45 Jahre im Anstaltsbeirat 
JVA Limburg: Trauer um Hans-Dieter Heun
Prof. Dr. Hans-Dieter Heun ist tot.
Dieter Fluck

45 Jahre lang war Hans-Dieter Heun im Anstaltsbeirat der JVA in Limburg aktiv. Für seine ehrenamtlichen Tätigkeiten hatte er auch den Hessischen Verdienstorden am Bande und den Landesehrenbrief erhalten. Nun ist er im Alter von 89 Jahren verstorben.

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Es ist nicht jedermanns Sache, ständig ins Gefängnis zu gehen und sich ehrenamtlich um Rechtsbrecher zu kümmern, die von der Gesellschaft gemieden werden und keine Wertschätzung bekommen. Hans-Dieter Heun sah darin eine besondere Aufgabe, die ihn 45 Jahre als Mitglied des Anstaltsbeirats der JVA Limburg– zuletzt lange Jahre als Vorsitzender – bis zu seinem 83. Lebensjahr gefangen hielt. Am 12. Juni ist der Limburger im 90. Lebensjahr nach langer schwerer Krankheit verstorben.

„Das sind ja nicht alles Schwerverbrecher, sondern auch arme Menschen darunter, die straffällig wurden, weil das Schicksal sie gebeutelt hat. Manche haben nicht mal einen Cent, um einen Brief zu schreiben“, beschrieb er einmal die Motivation seiner langjährigen Tätigkeit. Er war das dienstälteste Beiratsmitglied im hessischen Strafvollzug, zudem über zwei Jahrzehnte.

Vorsitzender des Vereins für Straffälligenhilfe im Landgerichtsbezirk Limburg

Heun hatte den Berufsweg eines Steuerinspektors eingeschlagen, als er sein Interesse für sozial Benachteiligte und Menschen in Lebenskrisen entdeckte. Er sattelte um, begann im Stadtjugendamt und studierte Sozialarbeit. Von 1965 bis 1970 war er als Sozialarbeiter beim Jugendamt des Kreises Limburg und absolvierte dann ein Studium zum Diplom-Pädagogen. In den 25 Jahren seiner Lehrtätigkeit an der Evangelischen Fachhochschule in Darmstadt hatte er erkannt, dass seine Erfahrung nicht nur im Beruf, sondern Rat und Hilfe auch in der Freizeit gefragt sind. 1980 wurde Heun zum Professor ernannt und lehrte dort bis 1997, machte sich sowohl in der Forschung als auch in der Selbstverwaltung einen Namen.

„Das sind ja nicht alles Schwerverbrecher, sondern auch arme Menschen darunter, die straffällig wurden, weil das Schicksal sie gebeutelt hat. Manche haben nicht mal einen Cent, um einen Brief zu schreiben.“
So beschrieb Dieter Heun seine Motivation für das ehrenamtliche Engagement in der JVA.

Dank seines beruflichen Fachwissens, das er im Ehrenamt anwenden konnte, nahm Hans-Dieter Heun in der JVA eine kommunikative Funktion zwischen den Einsitzenden, den dort beruflich Tätigen und denen wahr, die darüber Aufsicht führen. In seiner Zeit war es dem Beirat schon frühzeitig gelungen, dass die JVA in Limburg einen Sozialarbeiter bekam und kein Abschiebegefängnis für Asylanten wurde.

Ehemaliger Bürgermeister: „Ein Vorbild für andere“

Mit dem Anstaltsbeirat warb er in der Öffentlichkeit um Verständnis für die Belange eines auf Resozialisierung ausgerichteten Strafvollzugs und hatte maßgeblichen Anteil an dessen Weiterentwicklung. Heun begleitete Täter beim Täter-Opfer-Ausgleich und half Gefangenen insbesondere bei der Wohnungs- und Arbeitssuche, kümmerte sich um Entschuldung, unterstützte Angehörige und die Bewährungshilfe. Der frühere Bürgermeister Martin Richard (CDU) sagte einmal, Hans-Dieter Heun übe Ehrenämter aus, um die sich nicht jeder reiße. Deshalb sei er Vorbild für andere.

Kindern und Jugendlichen zu helfen, die nicht die Normen und Werte der Gesellschaft erkannt haben, diesen Aufgaben sah er sich als Mitglied mehrerer Fachgremien auf Landes- und Kreisebene verpflichtet, unter anderem im Landespräventionsrat, als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendkriminalität und im Jugendhilfeausschuss des Kreises Limburg-Weilburg. Die Landesregierung dankte ihm mit dem Hessischen Verdienstorden am Bande und dem Landesehrenbrief.

Mit seiner Ehefrau und der Familie trauern auch viele Weggefährten und Personen, die Hans-Dieter Heun als Wegbereiter ein besseres Leben verdanken. Trauerfeier und Beisetzung beginnen am Dienstag, 24. Juni, um 14.30 Uhr auf dem Limburger Hauptfriedhof.

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