Nassau/Rhein-Lahn – Sich austauschen und voneinander lernen – das sind seit mehr als 30 Jahren Ziele der Partnerschaft zwischen dem evangelischen Dekanat Nassau und dem evangelisch-lutherischen Distrikt Mabira in Tansania. Dazu zählen seit Jahren gegenseitige Besuche in Afrika und Deutschland. Jetzt organisiert der Partnerschaftskreis eine Reise junger Leute zu den Partnern.
Die acht jungen Frauen und Männer aus dem Dekanat Nassau, die an der Reise teilnehmen, bereiten sich seit Monaten intensiv auf ihren dreiwöchigen Aufenthalt in Mabira vor. Eine völlig andere Kultur und ärmlichste Lebensverhältnisse erwarten sie gut 6000 Kilometer Luftlinie entfernt von der Heimat.
Ein arbeitsreiches Programm soll dem „Work-Camp“ alle Ehre machen. So ist unter anderem die Mithilfe in der Landwirtschaft, beim Ziegelbrennen für den Bau eines Pfarrhauses sowie in einer Krankenstation geplant. Dass dabei die Kommunikation auch mit Gleichaltrigen nicht zu kurz kommen soll und mit den Gastfamilien, in denen sie untergebracht sind, versteht sich von selbst.
Junge Leute knüpften viel unkomplizierter Kontakte und hätten ganz andere Fragen, über die sie mit den Partnern ins Gespräch kommen als ältere, sagt Arbeitskreisvorsitzender Berthold Krebs zum Hintergrund der Reise.
„Die Partnerschaft zwischen dem Dekanat Nassau und dem Mabira-Distrikt in Tansania besteht nun seit mehr als 30 Jahren, da ist es an der Zeit, dass eine neue Generation die Partner kennenlernt und Kontakte knüpft“, erklärt Dietmar Menze vom Arbeitskreis Mabira, der die Reise organisiert und zusammen mit seiner Frau begleitet. „Wenn sich daraus auch nur ein oder zwei neue Freundschaften entwickeln, wäre das ein toller Erfolg für die Zukunft unserer Partnerschaft.“
Die jungen Teilnehmer selbst fiebern mit sehr viel Neugier ihrem Besuch in Mabira entgegen. „Ich wollte schon immer mal einen anderen Kontinent und diese ganz andere Kultur, die einen da erwartet, kennenlernen“, nennt Benjamin Stock den Grund, der ihn zur Anmeldung bewog. „Es ist ja ein großer Unterschied, ob man fremde Kulturen nur durch die Medien wahrnimmt oder selbst einmal mit den Menschen redet.“
Der 18-Jährige aus Frücht ist auch gespannt, mit welch verändertem Blick er dann die Lebensbedingungen in seiner Heimat sehen wird. „Ich finde es faszinierend, die großartige Vielfalt an Land und Leuten zu entdecken, die es auf der Welt gibt“, sagt Katharina Matern.
Bei einer mehrwöchigen Zelt-Tour durch Südafrika, Zimbabwe, Botswana und Namibia lernte die 19-Jährige aus Singhofen den zweitgrößten Kontinent der Erde im vergangenen Jahr kennen und lieben. „Jetzt freue ich mich darauf, die sicher wieder ganz anderen Lebensverhältnisse und Landschaften zu entdecken, die uns in Tansania erwarten.“
Ganz konkrete Lebensziele könnten sich für Carmen Stricker aus Dörsdorf aus dem Besuch entwickeln. „Reisen dient natürlich immer der Horizonterweiterung“, sagt die 21-jährige Lehramtsstudentin. „Ich könnte mir aber auch gut vorstellen, nach meinem Studium mal für ein oder zwei Jahre in Afrika zu unterrichten.
Warum dann nicht vielleicht in Mabira?“ Sebastian Köpper (20) aus Bad Ems ist außerdem sehr neugierig darauf, zu erfahren, wie die Menschen im Partnerdistrikt ihren Glauben leben. „Das kenne ich ja bislang nur vom Hörensagen.“
Was die Reisenden politisch, wirtschaftlich, im sozialen Miteinander sowie an Armut vor Ort erwartet, erläuterte Dr. Helga Rau vom Zentrum Ökumene der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) den jungen Leuten. Rau ist Beauftragte für die Entwicklung und Partnerschaft mit Afrika. Der Human-Development-Index, der Aufschluss über den menschlichen Entwicklungsstand von 186 Nationen gibt, weist Deutschland an vierter Stelle aus, Tansania auf Rang 152. Die EKHN gehört wie das Dekanat Nassau und die Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend (AEJ) zu den finanziellen Unterstützern des Work-Camps.
Bis die Reise in vier Wochen beginnt, gibt es eine lange Checkliste abzuarbeiten. Unter anderem müssen alle Impfungen erfolgt sein, Medikamente für unterwegs besorgt werden sowie die Gastgeschenke. T-Shirts mit einem von den jungen Leuten entworfenen Logo sollen die Reisenden kleiden. Außerdem studieren sie einige Grundbegriffe in Kisuaheli ein.
Pfarrer Rolf R. Stahl, Gründer der Partnerschaft, leistete dabei schon gute Vorarbeit und freut sich ganz besonders darauf, wenn sein jahrzehntelanges Engagement nun auch eine Gruppe junger Menschen nach Mabira ziehen lässt.