Vier Liedermacher begeistern Schüler in Workshops und Konzerten
Kinderliedermacherfestival zu Gast in Singhofen: Musik von Ferri & Co zieht Kids in ihren Bann
Bei den lebhaften Liedern der Festival-All-Stars hält es die meisten Kinder in Singhofen nicht auf ihren Plätzen.
Carlo Rosenkranz

Aus Frankfurt, Bielefeld und Berlin kommen die vier Kinderliedermacher, die am Mittwochmorgen auf der Bühne der Mehrzweckhalle in Singhofen stehen. Zumindest für Georg Feils, den alle Ferri nennen, ist es dennoch eine Art Heimspiel. Denn in dem Taunusort hat 2016 das begonnen, was heute schon ein fester Bestandteil des Jahresablaufs vieler Kinder rund um Nassau und Singhofen ist. Zum sechsten Mal ist das von dem Frankfurter ins Leben gerufene Kinderliedermacherfestival für mehrere Tage zu Gast.

Bei den lebhaften Liedern der Festival-All-Stars hält es die meisten Kinder in Singhofen nicht auf ihren Plätzen.
Carlo Rosenkranz

Beim ersten Mal war es „nur“ ein Projekt der Singhofener Grundschule und der Oranienschule, doch der damalige VG-Bürgermeister Udo Rau erkannte in der Begeisterung der Kinder den Wert kindgerechter musikalischer Darbietungen. Seitdem geben Ferri und wechselnde Mitstreiter nicht nur Konzerte für Kinder im Grundschulalter in Nassau und Singhofen. Sie gehen auch zu Workshops in die Klassen, und Ferri ist zudem immer wieder in den Kindertagesstätten der früheren VG Nassau zu Besuch. Die Stiftung Bildungspakt für Nassau stellt die Finanzierung sicher.

Nicht einmal Corona hat es verhindern können, dass das Festival zuverlässig Jahr für Jahr stattfinden konnte. 2020 waren Ferri und seine Kollegen im März an der Lahn. Das Konzert in der Nassauer Stadthalle war das letzte, das er im vergangenen Jahr spielen konnte. Nur wenige Tage später wurden die Schulen wegen der Pandemie geschlossen, Massenveranstaltungen wurden verboten. Auch jetzt ist das vom Frühjahr in den Herbst verschobenen Gastspiel im Taunus wieder etwas Besonderes.

Anders als sonst sind Ferri, Astrid Hauke (Lieselotte Quetschkommode) sowie Jens Brix und Christoph Clemens (Ich & Herr Meyer) zunächst in Frankfurt aufgetreten. Aufgrund der Corona-Auflagen stand das Publikum im Freien, während Ferri und Co an den Fenstern des Holzhausenschlösschens musizierten. „Das war für uns wie eine Wiedergeburt nach dem Lockdown“, sagt Christoph Clemens.

Georg „Ferri“ Feils am Bass und Christoph Clemens alias sowie „Herr Meyer“ Jens Brix und Astrid Hauke alias Lieselotte Quetschkomode in Aktion in der Singhofener Mehrzweckhalle.
Carlo Rosenkranz

In Singhofen spielt das Quartett zum ersten Mal klassisch in einer Halle vor Publikum. Doch der Infektionsschutz fordert auch hier Zugeständnisse. Anstatt eines Konzerts für Grund- und Sprachheilschule gemeinsam, gibt es zwei Auftritte vor kleinem Publikum. Der Stimmung tut das keinen Abbruch. „Ich habe kein einziges gelangweiltes Gesicht gesehen“, schildert Ferri, was er während des ersten Konzerts an diesem Morgen von der Bühne aus beobachtet hat in der Pause vor dem nächsten Auftritt.

