Der Fußboden muss noch verlegt werden, Farbe und Kindermotive an den Wänden fehlen ebenfalls. Doch insgesamt haben die Handwerker, die seit Monaten das neue Kinderzentrum in der Limburger Werkstadt herrichten, ganze Arbeit geleistet. Und so präsentierte sich das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) Medicum Mittelhessen zum Neujahrsempfang bereits in hellen, lichten Räumen. Am 24. März, so die beiden Geschäftsführer Christian Heiß und Alexander Emmerson, soll die Kinderarztpraxis, auf die Tausende Eltern der Region warten, eröffnet werden.
Die Fakten: Zehn Behandlungsräume, insgesamt 400 Quadratmeter Nutzfläche, Labor-, Test- und Sozialräume, das bietet das neue Kinderzentrum im Ärztehaus der Limburger Werkstadt. Sechs Fachärzte plus eine Weiterbildungsassistentin werden für die kleinen Patientinnen und Patienten da sein, nicht alle in Vollzeit, sondern in unterschiedlichen Stundenumfängen, so Geschäftsführer Emmerson. Hinzu kommen rund 20 weitere Angestellte, die sich um einen möglichst reibungslosen Ablauf des Praxisbetriebs kümmern. Geöffnet ist die Kinderarztpraxis von Montag bis Freitag, an einigen Tagen und auch bis weit in den Nachmittag.
Bei der Gestaltung der Praxisräume durften die Eltern, damit auch die Kinder, mitreden, berichtet Emmerson. Sie wurden in den sozialen Netzwerken nach ihren Wünschen gefragt. Herausgekommen sei eine Kombination aus Farben und Tieren. So werden sich die Behandlungszimmer grün mit Waldtieren, gelb mit Tieren der Savanne und blau mit mediterraner Fauna präsentieren.
„Ein Leuchtturm für die kinderärztliche Versorgung“
MVZ-Chef Christian Heiß ging in seiner Begrüßungsrede auf die Vorgeschichte des neuen Kinderzentrums ein. Auslöser war, dass im vergangenen Jahr alle Limburger Kinderärzte ihre Kassensitze zurückgegeben haben. Ein Kahlschlag bei der kindermedizinischen Versorgung drohte. Heiß zeigte Verständnis für den Schritt seiner medizinischen Kollegen: Die Vergütung der Kinderärzte sei schlecht, die Kosten für die Praxisbetriebe gestiegen. Mit finanzieller Unterstützung von Stadt und Landkreis sei es gelungen, eine Lösung für die mehr als 5000 betroffenen kleinen Patienten im Limburger Raum anzubieten, so Heiß.
Der Mediziner beleuchtete zugleich die Problematik der medizinischen Versorgung im ländlichen Raum, die vor 13 Jahren zur Gründung von Medicum Mittelhessen in Weilmünster geführt habe. Immer mehr ältere Ärzte fänden keine Nachfolger für ihre Praxen, die jüngeren scheuten die Selbstständigkeit, auch weil sich die „Work-Life-Balance“ verändere. Zu Beginn habe sich Medicum Mittelhessen auf Hausarztpraxen konzentriert, danach ging es um Gynäkologen und schließlich auch um Kinderarztpraxen. Mit dem Kinderzentrum in der Limburger Werkstadt betreibe sein Unternehmen das größte der Region vor Wetzlar und Bad Camberg, so Heiß. „Das höchste Gut ist die Gesundheit unsere Kinder und Jugendlichen.“ Wenn deren Versorgung zusammengebrochen wäre, wäre dies für den Landkreis Limburg-Weilburg katastrophal gewesen. Er versprach: „Das neue Kinderzentrum wird ein Leuchtturm für die kinderärztliche Versorgung in der ganzen Region.“
„Starke Partner haben ein Problem gelöst“
Landrat Michael Köberle (CDU) sprach von einer „wichtigen Investition für Limburg und Umgebung“. Mit Blick auf die finanzielle Förderung sah er eine „glückliche Situation“, dass Stadt und Landkreis finanziell vergleichsweise noch so gut ausgestattet seien, dass sie sich die Unterstützung des Kinderzentrums leisten konnten – auch wenn dies nicht Aufgabe der Kommunen sei. Köberle verhehlte nicht, dass es deswegen auch Diskussionen in der Politik gegeben habe. Letztlich sei es aber darum gegangen, die Kinder medizinisch zu versorgen. Der Landrat wies darauf hin, dass der Kreis noch eine weitere Kinderarztpraxis finanziell fördert, die vom Kreiskrankenhaus Weilburg betrieben wird. Diese soll ebenfalls in der Werkstadt angesiedelt werden.
„Kinder sind unsere Zukunft“, unterstrich auch der Limburger Bürgermeister Marius Hahn (SPD). Er dankte dem Unternehmen Medicum Mittelhessen für das Vertrauen in den Standort und freue sich auch über die Kooperation mit der Kinderklinik des St.-Vincenz-Krankenhauses. „Da kommen die richtigen Partner zusammen.“ IHK-Hauptgeschäftsführerin Monika Sommer betonte die Bedeutung einer guten kinderärztlichen Versorgung für Arbeitnehmer und Unternehmer der Region. Der Landtagsabgeordnete Christian Wendel (CDU) erklärte: „Starke Partner haben auf eindrucksvolle Weise ein Problem gelöst.“ Und schließlich bedankte sich Werkstadt-Investor Marcel Kremer bei allen Beteiligten für die konstruktive Zusammenarbeit.