Herr Kohlhauer, Sie haben mehr als zwei Jahre ihres Berufslebens mit dem Thema B-42-Brücke verbracht. Wie haben Sie sich bei der Verkehrsfreigabe gefühlt?
Die beiden vergangenen Jahre haben nicht nur brückenbautechnische, sondern auch viele verkehrstechnische Herausforderungen unser gesamtes Baustellenteam und mich beschäftigt. Ich persönlich freue mich sehr darauf, dass wir – knapp zwei Monate früher wie veranschlagt – diese wichtige Verkehrsachse wieder für den Verkehr freigeben können. Insbesondere weil somit eine deutliche Entlastung für die Verkehrsteilnehmer, insbesondere die Bürgerinnen und Bürger, von Lahnstein und Umgebung herbeigeführt werden kann.
Es gab im Vorfeld viele Befürchtungen, auch was die Bauzeit angeht. Nun erfolgt die Freigabe schon zwei Monate vor der Planung. War damit zu rechnen?
Aufgrund der nicht vorhersehbaren Witterungseinflüsse und möglichen nicht vorhersehbaren technischen Mehraufwendungen war im Vorfeld nicht mit einer Bauzeitverkürzung zu rechnen. Da die Witterungseinflüsse in der ersten Jahreshälfte positiv für die Baustelle waren und uns beim Bauwerk nach den Abbrucharbeiten keine großen technischen Überraschungen erwartet haben, konnte auch erst nach den Abbrucharbeiten im Sommer 2024 eine kürzere Bauzeit angekündigt werden.
Was hat die Zeitplanung positiv beeinflusst?
Die gute Witterung und das vorausschauende und sehr engagierte Arbeiten der bauausführenden Firmen Leonhard Weiss GmbH & Co. KG, Saferoad RRS GmbH, Aarsleff Rohrsanierung GmbH, G. Koch GmbH & Co. KG, Sauer Verkehrssicherung GmbH, Volkmann Straßen- und Verkehrstechnik GmbH und allen durch die vorgenannten Firmen beauftragten Nachunternehmer waren ausschlaggebend für die positive zeitliche Abwicklung der Maßnahme.
Ein weiterer sehr wichtiger Punkt für den Erfolg der Maßnahme war die hervorragende Zusammenarbeit zwischen uns, den bauausführenden Firmen sowie den weiter an der Baumaßnahme beteiligten Behörden und Institutionen.
Bei diesen Dimensionen des Projektes dürften Überraschungen (technischer Natur) nicht ausgeblieben sein. Würden Sie uns einige nennen?
Zwischen dem Brückenwiderlager und dem Tunnelfundament wurde anstatt „Standard-Hinterfüllmaterial“ eine feste Betonverfüllung vorgefunden. Der Stemm-Aufwand für diese Überraschung hat annähernd vier Wochen in Anspruch genommen. Des Weiteren war die Betondeckung in großen Bereichen (Tunnel, Stützwände, Pfeiler) erheblich geringer wie zuvor erkundet, was einen erheblichen technischen Mehraufwand verursacht hat. Insbesondere im Tunnel haben sich dadurch die Einbaumengen erheblich vergrößert.
Als kurze Übersicht: Was genau wurde alles gemacht?
Vollständige Instandsetzung von insgesamt sieben Bauwerken: Lahnbrücke Teilbauwerk A (Zubringer von Koblenz), Lahnbrücke Teilbauwerk B (eigentliche Lahnbrücke), Lahnbrücke Teilbauwerk C (Abfahrtsast ins Lahntal), Lahnbrücke Teilbauwerk D (anliegerseitige Stützwand vom Teilbauwerk C in Richtung Lahntal), Lahnbrücke Teilbauwerk E (straßenseitige Stützwand vom Teilbauwerk C in Richtung Lahntal), Fußgängerunterführung der Zuwegung zum Schwimmbad. Arbeiten am Lahnecktunnel: Betoninstandsetzungen aller sichtbaren Betonflächen, Erneuerung aller Brückenkappen und Notgehwege, Erneuerung aller Geländer und Schutzeinrichtungen sowie der gesamten sonstigen Ausstattung, Erneuerungen der gesamten Bauwerksabdichtungen und Asphaltschichten, Erneuerung aller Fahrbahnübergangskonstruktionen und Brückenlager, Erneuerung der gesamten Entwässerungseinrichtungen. Beim Lahnecktunnel wurden zusätzlich alle Vorkehrungen und Vorarbeiten für die in den kommenden Monaten noch zu installierende Tunnelsicherheitsausstattung durchgeführt.
