Ehepaar Mohr möchte Fläche am "Kränchen" von der Stadt erwerben - Politik reagiert zurückhaltend auf erstes Angebot
Kaufangebot an die Stadt: Unternehmer will Wohnmobilstellplatz in Lahnstein erwerben
Der Wohnmobilhafen „Am Kränchen“ ist für viele Wohnmobilisten zum Anlaufpunkt geworden. Ende 2025 ist voraussichtlich Schluss. Foto: Tobias Lui
tl

2015 wurde der Wohnmobilstellplatz auf dem ehemaligen Sportplatz Kränchen in Niederlahnstein eröffnet. Seither begrüßt Betreiberehepaar Anja und Michael Mohr jährlich rund 14.000 Wohnmobilisten in ihrem „Wohnmobilhafen“. Dafür zahlte man der Stadt bisher jährlich eine überschaubare Pacht von 5000 Euro. Wegen der Buga 2029 im Oberen Mittelrheintal aber soll der Platz weichen – Lahnstein wird bekanntlich eine der Hauptspielflächen der Blumenschau.

Nach RLZ-Informationen hat das Unternehmerpaar bereits einen Auflösungsvertrag unterschrieben, demnach ist zum 31. Dezember 2025 Schluss. Eigentlich. Denn nun möchte Michael Mohr das Areal kaufen und hat den Fraktionen im Stadtrat ein Angebot übermittelt. Die Gremien entscheiden. Da die Stadt der Buga GmbH aber die Kränchen-Fläche zur Verfügung gestellt hat und einigen der gebotene Kaufpreis doch arg niedrig erscheint, dürften die Erfolgsaussichten überschaubar sein.

Unternehmer spricht von absoluter Erfolgsstory

„Wir haben der Stadt unsere feste Absicht mitgeteilt, den Wohnmobilstellplatz zu erwerben“, macht das Unternehmerehepaar in einer Pressemitteilung deutlich. Damit soll eine „absolute Erfolgsstory“ weitergeschrieben werden, denn der Platz habe sich zum „touristischen Hotspot“ entwickelt, so Mohrs. Sie berichten von mehr als 14.000 Buchungen im Jahr und 9000 „notwendigen Absagen“, weil man ausgebucht sei. „Das spricht eine eindeutige Sprache.“ Man habe den Platz mit viel Liebe zum Detail entwickelt und zu „einem Wohlfühlort für Gäste aus ganz Europa“ werden lassen.

Ziel: Durch Kauf Planungssicherheit erreichen

Mit dem Erwerb der Fläche wolle man nun „langfristige Planungssicherheit für unser Unternehmen sichern“, wie beide betonen. Der Trend zum Caravaning im Tourismus halte weiter an, dies habe man „beherzt für unsere Heimatstadt“ genutzt, heißt es in dem Schreiben. Durch den stark belebten Platz profitiere Lahnstein immens. „Das Wertschöpfungscluster aus Tourismus, Handel und Dienstleistung hat so neue Kraft erhalten.“ Auch belebten die Wohnmobilisten den Einzelhandel im Jahr der Brückensperrung.

Lahnstein braucht den innovativen Trendtourismus – und wir machen ihn möglich.

Michael und Anja Mohr möchten die Fläche, auf dem derzeit der Wohnmobilstellplatz steht, von der Stadt erwerben.

Aus all diesen Gründen wolle man die erfolgreiche Arbeit für die Gäste fortsetzen, so Anja und Michael Mohr. „Lahnstein braucht den innovativen Trendtourismus – und wir machen ihn möglich.“ Daher freue man sich auf „gute Gespräche mit der Stadt, in die wir zuversichtlich eintreten werden“, so Mohrs abschließend in ihrem Statement.

Zuletzt haben beide in einem Schreiben an die Fraktionen im Stadtrat für ihr Vorhaben geworben – und dabei ein erstes Kaufangebot übermittelt: Dem Vernehmen nach bieten sie rund 250.000 Euro für die etwa 8100 Quadratmeter große Fläche am „Kränchen“ – also rund 30 Euro pro Quadratmeter.

Erste Reaktionen zurückhaltend bis kritisch

Die ersten Reaktionen aus der Kommunalpolitik sind eher zurückhaltend: Neben der Bedenken wegen der Buga halten viele den gebotenen Preis für deutlich zu niedrig: Rund 80 Wohnmobilisten passen auf den Platz, aktuell beträgt die Miete 14 Euro pro Tag. Bei – als Beispielrechnung – nur 90 Tagen Vollauslastung im Jahr bringt dies einen Umsatz von rund 100.000 Euro. Zur Erinnerung: Die aktuelle Jahrespacht an die Stadt Lahnstein beträgt 5000 Euro.

„Der Kaufpreis ist viel zu niedrig, um überhaupt darüber nachzudenken“ sagt ein Ratsmitglied, das lieber ungenannt bleiben möchte. Eine Ratskollegin stellt die von dem Unternehmerehepaar beschriebene touristische Wertschöpfung zumindest in Zweifel. „Die meisten Wohnmobilisten versorgen sich doch selbst, gehen vielleicht mal in den Supermarkt. In der Gastronomie bleibt wenig hängen.“

Als Nächstes wird sich der Fachbereichsausschuss 2 mit dem Kaufangebot beschäftigen.

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