Ohne ein ganz bestimmtes Gerät ging bei diesem Vor-Ort-Termin gar nichts. Gemeint ist natürlich der Spaten, der hier in gleich siebenfacher Ausführung zum Ausdruck brachte: Jetzt geht es endlich los mit dem Erweiterungsbau für die Kindertagesstätte Zwergenhaus in Weisel.
Denn das hätte, nachdem die Baugenehmigung bereits vorlag, eigentlich schon im März oder sogar Februar der Fall sein sollen, berichten die Akteure des symbolträchtigen Spatenstichs. Dazu zählten neben Ortsbürgermeister Hubert Erdkamp und dem für die Geschäftsbereiche Bauhof und Kita zuständigen Ersten Beigeordneten Benjamin Kappus auch VG-Bürgermeister Mike Weiland, der Dörscheider Ortschef Oliver Rink, Jens Rudhard von der gleichnamigen ortsansässigen Bauunternehmung, Christof Heil vom Architekturbüro Heil aus Nastätten und natürlich Kitaleiterin Andrea Rörig.
Räumlichkeiten sind inzwischen zu klein
Der Baubeginn hat sich wegen Formalitäten um vier Monate verzögert. Jetzt aber sind sie auf der Zielgeraden für ein Vorhaben, das in erster Linie dem im Oktober 2021 in Kraft getretenen neuen Kita-Gesetz des Landes Rheinland-Pfalz geschuldet ist. Dieses schreibt unter anderem ein Mittagsessensangebot in einer separaten Mensa, gesonderte Schlafplätze und nicht zuletzt, ab August 2026, einen Rechtsanspruch auf eine achtstündige Ganztagsbetreuung an allen fünf Werktagen vor.
Viele Kitaträger zwingt das zum Handeln, da sich diese Anforderungen in den bestehenden Räumlichkeiten nur schlecht oder überhaupt nicht umsetzen lassen. So auch die Ortsgemeinde als „Zwergenhaus“-Trägerin: In der Weiseler Kita essen die Kinder aktuell noch in den drei Gruppenräumen, die Küche ist eigentlich zu klein, und einen richtigen Aufenthaltsraum für die Erzieherinnen gibt es auch nicht.
„Die Grundfläche der Kita verdoppelt sich nahezu.“
Ortsbürgermeister Hubert Erdkamp.
Das wird sich jetzt ändern. Zum einen wird das circa 30 Meter lange Gebäude auf der kompletten Länge bis zur Schulstraße hin erweitert. Dort werden künftig neben der Mensa mit ihren bis zu 60 Sitzplätzen auch eine Küchenerweiterung, ein Sozialraum für das Küchenpersonal, Aufenthalts- und Schlafräume sowie ein neuer Gruppenraum Platz finden. Wobei es hier bei der Gesamtzahl 3 bleibt: Einer der bisherigen Gruppenräume fällt künftig flach und wird in Nebenräume für die bestehenden Gruppenräume aufgeteilt – auch diese Anforderung, dass es zu jedem Gruppen- einen Nebenraum geben muss, ergibt sich aus dem neuen Gesetz. Und: Im Bestand wird ein Personalraum mit Küchenecke, Umkleide und eigenen WCs Quartier beziehen. Damit nicht genug: Auch zur Jahnstraße hin expandiert das Zwergenhaus. Dort wird ein Mehrzweckraum angebaut.
„Die Grundfläche der Kita verdoppelt sich nahezu“, verdeutlicht Ortsbürgermeister Hubert Erdkamp die Dimension des Vorhabens, während der Erste Beigeordnete Benjamin Kappus auf die finanzielle Seite der Kita-Erweiterung eingeht: „Die Gesamtmaßnahme kostet 1,4 Millionen Euro, von denen 456.000 Euro über eine Förderung aus Landesmitteln abgedeckt sind. Auch eine Kreisförderung in Höhe der maximal möglichen 40 Prozent der Restsumme ist beantragt, steht aktuell aber noch aus.“
Auch Kinder aus Dörscheid besuchen das Zwergenhaus
So oder so bleibt noch ein dicker Brocken für die Kommune. Oder besser gesagt, für die beiden Kommunen: Denn wie die Anwesenheit von Ortsbürgermeister Oliver Rink beim Spatenstich erahnen lässt, besuchen auch Kinder aus Dörscheid das Weiseler Zwergenhaus. Einen Kindergarten-Zweckverband als Träger, über den die finanzielle Aufteilung geregelt wäre, gibt es in diesem Fall zwar nicht. Aber: Die beiden Nachbargemeinden haben eine Vereinbarung getroffen, nach der Dörscheid, unter anderem proportional zu den Einwohnerzahlen gerechnet, ein Drittel der Kosten übernimmt.
Ende dieses Jahres soll sie dann fix und fertig sein, die Kita-Erweiterung. Sie erfüllt nicht nur die Anforderungen des Kita-Gesetzes, sondern ermöglicht voraussichtlich auch eine „Aufstockung“, wie Andrea Rörig erläutert. „Zusätzlich zu den bereits bestehenden 52 Plätzen, die in drei Gruppen aufgeteilt sind, werden wir vier weitere Plätze beantragen“, so die Kitaleiterin, die die Zwergenhaus-Kinder aktuell mit elf weiteren Erzieherinnen, zwei Auszubildenden und einer Hauswirtschaftskraft betreut.
„ Die Umsetzung des Gesetzes macht die Kitas zukunftsfähig und damit die Dörfer als Wohnorte für Familien attraktiver.“
Die Vertreter der beteiligten Kommunen.
Es ist also einiges in Gang – nicht nur in Weisel, sondern auch andernorts in der Verbandsgemeinde Loreley. Auch in Kaub und in Weyer, wo sich die Kindertagesstätten in Trägerschaft der evangelischen Kirche befinden, stünden aktuell im Zusammenhang mit dem neuen Kita-Gesetz ähnliche Baumaßnahmen wie in Weisel an, nennt VG-Bürgermeister Mike Weiland zwei Beispiele.
Eines ist bei alledem klar: Die Umsetzung der neuen gesetzlichen Anforderungen bereitet zwar eine Menge Arbeit, und kostengünstig ist sie auch nicht gerade. Aber, so betont unter anderem Architekt Christof Heil: „Für die Kinder bietet sie eine höhere Qualität, weil sie jetzt zum Beispiel Anspruch auf ein warmes Essen haben. Und für die Eltern, die heute in den meisten Fällen beide berufstätig sind, bringt sie eine größere Freiheit mit sich.“ Ein Gedanke, dem auch die Vertreter von Verbands- und Ortsgemeinde, aus ihrer Sicht betrachtet, beipflichten: „Die Umsetzung des Gesetzes macht die Kitas zukunftsfähig und damit die Dörfer als Wohnorte für Familien attraktiver.“