In der Pfarrei Sankt Martin versucht man die Kirchliche Immobilien Strategie (KIS) des Bistum Limburg umzusetzen
Käufer gesucht: Wer möchte Kirche in Pfarrei St. Martin erwerben?
Die Heilig-Geist-Kirche in Braubach soll verkauft werden. Ein Künstler hat bereits Interesse bekundet. Foto: Mira Zwick
Mira Zwick

Immer weniger Katholiken und weniger Personal haben auch im Bistum Limburg dazu geführt, dass Großpfarreien gebildet wurden. Bereits im Jahr 2014 hat die Pfarrei Sankt Martin Lahnstein den Fusionsweg beschritten, 2022 folgte mit der Zusammenlegung mit St. Martin Bad Ems/Nassau endgültig der Schritt zur Großpfarrei. „Chef“ der Pfarrei ist Pfarrer Armin Sturm, der seit 2011 in Lahnstein ist. Jetzt muss er sogar als Verkäufer agieren.

Sturm und sein Team müssen die Kirchliche Immobilien Strategie (KIS) des Bistums Limburg umsetzen und Gebäude verkaufen. Seit drei Jahren läuft das Projekt, verkauft ist bisher nichts. Zeit für eine Zwischenbilanz.

Kirchenaustritte sind hoch

Als Pfarrer der Pfarrei St. Martin und St. Damian Rhein-Lahn hat Armin Sturm alle Hände voll zu tun – vor allem die angespannte finanzielle Lage der katholischen Kirche spielt dabei oft eine Rolle. Die Austrittzahlen sind hoch, gleichzeitig leistet man sich zahlreiche Immobilien, deren Unterhalt Geld kostet. Daher hat das Bistum Limburg die KIS ausgerufen. In der ehemaligen Pfarrei Sankt Martin Lahnstein, zu denen die Kirchorte St. Martin Lahnstein, St. Barbara Lahnstein, Heilig Geist Braubach und Friedrichssegen gehören, beschäftigt man sich damit seit mehreren Jahren. Derzeit sind fünf Kirchen, drei Kapellen, drei Gemeindehäuser und drei Pfarrhäuser im Besitz der Pfarrei. Verkäufe gab es bisher noch keine.

„Wir sind in vielen guten Gesprächen“, versichert Armin Sturm gegenüber unserer Zeitung. Einfach sei dieser Prozess aber nicht, „schließlich möchten wir in jedem Einzelfall sicher sein, dass die künftige Nutzung auch dem Charakter des Gebäudes entspricht.“

Zahl der kirchlichen Immobilien gleich geblieben

Während die Mitgliedszahlen im Bistum Limburg (und damit auch Einnahmen durch die Kirchensteuer) in den vergangenen 40 Jahren um ein Drittel zurückgegangen sind, ist die Zahl der kirchlichen Immobilien nahezu gleich geblieben. Also muss verkauft werden. In der ehemaligen Pfarrei Sankt Martin Lahnstein bildete sich eine Arbeitsgruppe, die Vorschläge machte: So soll das Pfarrzentrum am Europaplatz in Oberlahnstein abgegeben werden.

Stadt Lahnstein zeigt Interesse

Konkretes Interesse an dem in die Jahre gekommenen Gebäude besteht vonseiten der Stadt Lahnstein. Zu einem konkreten Kaufangebot haben sich die Gremien der Stadt bisher aber noch nicht durchringen können. Auch einer Erweiterung der benachbarten katholischen Kindertagesstätte St. Martin wäre im Pfarrzentrum denkbar. „Wir haben ein Wertgutachten erstellen lassen, die Stadt kennt unsere Vorstellungen“, sagt Sturm. Nun müssen wir uns gegenseitig annähern.

Spruchreife Angebote gibt es bisher nicht. Dies gilt auch für die Kirche Friedrichssegen, die genau wie das angrenzende Jugendheim einen Käufer sucht. Im Kirchort St. Barbara Niederlahnstein steht die Barbarakirche (bis auf die Krypta) auf der Verkaufsliste. Der Caritasverband hat sein Interesse bekundet und möchte dort einen Teil des Raumes in Büro- und Beratungsstellen umwandeln. Es wird nun ein Investor gesucht, der dies mitberücksichtigt.

Künstler möchte Braubacher Kirche kaufen

Vorgeschlagen wurde von der Lenkungsgruppe zunächst auch ein Verkauf der Allerheiligenbergkapelle – „doch hier hat sich eine andere Lösung ergeben“, berichtet Sturm. „Der Förderkreis Allerheiligenbergkapelle kümmert sich die kommenden fünf Jahre um die Pflege und die Aktivitäten an diesem Ort.“ Dies sei vertraglich fixiert, danach schaue man weiter.

Derweil hat es bereits konkrete Gespräche über den Verkauf der Heilig-Geist-Kirche in Braubach gegeben. Ein Künstler, dem Vernehmen nach aus dem Kölner Raum, möchte Kirche und Pfarrhaus kaufen und für seine Projekte nutzen. Die Braubacher Kirche ist dabei nicht die Einzige, die sein Interesse geweckt hat. „Er hat sich verschiedene Kirchenimmobilien angeschaut und wägt ab“, so Pfarrer Sturm. Was ebenfalls völlig offen sei, ist die Frage, wie sich der Künstler die Finanzierung vorstellt. „Wir warten hier auf ein Finanzierungskonzept.“ Da dies wohl nicht so einfach zu stemmen sei, rechnet Sturm nicht damit, dass die Kirche tatsächlich an den Künstler verkauft werde.

Dass auch drei Jahre nach Bildung der Arbeitsgruppe noch keine der Immobilien verkauft ist, stört den Pfarrer der Großpfarrei nicht. „Wir möchten geeignete Käufer finden, die zum Charakter der Gebäude passen.“ Zu verschenken habe man auch nichts, schließlich verbleibe der Erlös der Verkäufe in der Pfarrei. Dennoch gibt sich Armin Sturm optimistisch, bald erste Erfolge verkünden zu können. Die Lenkungsgruppe treffe sich alle zwei Monate, wenn man Angebote vorliegen habe, werde der Pfarrgemeinderat in Kenntnis gesetzt und der Verwaltungsrat werde darüber entscheiden. „Die Zusammenarbeit in der Lenkungsgruppe klappt hervorragend und ich bin absolut überzeugt davon, dass dieser Weg der richtige für dieses sensible Thema ist.“

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