In der Tat haben alle Kinder das Geschehen auf der Bühne der Mehrzweckhalle vom ersten Moment an fest im Blick. Wenn Jens Brix eher schräge Töne auf seiner Trompete und anschließend auf einem Miniaturblasinstrument spielt, lachen sie sich schier kaputt. Ein Augenblick Stille herrscht erst, als sich Christoph Clemens und Astrid Hauke von hinten anschleichen. Die Spannung entlädt sich sogleich in lauten „Pass auf!“-Rufen, die natürlich ungehört bleiben, sodass sich der Trompeter herrlich erschreckt. Die Frage: „Wer fehlt?“ wird aus allen Kehlen zugleich mit einem lauten „Ferri“ beantwortet.

Die Vertrautheit der Kinder mit den Künstlern ist groß, denn die vier Musiker waren am Dienstag für Workshops in den einzelnen Klassen, die in der Oranienschule zum Teil gerade einmal acht Kinder zählen, zu Gast.

Auch die seit Jahren gepflegte Kontinuität trägt erkennbare Früchte. „Viele kennen mich schon aus dem Kindergarten“, erklärt Georg „Ferri“ Feils das besondere Verhältnis zwischen ihm und den heutigen Grundschülern. Schließlich ist er immer wieder in den Kitas der Region, um das pädagogische Personal fortzubilden und mit den Kindern zu musizieren. Bei den Festivalauftritten in Frankfurt und in der Lahn-Diaspora steht Ferri nie allein auf der Bühne.

Carlo Rosenkranz

Jedes Jahr lädt er Kollegen ein – in der Regel drei –, die bereit sind, das Wagnis einzugehen und gemeinsam als Band zu agieren. Keine Selbstverständlichkeit für hauptberufliche Kinderliedermacher, die normalerweise als Marke für sich stehen. „Wir sind eigentlich alle Leittiere“, sagt Astrid Hauke. Ferri jedoch verstehe es, aus Individualisten für die Zeit des Festivals ein Team zu formen. Eindeutiges Zeichen dafür: „Man kann während des Konzerts nicht zuordnen, wer von uns welches Stück geschrieben hat“, sagt Lieselotte Quetschkommode.

Wie immer sind Ferris Mitstreiter aus der ersten Liga der deutschsprachigen Kinderliedermacher. Astrid Hauke zum Beispiel ist mehrfach ausgezeichnet worden. Für ihr Lied „Tanzende Flammen“ wurde sie bereits 2016 mit einem Gold Award belohnt, im vergangenen Jahr gewann sie beim Nürnberger Kinderliederwettbewerb für „Einfach weil ich kann“ den ersten Preis. Beide Titel spielt das Festival-Ensemble auch in Singhofen und Nassau. Ich und Herr Meyer haben sich 2021 in die Preisträger des Nürnberger Wettbewerbs eingereiht. Mit „Frühling kommt yeah“ setzten sie sich gegen mehr als 60 Mitbewerber durch.

Es sind also stets gestandene Kinderliedermacherprofis, die in Singhofen und Nassau mit und für die Kleinen musizieren. Dennoch ist das Geschehen hier alles andere als Routine für sie. „Es ist total berauschend für uns, wie wir hier empfangen werden und welche Wertschätzung uns entgegengebracht wird“, sagt Astrid Hauke alias Lieselotte Quetschkomode. Auch Ich und Herr Meyer sind sich einig, dass die Kombination aus Workshops und Konzerten „einfach toll“ ist. „Die Kinder haben richtig Lust darauf“, sagen sie.

„Im nächsten Jahr kommen wir wieder. Versprochen!“, ruft Ferri nach dem letzten Lied ins junge Publikum. Wie vor der Pandemie soll die große Kinderliedermachersause an der Lahn und auf der Taunushöhe dann wieder im März steigen. „Der Termin steht bereits fest und die Band habe ich auch zusammen“, lässt Ferri wissen, bevor er nach dem Konzert mit den anderen Musikern das Equipment abbaut. 2022 wird er mit Dominik Merscheid und dem Duo Griffelknopf zurückkehren.

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