Weiterhin wurden im gesperrten Baustellenbereich insgesamt etwa 20.000 Quadratmeter Bundesstraße erneuert, sämtliche Entwässerungseinrichtungen saniert und erneuert sowie sämtliche Schutzeinrichtungen, Beschilderungen und Markierungen auf den neuesten Stand der Technik gebracht.
Welche Arbeiten stehen noch bis Jahresende an – und inwiefern beeinflussen diese Arbeiten den Verkehr?
An dem Abfahrtsast von der Lahnbrücke ins Lahntal (Teilbauwerk C) stehen noch die Lagerarbeiten sowie die Bauwerksverstärkung an der Brückenunterseite an. Weiterhin sind noch Betoninstandsetzungen an den Pfeilern aller Teilbauwerke und an der Bauwerksunterseite des Teilbauwerkes C durchzuführen. An der Lahnbrücke, Teilbauwerk B, sind noch Restarbeiten im Hohlkasten der Brücke für die Bodenplatteninstandsetzung durchzuführen. Diese Arbeiten können unter Umständen von den Verkehrsteilnehmern, welche die Brücke zu diesem Zeitpunkt befahren, wahrgenommen werden. Diese Arbeiten können bedenkenlos unter Verkehrsbelastung durchgeführt werden.
Das Teilbauwerk C sowie die Auffahrt auf die B 42 aus dem Lahntal müssen für diese Arbeiten bis voraussichtlich zum Jahresende 2024 weiter gesperrt bleiben. Der Verkehr aus Richtung Rüdesheim in Richtung Lahntal sowie der Verkehr aus dem Lahntal in Richtung Rüdesheim müssen in diesem Zeitraum über den Knoten Niederlahnstein geführt werden.
Ab dem 5. November erfolgt der Rückbau der großräumigen und nahräumigen Umleitungsbeschilderung außerhalb Lahnsteins. Der Umbau und der Rückbau der innerstädtischen Beschilderung innerhalb Lahnsteins wird ab Mitte November 2024 sukzessive durchgeführt. Die noch ausstehenden Arbeiten an der Tunnelsicherheitsausstattung werden voraussichtlich Anfang 2025 ausschließlich nachts (zwischen 22 und 4 Uhr) unter halbseitiger Sperrung der betroffenen Abschnitte der B42 mittels Ampelführung durchgeführt.
Die Brücke wurde 1979 eröffnet. Nun wurde sie saniert und verstärkt. Was bedeutet dies für die Zukunft? Wie lange dürfte nun „Ruhe“ herrschen?
Die Restlebensdauer des Bauwerkes kann mit 40 Jahren angenommen werden. In den nächsten Jahren ist mit keinen größeren Baumaßnahmen im Baustellenbereich zwischen Knoten B 42/B 260 bis Knoten Oberlahnstein zu rechnen.
Bei den Sanierungskosten wurde von 14 Millionen Euro gesprochen. Bleibt es dabei?
Nach derzeitigem Stand erwarten wir, im veranschlagten Kostenrahmen zu bleiben.
Nach der Brücke ist vor der nächsten Brücke. Wie geht es für Sie persönlich weiter?
Die Restabwicklung und Abrechnung der Maßnahme der Lahnbrücke Lahnstein wird mich und das gesamte Baustellenteam voraussichtlich bis Ende des ersten Quartals in 2025 beanspruchen. Danach werde ich mich wieder hauptsächlich im Westerwaldkreis auf neue Brückenbauprojekte konzentrieren. Hier werde ich wie in Lahnstein Brückeninstandsetzungen, aber auch Ersatzneubauten planen und betreuen.
Das Gespräch führte Tobias Lui