In der Hauptstadt läuft die Berlinale, in Nassau waren es Kurzfilme, die einem interessierten Publikum im AWO-Zentrum vorgeführt wurden. Wie bei einem großen Festival wurden auch dort die Werke von einer Jury bewertet und ausgezeichnet. Dabei ging es um eine Veranstaltung der Landesverbände deutscher Filmautoren aus Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland.
„Es sind etliche der Filmemacher hier versammelt. Unter ihnen findet ein angeregter Austausch statt“, erklärte Friedrich Büssow, der zusammen mit Herbert Baum kürzlich das Festival in der AWO vorgestellt hatte. „Jeder will vom andern wissen, wie er das gemacht hat“, führt Friedrich Büssow zu den Fachsimpeleien unter den Filmfreunden aus. „Die Filmemacher sind oft Einzelgänger“, ergänzt er. Da schätzt man es, wenn es bei einem Festival zur Begegnung mit anderen Kreativen kommt und man andere Autoren kennenlernen kann.
Jury zeigte sich kompetent und motiviert
Die 27 Kurzfilme wurden von einer fachkundigen Jury unter die Lupe genommen. Geleitet wurde die Jury von Horst Bast (Merchweiler). Die weiteren Mitglieder waren Jürgen Baquet (Blieskastel), Rainer Drews (Stade), Werner Mohr (Taunusstein), Brigitte Seck (Nassau) und Karl-Heinz Weckler (Höchen). Nach der Vorführung der ersten acht Filme wurde eine Pause eingelegt, in der die Jury eine Zwischenbilanz zog. Dabei wurde schnell deutlich, dass alle mit viel Kompetenz und einem scharfen Blick auf die präsentierten Streifen ans Werk gingen. Zum „Kindheitstraum“, einem Beitrag über eine Gartenbahn, hieß es, dass man an die eigene Kindheit und an Zugfahrten mit der großen Bahn erinnert wurde. Andererseits wurden aber auch eine mangelnde Struktur und fehlende Höhepunkte des Films beanstandet. Beim Film über den Hanauer Mainhafen konnten einige Jurymitglieder interessante Einblicke in den Arbeitsablauf erkennen und loben, andere kritisierten einen eher stockenden Erzählfluss.
Hin und her ging es mit den Meinungen auch zur „Faszination Tierwelt“. Rainer Drews fand die eingesetzte Musik unpassend. „Man hätte ruhig hier und da die Schere ansetzen können“, merkte Jürgen Basquet an, der das häufige Zeigen von Fuchs und Igel übertrieben fand. Beim Beitrag „Vorsätze“ schätze Brigitte Seck die Symbolik und Jürgen Baquet hob hervor, dass der Filmemacher nicht auf Klischees gesetzt hat. Weit auseinander drifteten die Meinungen zum kurzen Spielfilm „Above“, bei dem es um einen Albtraum von einer Person ging, die im Aufzug stecken geblieben ist. Hinterfragt wurde, wie es möglich sein kann, dass jemand in den vierten Stock fahren will, dann stecken bleibt und anschließend 15 Stockwerke in den Abgrund saust – so viele Tiefgeschosse hatte das Gebäude gar nicht.

Begeisterung kam hingegen über einen Beitrag zum Buddhismus auf, der als filmisch ausgereift und zudem lehrreich angesehen wurde. Gelobt wurde dabei, dass die Geschichte nicht ins Kitschige abgleitet. Rätsel gab der Kurzfilm „Das Spiel“ der Jury auf. Dabei werden zwei Schauspieler nach der Probe im Theater eingeschlossen, was teils als Fortsetzung des im Film gezeigten Theaterstücks aufgefasst wurde. Auch über die weiteren Filme durfte ausführlich debattiert werden.
Am Ende kam die Jury zu dem Schluss, dass der Dokumentarfilm „Klimaschutz ade“ von Gerhard Kreysa (Eppstein, Wiesbadener Filmkreis) mit dem Ehrenpreis als bester Film des Wettbewerbs ausgezeichnet wurde. Die beiden fiktiven Stoffe „Artur kämpft“ von Nicola Bläs und „Der Geschmack des Frühlings“ von Thomas Scherer erhielten Wanderpreise des Landesverbands Saarland/Rheinland-Pfalz. Weitere erste Preise gingen an „Bildachsen 13“, Dokumentarfilm von Gerhard Kreysa, „Gelebter Buddhismus“ von Klaus Wilkerling, „Palais ideal – Das Bauwerk von Ferdinand Cheval“ von Stephan Vogel, „Biotop aus zweiter Hand“ von Hans-Peter Fischer und an „Gegen den Strich“ von Klaus Schardt. Hinzu kamen etliche zweite und dritte Preise bei dem Festival, das in Nassau viele Zuschauer begeistert haben dürfte.