VG Nastätten
Jens Güllering: Mit viel Freude im Amt angekommen

Jens Güllering war es von Anfang an wichtig, die Menschen in der Verbandsgemeinde Nastätten kennenzulernen und deren Sorgen und Wünsche zu verstehen. Nicht nur mit den Mitarbeitern seiner Verwaltung führte er dazu intensive und konstruktive Gespräche.

Markus Eschenauer

VG Nastätten. "Jeden Tag bin ich aufs Neue darüber begeistert, von den Menschen im Blauen Ländchen zum neuen Bürgermeister der Verbandsgemeinde Nastätten gewählt worden zu sein", sagt Jens Güllering. Diese Begeisterung ist dem 37-Jährigen anzumerken. Er ist jetzt 100 Tage im Amt.

Von unserem Redakteur Markus Eschenauer

Mit spürbarer Energie erzählt er von dem, was in den ersten 100 Tagen seiner Amtszeit geschehen ist, und von den Dingen, die er weiterhin angehen und umsetzen möchte. „Das, was mir im Vorfeld gesagt wurde, habe ich genau so vorgefunden“, erklärt der Verwaltungschef und blickt dabei besonders auf die „tolle Mannschaft“, die ihm jetzt unterstützend zur Seite steht. „Das ist wirklich sehr positiv.“

Sicherlich war es ein großer Schritt für den Mann aus Kestert, der sich zuvor um die Finanzen in der Stadt Lahnstein gekümmert hat, nun an der Spitze einer Verbandsgemeinde zu stehen. Niemand steht im Rathaus der Nastättener Behörde über ihm, er trifft und verantwortet die letzte Entscheidung. Dabei ist er sich jedoch sicher, dass ihm genau das zugute kam, was er schon im Wahlkampf als einen seiner Vorteile herausgehoben hatte. Güllering ist ein Verwaltungskind. „Ich konnte mich von Anfang an auf Themen konzentrieren“, erinnert er sich – und das hat er auch gemacht. Haushaltsvorberatungen, Leader-Projekt, Breitbandversorgung, Flächennutzungsplan: Güllering knüpfte im Grund nahtlos an die Arbeit seines Vorgängers Raimund Friesenhahn an. Vermutlich wird ihm an der einen oder anderen Stelle noch „Welpenschutz“ gewährt, und der Ton könnte künftig in manchen Situationen rauer sein, die Diskussionen intensiver, aber die Meinung unter den politisch Verantwortlichen weist in eine Richtung: Er hat seine Sache bisher gut gemacht.

Um dies zu gewährleisten und ein Gefühl für die Sorgen, Erwartungen und Wünsche der Bürger, der Bürgermeister und der Ratsmitgliedern zu bekommen, legt Güllering Wert darauf, die Menschen kennenzulernen. „Da bin ich immer noch dabei und habe auch bereits viel Zeit darin investiert“, sagt der 37-Jährige. Ziel ist es, recht bald in jeder der 32 Gemeinden eine Ratssitzung besucht zu haben. „Das geht natürlich nicht in 100 Tagen“, gesteht der Verwaltungschef, aber er sei auf einem guten Weg, auf einem Weg, der sich für ihn und die einzelnen Orte lohnt.

Zahlreiche interessante Begegnungen liegen bereits hinter dem Bürgermeister, der nach 100 Tagen immer noch vielfach als der „Neue“ in Einladungen auftaucht. Dabei hat Güllering eine Erkenntnis doch etwas erstaunt, wie er gesteht. Auch wenn die Menschen im Blauen Ländchen in den meisten Fällen an einem Strang ziehen, sind sie dennoch verschieden und geprägt von unterschiedlichen Herangehensweisen. Eine spannende Erfahrung. „Das ist teilweise wie Tag und Nacht“, sagt Güllering und schickt direkt hinterher: „Das meine ich aber sehr positiv.“

Dieser Nachsatz könnte auf die gesamte Situation der Verbandsgemeinde Nastätten übertragen werden. Man zieht an einem Strang, und Güllering zieht mit. Ohne Frage: Es gibt Herausforderungen. Der demografische Wandel verschont auch das Blaue Ländchen nicht. Gerade deshalb sei es wichtig, die Initiative zu ergreifen und Veränderungen auf den Weg zu bringen beziehungsweise weiterzuführen. „Wichtig ist die Weiterentwicklung der Verbandsgemeinde. Das hat viele einzelne Bestandteile, und man muss schauen, wo man punktuell ansetzen kann.“ In Sachen Ärzteversorgung hat sich Güllering bereits mit Ärzten und Vertretern des Nastättener Krankenhauses zum Teil intensiv unterhalten. Wie das Ehrenamt gestärkt werden kann, nicht nur mit warmen Worten, überlege er sich derzeit. Wie stellt sich die Zukunft der Rettungskräfte dar und wie kann die Verbandsgemeinde auch in Zukunft familienfreundlich als Wohn- und Lebensraum attraktiv sein? Das sind nur einige Fragen, und die beantwortet Güllering mit einer Gegenfrage: „In welcher Art und Weise ist etwas fürs Blaue Ländchen umzusetzen?“ Ortsbürgermeister und Ratsmitglieder hat er bei diesem Ansatz hinter sich. Während des Wahlkampfs lautete die Devise: im Wettbewerb der Region bestehen und überzeugen zu können.

Unterkünfte für Flüchtlinge und damit zusammenhängend eine Bündelung der Kräfte, die Windkraft, die die Gefahr birgt, die Menschen in zwei Lager zu spalten, oder auch die immer über allem schwebende Thematik der Kommunalreform: Einfach ist es derzeit nicht, Bürgermeister einer Verbandsgemeinde zu sein. Doch Güllering tritt den Herausforderungen mit Optimismus, Erfahrung und gesundem Menschenverstand gegenüber. Beste Voraussetzungen, um wirklich etwas zu bewegen. Und das ist angesichts der guten finanziellen Situation und des harmonisch-konstruktiven Umgangs untereinander im Blauen Ländchen mehr als andernorts möglich. „Es macht unwahrscheinlich viel Freude, und man kann vieles gestalten“, sagt Güllering. „Die Welt verändern, wird man nicht können, aber durchaus schauen, wie man für seinen Bereich das Beste herausholt.“ Ein Satz, der an seinen Vorgänger erinnert, und den Jens Güllering weiterhin beherzigen möchte – auch damit es für ihn so weitergeht wie bisher. Denn: „Der 100. Tag macht noch genauso viel Freude wie der erste.“

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