Einer der Bewerber ist wie erwartet das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) Medicum Mittelhessen, wie Geschäftsführer Alexander Emmerson dieser Zeitung bestätigte. Über den zweiten Bewerber gibt die Kreisverwaltung auf Anfrage dieser Zeitung keine Auskunft. Der Landkreis prüfe nun beide Bewerbungen, auch mit Blick darauf, ob sie mit den Förderrichtlinien der Stadt Limburg vereinbar sind, teilte die Kreisverwaltung mit.
Eine Lücke klafft in Höhe von mehreren Hunderttausend Euro
Bekanntlich wollen der Landkreis und die Stadt Limburg mit getrennten Förderprogrammen den Aufbau eines Medizinischen Versorgungszentrums für Kinderheilkunde in der Kreisstadt finanziell unterstützen. Das vor dem Hintergrund, dass alle vier Limburger Kinderärzte zum 1. Oktober ihre Kassensitze zurückgegeben haben und rund 6000 gesetzlich Versicherte sich dann einen neuen Kinderarzt suchen müssen. Laut Auskunft der Stadt Limburg hat sich um das von ihr aufgelegte Förderprogramm bisher lediglich Medicum Mittelhessen beworben. Das Programm war erst Ende Juni nach zähem Ringen in den politischen Gremien auf den Weg gebracht worden.
Selbst im Falle einer Zusage erscheint indes fraglich, ob die beiden Förderprogramme überhaupt ausreichen, um das gewünschte MVZ in Gang zu setzen. „Wir wissen bisher gar nicht, um welche Beträge es bei dem Förderprogramm des Landkreises geht“, sagt MVZ-Geschäftsführer Emmerson. Anders sieht es bei der Stadt Limburg aus, die einmalig 50.000 Euro als Zuschuss und 100.000 Euro als zinsfreies Darlehen in Aussicht gestellt hat. Dazu Emmerson: „Das ist deutlich weniger als gedacht.“ Nach früheren Gesprächen mit Vertretern der Stadt sei er von einem deutlich höheren Zuschuss ausgegangen. Von einem zinsfreien Darlehen, das ja nach einer gewissen Zeit zurückgezahlt werden müsse, sei nie die Rede gewesen. Daher komme es nun darauf an, so Emmerson, wie hoch die Förderung des Kreises ausfällt. In seinen Förderrichtlinien hat der Kreis festgelegt, dass er sich lediglich zur Hälfte an der Anschubfinanzierung für ein pädiatrisches MVZ beteiligen will. Damit droht eine Finanzierungslücke von mehreren Hunderttausend Euro.
Selbst für eine Notlösung wird es inzwischen eng
Den Finanzbedarf für den Aufbau eines MVZ bezifferte Geschäftsführer Emmerson auf geschätzte 125.000 Euro für das Anwerben neuer Ärzte plus weiteren 400.000 bis 600.000 Euro als Anschubfinanzierung während der ersten fünf Jahre. Diese Zahlen habe er in den Gesprächen mit Vertretern des Kreises und der Stadt Limburg immer kommuniziert, sagt Emmerson, der es erstaunlich findet, dass sich Landrat Michael Köberle (CDU) in einer Ausschusssitzung des Limburger Stadtparlaments über die von ihm genannten Summen „irritiert“ gezeigt habe.
Woher das möglicherweise fehlende Geld kommen soll, konnte Emmerson nicht beantworten. Nach derzeitiger Informationslage könne er jedenfalls nicht zusagen, dass bis zum 1. Oktober der Aufbau eines neuen MVZ in Limburg gelingen kann. Allenfalls eine Notlösung sei denkbar, und selbst dafür seien die Fristen schon jetzt „extrem eng“. Zumal die Ferienzeit begonnen habe und daher mit Förderzusagen frühestens in einigen Wochen zu rechnen sei.
Der künftige Vermieter von Räumlichkeiten in der Limburger Werkstadt habe bereits signalisiert, dass er etwa drei Monate benötigt, um alles herzurichten – nach Abschluss eines Mietvertrages. Davon sei man derzeit aber noch ein gutes Stück entfernt, so Emmerson. Zwar habe sich die Situation gegenüber Mitte Juni schon deutlich verbessert, „die Unterstützung ist aber derzeit bei Weitem nicht ausreichend“. Emmerson betont erneut, dass ohne Anschubhilfe ein kindermedizinisches MVZ wirtschaftlich kaum tragbar sein werde.