Der Heimat- und Kulturverein Kaub, in diesem Jahr erstmals ohne den Männergesang (MGV) Elslein vom Kaub 1906 als Mitveranstalter am Start, hatte sich wieder einmal mächtig ins Zeug gelegt, um die Wände der altehrwürdigen Kauber Stadthalle zum Wackeln zu bringen. Was ihm nicht nur, aber vor allem auch dank bewährter Kräfte des karnevalistischen Frohsinns gelang: Viele der Akteure kannte man bereits aus den Vorjahren – und wusste, dass sie zuverlässig immer wieder aufs Neue etwas Originelles, Pfiffiges, zum Brüllen Komisches aus dem Hut zu zaubern wissen.
Oder aus der weißen Haube wie jener Büttenredner, der, kaum war der Elferrat einmarschiert, ungeniert vom Leder zog: Uwe Ochs alias Dr. Ochs („Draußen steht ein Doktor, bei dessen Namen man sofort an Rinderwahn denkt“, so Peter Bahles, der sich die Moderation und Sitzungspräsidentschaft mit Matthias Perscheid teilte) verklickerte den Närrinnen und Narrhallesen erst mal, mit welchen Gebrechen sie an den tollen Tagen zu rechnen haben (kleiner Auszug: Kater vom Zechen, Schwund im Hirn, Ohrensausen, Magendurchbruch) und ließ sich nicht vom Praxisgong („Der Nächste bitte!“) aus dem Konzept bringen, sondern zählte auf, was man in der fünften Jahreszeit alles so hinter dem Tresen zu finden pflegt (unter anderem 54 Zahnprothesen, drei Damenhöschen und 66 Kontaktlinsen). „An Aschermittwoch, Gott sei Dank, sind dann endlich alle krank“, outete sich der Mediziner schließlich und schob nach: „Und ich freue mich, das ist doch klar, auf ein dickes Honorar.“

Peter Bahles seinerseits freute sich darauf, daheim zu bleiben – als bekennender „Urlaubsmuffel“, der er ist. Allein schon, wenn er an die schwierige Auswahl des Hotels denkt: „Das Essen dort ist vegan oder auch glutenfrei – ich ess lieber Worscht – so, wie sich’s gehört.“ Einmal, vor genau 20 Jahren, sei er in Urlaub gefahren, gab er zu: „Das kommt mir im Leben nicht mehr vor. Wenn Urlaub, dann nach der Sitzung und vor der Fassenacht davor.“
Apropos Essgewohnheit: „Wie nennt man eine Demonstration von Veganern?“, fragte Arndt Sloykwoski rhetorisch in die Runde und gab sich die Antwort gleich selbst: „Gemüseauflauf.“ Noch so ne Frage: „Was bedeutet eigentlich KI? Künstliche Intelligenz? Also zum Beispiel, wenn sich eine Blondine die Haare braun färbt?“. Munter schwadronierte Sloykowski von kleinen Missgeschicken wie jenem, bei dem der Opa versehentlich die für den Hund bestimmten Medikamente schluckt, und scheute auch vor den großen Geheimnissen des Lebens nicht zurück: „Habt ihr euch eigentlich schon mal gefragt, warum Aldi-Mitarbeiter ein Netto-Gehalt bekommen?“

Reichlich Lokalkolorit hatten wiederum die „Flamingo-Boys“ Robin und Marvin Kimpel in der Pipeline. Die beiden blickten nicht nur auf die Feierlichkeiten zum Kauber Stadtjubiläum zurück („Fast alle waren verkleidet und die meisten besoffen“), sondern ließen auch weitere Skurrilitäten des vergangenen Jahrs Revue passieren (Robin über seinen Bruder: „Marvin wollte mit einem Lkw Material für seine Baustelle transportieren. Auf dem Hinweg hat er bei der Unterführung noch an die Höhe gedacht, auf dem Rückweg knirschte es plötzlich ganz laut“). Am Ende tauschte Marvin übrigens seinen Flamingo-Dress, von „Aldi-Modell“ Mirko Nies dazu animiert, gegen ein blau-kariertes Hemd – unerhört, aber wahr.

Gefühlt zehn Schunkelrunden und noch mehr Karnevalshits der mit viel Schwung agierenden Funband Henno & Botte weiter entpuppte sich der „Hochsträßler“ Charly Siebert mit seiner Klampfe als Fastnachts-Rock’n’Roller, schimpfte auf die Politik, in der sich alles um Geld und Macht drehe, und gab singend bekannt, was sowieso schon alle wussten: „Wir trinken hier kein Wasser, wir trinken Kauber Wein.“
Kein Wunder bei diesem Programm, dass Stimmung und Lärmpegel in der Narrhalla quasi minütlich stiegen. Und fast überflüssig zu erwähnen, dass daran auch die beiden Sketche maßgeblichen Anteil hatten: Romantik pur war, ironisch gesprochen, beim „Hochzeitstag“ mit Pia und Peter Richarz (die übrigens auch im sogenannten wirklichen Leben miteinander verheiratet sind) sowie Arndt Sloykowski als Kellner und Peter Bahles als Musiker angesagt. „Mein lieber Schatz, vor genau 30 Jahren …“, hebt er im Restaurant an. „Jetzt geht das wieder los“, stöhnt sie auf: „Gib mir halt die Rosen, aber spar dir das Gebabbel.“

Dass es um das Verhältnis zwischen den Geschlechtern nicht immer zum Besten bestellt ist, machten auch die vier „Bänkel-Kehlchen“, ein in Schwarz gekleidetes Quartett trauernder Witwen (Peter Bahles, Gregor Perscheid, Pia Richarz und Michaela Sloykowski), klar. Ihr verblichener Gatte habe nur noch jüngere und schönere Frauen begehrt, blickte eine von ihnen zurück: „Da habe ich ihm eben Zyankali unters Essen gemischt.“
Wer glaubt, auf dieser Sitzung habe es ausschließlich Sketche und Büttenreden gegeben, ist definitiv auf dem falschen Dampfer. So ließ sowohl die von Tessa Schmidt trainierte Maxi-Tanzgarde als auch die Mini-Tanzgarde (Trainerinnen: Tanja Trees und Julia Späth) des Karnevalsvereins Gäsevertelche aus St. Goarshausen voller Schwung und Akkuratesse die Beine fliegen, und auch die Tanzgarde des Carnevalvereins Lorcher Raupen sorgte für Begeisterung. Nicht zu vergessen natürlich die Showtanzgruppe der Sportgemeinschaft (SG) Kaub: Mit ihrer vor Temperament und Eleganz nur so sprühenden Performance setzten die jungen Herren und vor allem Damen rund um ihre Trainer Janina Söntgerath und Fabian Sprinz dem Ganzen das i-Tüpfelchen auf.