Alles auf Anfang. „Aber ohne Bücher“, bittet Regisseur Felix Mosel. Im Miehlener Bürgerhaus probt der Theaterverein „Die Mühlbacher“ auf einer Bühne, die minimalistisch dekoriert ist und es bleiben wird bei den drei Aufführungen am Wochenende 25. bis 27. April. Was allerdings auffällt, ist der Rollstuhl. Der steht im Stück „Lebenslinien & Lachfalten“ nicht in der Gegenwart, sondern im Jahr 2060. Im Hier und Jetzt spielt die Handlung dann ebenso wie an den Weihnachtstagen 1994.
Erzählt wird die Lebensgeschichte der Julia Sommer, die 1994 ein Teenager ist und 2060 eine Seniorin im Rollstuhl. Einen roten Faden bildet ihr Tagebuch, aus dem der Satz „die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können“, zitiert wird. „Wir wagen wieder mal was Neues“, sagt Felix Mosel, der das Stück – sein drittes – selbst geschrieben hat. Zu den Besonderheiten zählt, dass Julias Sohn und ihre beste Freundin von jeweils zwei Akteuren dargestellt werden.
Wir sind tief in die Rollenarbeit eingestiegen.
Schauspielerin Aliah Gregorius
Die Hauptfigur selbst hat mit wechselndem Alter sogar drei Interpretinnen. Aliah Gregorius spielt die Jugendliche, Grit Kruse die Familienmutter und Sigrid Aey die Seniorin. Bei ihrem tatsächlichen Alter von 22, 46 und 78 Jahren müssen sie nur eher kleine Alterssprünge überwinden. „Eigentlich sind wir Drillinge“, scherzt Grit Kruse; ungefähre Körpergröße und eher dunkle Haarfarbe haben alle gemeinsam. Sich gegenseitig beobachten, etwas bei der Aussprache und Proben lediglich zu dritt gehörten zu den Vorbereitungen. „Wir sind tief in die Rollenarbeit eingestiegen“, so Aliah Gregorius.
„Ich sitze eigentlich nur rum und schwelge in Erinnerungen“, beschreibt Sigrid Aey ihre Auftritte sehr bescheiden. Auf die Rückblicke kommt es jedoch an, dem Publikum wird übrigens viel selbst miterlebte Zeitgeschichte geboten. Und es wurde auf Authentizität geachtet. Das Konzert der Kelly Family, für das Heiligabend 1994 Karten verschenkt werden, erklang tatsächlich im August 1995 auf der Loreley, schildert Felix Mosel. Musik wird zeitlich angepasst und Corona thematisch angeschnitten.
Es gibt viele Szenen, über die man lachen kann.
Felix Mosel über sein Stück.
„Alles, was das Leben so hat“, kommt auf die Bühne, sagt Felix Mosel, der die Echtheit hervorhebt und neue Regie-Anweisungen gibt. Aus dem noch nicht gebauten Souffleur-Kasten werden glitzernde Buchstaben in die Höhe gehalten. 2025 ist „mein kleiner Leon“, der Sohn Julia Sommers, „gerade am Studieren“. Anno 2060 kommuniziert er mit einem Kollegen, indem er mit seinem leuchtenden Daumen spricht. Zeit für seine Mutter hat er kaum. Dafür springen die KI und der Pflegeroboter ein.
„Es gibt viele Szenen, über die man lachen kann“, sagt Felix Mosel zum Charakter seines Stücks. Um eine typische Komödie handelt es sich aber nicht, dafür sind die emotionalen und ernsten Momente zu mitprägend. „Es darf durchaus geweint werden“, meint der Regisseur zu „Lebenslinien & Lachfalten“. Die Mühlbacher überraschen somit immer wieder ihre Zuschauer. Zum aktuellen Ensemble gehören: Aliah Gregorius, Artur Schwenk, Barbara Mailitis (auch Regieassistenz), Carmen Merz, Grit Kruse, Henrik Mosel, Jennifer Gähler (Souffleuse), Karin von Glasow, Louisa Mathold, Lucas Egert, Michael Lenhard, Michael Mathold, Ricardo Mailitis (Statist), Sigrid Aey und Stephanie Friedrich.
Dort gibt es die Karten
Termine für die Aufführungen sind am Freitag, 25. April, um 19 Uhr, zur Premiere, und am Samstag, 26. April, um 19 Uhr (Einlass jeweils eine Stunde vorher). Am Sonntag, 27. April, beginnt die letzte Vorstellung um 15.30 Uhr, ab 14 Uhr gibt es Kaffee und Kuchen.
Karten zu je 10 Euro sind bei zwei Vorverkäufen im Rathaus in Miehlen erhältlich und zwar am Samstag, 29. März, 13 bis 15 Uhr, und falls Karten verfügbar sind am Samstag, 12. April, 13 bis 15 Uhr. Ab Sonntag, 30. März ist eine Online-Reservierung möglich, E-Mail an vorverkauf-theater@web.de. Sollten Restkarten übrig bleiben, werden sie an der Abendkasse angeboten.