Hilfe auch im Alltag
Kinderschutz: Musikprojekt an Kita in Lahnstein
„Meine Grenze, deine Grenze – Stopp und Nein“: Immer freitags wird in der evangelischen Kita Allerheiligenberg in Niederlahnstein ein Präventionsprojekt durchgeführt. Die Kinder profitieren davon auch in ihrem Alltag.
Kita/Vera Matison

Schutzkonzepte in Kitas dienen dem Schutz von Kindern vor jeglicher Form von Gewalt und Missbrauch. Kern des Präventionskonzeptes der Kita Allerheiligenberg in Niederlahnstein sind die Freunde „Stopp“ und „Nein“.

Lesezeit 3 Minuten

Kinderschutz ist ein hohes Gut, welches in den vergangenen Jahren gerade an Schulen und Kitas eine immer größere Bedeutung gewonnen hat. So auch in der evangelischen Kita Allerheiligenberg in Niederlahnstein. Dort führt das Erzieherteam immer freitags das Präventionsprojekt „Meine Grenze, deine Grenze – Stopp und Nein“ durch. Ziel ist es, Kindern Handwerkszeug an die Hand zu geben, mit dem sie sich im Notfall und bei Übergriffen gewaltfrei zur Wehr setzen können. „Damit haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht“, berichtet Kita-Leiterin Steffi Krampen unserer Zeitung und erklärt die Hintergründe.

Jede Kita in Rheinland-Pfalz benötigt ein Schutzkonzept, um eine Betriebserlaubnis zu erhalten. „Es dient der Prävention und dem Schutz der Kinder, indem es für Faktoren und Anzeichen von Kindeswohlgefährdung sensibilisiert und klare Handlungsweisen bei Verdacht oder Vorliegen von Gewalt vorsieht“, beschreibt Krampen. Auch für die Landeskirche der evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) sei der Kinderschutz und dessen Umsetzung von großer Wichtigkeit. „So werden Mitarbeitende regelmäßig geschult und können sich jederzeit Beratung und Unterstützung beim dort eigens eingerichteten Kinderschutzdienst einholen.“

Es muss deutlich gesagt werden, dass neben Übergriffen durch Erwachsene auch das Thema Übergriffe unter Kindern in den Blick genommen wird.
Stefanie Krampen zum Projekt der Kita

Dabei gehe es um Risikoanalysen, Handlungs- und Notfallpläne, Beschwerdemanagement, Krisenpläne bei Kindeswohlgefährdung, Sensibilisierung, Erziehungspartnerschaft – „und ganz wichtig, die Prävention“, wie Krampen unterstreicht. „Wobei deutlich gesagt werden muss, dass neben Übergriffen durch Erwachsene auch das Thema Übergriffe unter Kindern in den Blick genommen wird.“ Beißen, treten, schubsen sind gewaltsame Handlungen, „die nicht geduldet werden dürfen“.

Kinder der Kita Allerheiligenberg werden von den zwei Freunden „Stopp“ und „Nein“ begleitet.
Kita Allerheiligenberg/Stefanie Krampen

„Mein Körper gehört mir“ – vielen ist der nun schon mehr als 25 Jahre alte Slogan der Pro Familia noch ein Begriff. Das Team der Kita Allerheiligenberg greift dies in einem immer freitags stattfindenden Präventionsprojekt „Meine Grenze, deine Grenze – Stopp und Nein“ auf, bei dem die Kinder Handwerkszeug an die Hand bekommen, mit dem sie sich im Notfall und bei Übergriffen angemessen, also gewaltfrei zur Wehr setzen können.

Mit selbst geschriebenen und gezeichneten Geschichten aus dem Kita-Alltag greifen die pädagogischen Fachkräfte dieses Thema auf und befähigen die Kinder, sich in Notfällen unter Kindern Hilfe zu suchen. Hierbei werden sie von den zwei Freunden „Stopp“ und „Nein“ begleitet. Ein eigens von der Kita dazu geschriebenes und vertontes Lied mit entsprechenden Handbewegungen gibt auch den Jüngsten die Möglichkeit, sich bemerkbar zu machen: „Stopp, Nein, ich will das nicht, lass das sein …“

Zwei Worte, die die Kinder zur Not anwenden können

So hören und sehen Freunde und Erwachsene, dass ein Kind in Not ist und Hilfe benötigt. „Es handelt sich hier um ein Notsignal und Wörter, die Kinder auch nur in der Not anwenden sollen“, betont Leiterin Krampen. „Dies wissen die Kinder und unterstützen sich gegenseitig.“ Besonders freut sie, auch Rückmeldungen von Eltern zu erhalten, dass die Kinder das Gelernte auch im Alltag anwenden würden, beispielsweise wenn ihnen die Verkäuferin ungefragt über die Wange streichelt. „Denn auch eine solch ungefragte Handlung stellt eine Übergriffigkeit dar.“

Erwachsene würden dann manchmal in Erklärungsnot geraten, empfinden die Reaktion ihres Kindes vielleicht als unangenehm. „Doch es ist notwendig, dass Kinder lernen, Nein zu sagen und sich bemerkbar machen, wenn ihnen eine Situation komisch erscheint. Dies ist gelebter Kinderschutz.“ Die Kitaleiterin freut sich, mit dem Lied „Ich hab zwei Freunde, Stopp und Nein …“ und zwei weiteren getexteten Songs zum Kinderschutz aktiv beitragen zu können. „Wir überlegen sogar, das Projekt einem Schutzbeauftragtendienst zur Nachahmung anzubieten.“

Top-News aus der Region