2004 als Naturdenkmal benannt. Ihren Namen hat sie von einem Kurgast namens Knauth, der Anfang des 20. Jahrhunderts Misselberg besuchte. Dieser majestätische Baum als ein Blickfang im Misselberger Wald war Thema des Waldpädagogen des Forstamtes Lahnstein, Willi Bausch-Weis. Er stellte sich an den Stamm und wurde trotz seiner nicht geringen Körpergröße beinahe zu einem Winzling. In Brusthöhe maß der Stamm sieben Meter im Umfang, und mit dem 18 Meter hohen Stamm maß der gesamte Baum mit der Krone gut über 30 Meter.

Aber diese Eiche war nicht das Einzige, was Bausch-Weis vorzustellen hatte. Er hatte gerade für Kinder einen Pirschpfad zwischen den Bäumen angelegt, auf dem die Kleinen weitere Baumarten erkennen sollten. Auf und neben den Bäumen hatte der Pädagoge Silhouetten und Bilder von Wildtieren platziert. Auch die sollten bestimmt werden. Da waren sogar einige Erwachsene überfragt. Anhand von etlichen Baumscheiben unterschiedlicher Größe demonstrierte Bausch-Weis spielerisch das Wechselspiel zwischen Naturverjüngung, Heranwachsen und Holzernte.

Das Ziel war, immer darauf zu achten, dass dem Wald nur so viel Holz entnommen wird, wie nachwächst. „So wird den Kindern und auch manchem Erwachsenen der Begriff der Nachhaltigkeit besonders deutlich“, sagte Bausch-Weis. Wie viel Holz pro Baum im Misselberger Wald jährlich nachwächst, demonstrierte Bausch-Weis anhand eines aus einer Fichte geschnittenen Quaders mit einer Kantenlänge von etwa 20 Zentimetern. Wer also in Misselberg den Frühling am Denkmal der Natur erlebte, der hatte über vieles nachzudenken. Dazu bot sich im Gemeindehaus bei Kaffee und Kuchen die beste Gelegenheit.

Von unserem Mitarbeiter Norbert Schmiedel

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