Konzert Otto Mainz aus Espenschied präsentiert Haydns "Schöpfung" mit Laienchor - Erster Auftritt am 29. September
Kämpfer für klassische Musik: Otto Mainz führt "Die Schöpfung" mit Laien auf
Otto Mainz blättert durch die Chorpartitur für Haydns „Die Schöpfung“. Eineinhalb Jahre lang hat der ausgebildete Opernsänger aus Espenschied mit einem Projektchor das Oratorium einstudiert. Am 29. September wird der Chor es zum ersten Mal in Bad Schwalbach aufführen. Foto: Cordula Sailer
Cordula Sailer

Espenschied. Otto Mainz aus Espenschied steht kurz davor, ein ehrgeiziges Vorhaben zum krönenden Abschluss zu bringen: Am 29. September wird sein Projektchor nach eineinhalb Jahren Probezeit erstmals Haydns Oratorium „Die Schöpfung“ in der Kirche St. Elisabeth in Bad Schwalbach aufführen. Ein weiteres Konzert wird es wenige Tage später in Lorch geben. „Mein Bestreben ist einfach, ein bisschen klassische Musik und Kultur in die Region zu bringen“, sagt der 72-jährige Vorsitzende des Heimat- und Kulturvereins Espenschied. Und das scheint ihm schon jetzt geglückt zu sein.

Dem ausgebildeten Opernsänger ist es gelungen, etwa 60 Sänger aus einem Umkreis von 50 Kilometern für seinen Chor zu gewinnen. Etwa ein Viertel der Mitwirkenden kommt aus dem Blauen Ländchen, aber auch Sänger aus Mainz, Wiesbaden oder dem Hunsrück sind dabei. Geprobt wurde in der Regel einmal im Monat. „Wenn man die Ausfälle mit einrechnet, waren es vielleicht 15 Proben mit einer Sonderprobe“, sagt Mainz.

Ein sportliches Programm für einen Chor, der sich zu einem großen Teil aus Hobby-Sängern zusammensetzt. Etwa die Hälfte der Sänger hat noch nie ein so großes Werk einstudiert. „Aber die sind sehr musikalisch und sagen: ,Ach ja, da mach ich mal mit'“, erklärt Otto Mainz. Aber auch Gesangsschüler der Opernakademie des Vereins L'Opera Piccola aus Bad Schwalbach werden bei „Die Schöpfung“ mitsingen. Der Verein ist, gemeinsam mit dem Heimat- und Kulturverein Espenschied Ausrichter der Konzerte.

„Die Schöpfung ist ein sehr romantisches Werk und verständlich“, sagt Mainz über das Oratorium, das seiner Meinung nach Haydns schönstes Werk ist. Uraufgeführt wurde es 1798 in Wien. Das Oratorium erzählt, wie der Name es bereits sagt, die biblische Geschichte der Erschaffung der Welt. „Der Text ist den drei Erzengeln Gabriel, Uriel und Raphael in den Mund gelegt“, erläutert Mainz. Der Chor verkörpert die himmlischen Heerscharen. Und am Schluss stimmen auch Eva und Adam als erstes Menschenpaar in den Lobgesang mit ein. Mit seinen Fugenteilen sei das Werk durchaus anspruchsvoll für Laiensänger; doch für sein Vorhaben, klassische Musik auch in ländliche Regionen zu bringen, geeignet, findet Mainz. Eben weil es gut zu verstehen ist – der Text kann während des Konzerts sogar im Programmheft mitgelesen werden.

„Wenn man die richtigen Werke wählt und die Menschen wieder ein bisschen an diese Art Kultur heranbringt, kann das eigentlich nur bereichernd sein“, findet Mainz – auch mit Blick auf das Fernsehprogramm, wo Musik und Kultur immer leichter verdaubarer würden. Doch die Hemmschwelle, klassische Konzerte oder die Oper zu besuchen, sei in ländlichen Gegenden eben höher als in der Stadt. Dabei spiele auch der Zeitfaktor eine Rolle, da man dazu beispielsweise erst nach Wiesbaden oder Koblenz fahren muss.

Während der Aufführungen von „Die Schöpfung“ wird Mainz' Projektchor von Profimusikern unterstützt. Einer von ihnen ist Professor Hans-Friedrich Härle, der als Dirigent die Gesamtleitung übernehmen wird. Härle ist unter anderem Karajan-Preisträger und Dirigent verschiedener Rundfunkorchester. Über ihn und den Mitveranstalter L'Opera Piccola konnte Otto Mainz Kontakt zu den Solisten sowie dem mitwirkenden Orchester, den Rhein-Main-Philharmonikern, herstellen.

Als Sopranistin wird die Russin Elena Lyamkina mit von der Partie sein, als Tenor Dong-Seok Im, der unter anderem Gesang in Seoul studiert hat. Den Basspart wird Otto Mainz selbst übernehmen. Die Solisten sowie der Dirigent wirken rein ehrenamtlich bei den Aufführungen mit, wie Mainz betont. Eine Probe mit allen Beteiligten zusammen wird es dann erst bei der Generalprobe kurz vor dem ersten Konzert geben. Der Projektchor selbst ist ein eingeschweißtes Team. „Die haben sich ganz schnell zusammengefunden“, meint Otto Mainz.

Sänger, die zuvor noch nie bei so einem großen Werk mitgewirkt haben, seien nun ganz heiß darauf. „Das sind die Erfolge, die ich will“, sagt Mainz. Auch die Frage, wie es mit dem Projektchor nach „Die Schöpfung“ weitergeht und was als nächstes einstudiert werde, sei im Chor schon gestellt worden.

Darüber, so Mainz, müsse er noch nachdenken. Aber für den Fall, dass er die Arbeit mit dem Chor fortsetzt, habe er schon die nächste Idee im Kopf. „Aber ich sag's noch nicht, das ist zu gefährlich“, sagt Mainz und lacht. Zunächst gilt es ohnehin erst, „Die Schöpfung“ gut über die Bühne zu bringen. „Ich möchte, dass es so schön wird, dass die Zuhörer weinen – aber nicht vor Schmerz“, sagt Mainz und lacht nochmals herzlich.

Die Aufführungen sind am Samstag, 29. September, in der Kirche St. Elisabeth in Bad Schwalbach und am Mittwoch, 3. Oktober, in der Kirche St. Martin in Lorch. Der Beginn ist jeweils um 18 Uhr, Einlass ist um 17 Uhr. Karten kosten für Bad Schwalbach 25 Euro, Vorverkauf unter Telefon 06124/72.699 99, und für Lorch 20 Euro, Vorverkauf bei Schreibwaren Verena Simon, Markt 2, Lorch unter Telefon 06726/810 78 oder 06726/812.373.

Von unserer Redakteurin Cordula Sailer

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