Jens und Angela Hanson aus Hahnstätten entwickeln Lösungsvorschlag, wie Verbraucher reduzierend auf die Krise einwirken
Initiative aus Hahnstätten: Klimaschutz nicht Politik und Industrie überlassen
BUND warnt vor «Waldsterben 2.0»
Der Klimawandel hinterlässt auch in den heimischen Wäldern deutliche Spuren. Foto: Thomas Frey/dpa
Thomas Frey. dpa

Seit mittlerweile drei Jahren arbeiten Jens und Angela Hanson aus Hahnstätten ehrenamtlich an einem Lösungsvorschlag, der eine Antwort auf die drängende Frage nach einer gesamtgesellschaftlichen Lösung der Weltklimakrise und die Reduzierung des CO2-Ausstoßes anbietet. Sie entwickelten ein Klimakonzept, das die Einführung persönlicher handelbarer Emissionsbudgets mittels der CO2-Währung ECO (Earth Carbon Obligation) vorsieht.

BUND warnt vor «Waldsterben 2.0»
Der Klimawandel hinterlässt auch in den heimischen Wäldern deutliche Spuren. Foto: Thomas Frey/dpa
Thomas Frey. dpa

Das Konzept beruht auf der Annahme, dass ein verändertes Kaufverhalten der großen Menge der Verbraucher die Macht hat, eine entscheidende Wende herbeizuführen. Ihrer Initiative gaben sie mit dem Verein SaveClimate.Earth eine rechtliche Basis.

„Wir haben die Initiative ergriffen, da wir nicht glauben, dass die aktuelle Politik es schaffen wird, die Folgen des Klimawandels zu verhindern, wenn nicht sofort weitere gravierende Änderungen eingeleitet werden“, begründen beide ihr Engagement in der Klimapolitik. Zu groß ist für sie die Befürchtung, dass die Maßnahmen des Gesetzgebers nicht ausreichen, den Anteil der CO2-Emissionen rechtzeitig zu senken.

Erderwärmung auf ein akzeptables Maß reduzieren

„Trotz der Dringlichkeit der Klimakrise reagiert das politische System nicht schnell und effektiv genug, um die Erderwärmung zumindest auf ein akzeptables Maß zu begrenzen. Darüber hinaus ist vielen Bürgern die enorme Dimension der erforderlichen Treibhausgaseinsparungen nicht einmal in Ansätzen bewusst“, macht das Ehepaar Hanson auf die Folgen des Klimawandels aufmerksam.

In Deutschland liege der durchschnittliche CO2 Pro-Kopf-Verbrauch bei circa zehn Tonnen im Jahr. Um die globale Erwärmung auf annähernd unter zwei Grad zu begrenzen, müsste der Verbrauch auf weniger als zwei Tonnen pro Jahr verringert werden. „Dies entspricht einer erforderlichen Reduktion um circa 80 Prozent, und das über alle Lebensbereiche“, so Jens Hanson in einer Pressemitteilung.

„Die Politik kann es nicht richten, die Industrie will es nicht richten, und wir Bürger sehen uns vor einer unlösbaren Aufgabe aufgrund der Größe des Problems.“

Jens Hanson, Gründer der Klimaschutz NGO Save Climate Earth aus Hahnstätten

Dass dies mit Einschränkungen und Verzicht nicht zu bewältigen sei, liege auf der Hand, denn der Konsum lasse sich nur bedingt und sehr begrenzt quantitativ reduzieren. Die gegenwärtigen politischen Werkzeuge setzten hauptsächlich auf eine Verteuerung fossilen Konsums. Aber den Verbrauchern fehlten realistische und nachhaltige Konsum- und Mobilitätsalternativen. Überdies erschwere eine Reihe systembedingter und persönlicher Gründe hinreichendes Handeln im Angesicht des drohenden Desasters.

„Die Politik kann es nicht richten, die Industrie will es nicht richten, und wir Bürger sehen uns vor einer unlösbaren Aufgabe aufgrund der Größe des Problems“, so der Gründer der Klimaschutz NGO Jens Hanson. Die Gründe dafür sieht er neben parteitaktischen Erwägungen in der Politik immer auch an Machterhalt und Wiederwahl interessiert. „Man denkt vorwiegend in Legislaturperioden, und gerade in unserem demokratischen System ist eine Regierung stets auf Massenzustimmung der Bevölkerung angewiesen.“

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Jens und Angela Hanson engagieren sich ehrenamtlich für den Klimaschutz. Foto: Uli Pohl
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Ordnungsrechtliche Verbote und Zwänge fänden jedoch keine gesellschaftliche Mehrheit. Eine Regierung sei ferner massiv von einer gut funktionierenden Wirtschaft abhängig, die allerdings keinen zusätzlichen Aufwand für Klimaschutz wolle. Die Partei, die wirkungsvolle Maßnahmen gegen den Klimawandel umsetzen will, begehe also automatisch politischen Selbstmord. Viel mehr als ein Minimalkompromiss sei oft nicht zu erzielen. Die Industrie verfolge Wachstum und Profit und sei zurückhaltend, in klimafreundliche Prozesse zu investieren, besonders wenn dies die internationale Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen könnte.

Darüber hinaus habe Europas Industrie Sorge, mit Herstellern wie aus China und den USA, die weniger strenge Auflagen erfüllen müssen, preislich nicht mithalten zu können. Folglich sehe die Industrie kaum Veranlassung, sich aus eigenem Antrieb zu dekarbonisieren. „Die Gesellschaft ist gespalten, da Maßnahmen gegen den Klimawandel oft die persönliche Komfortzone oder den eigenen Geldbeutel betreffen. Das reduziert die Akzeptanz für Klimaschutzmaßnahmen signifikant“, so Hanson.

Zudem sei der Einfluss des Einzelnen sehr begrenzt, und führe daher schnell zur Resignation. Denn persönliches Tun oder Unterlassen habe quasi keine Auswirkung auf das große Ganze. Fehlende klimafreundliche Konsumalternativen in ausreichendem Maße, die zudem noch niederschwellig umsetzbar sind, würden ihr Übriges tun.

Klimaschutz dürfe daher nicht der Freiwilligkeit des Einzelnen, der Industrie, oder den Regierungen von Staaten überlassen werden. Deshalb sei es wichtig, die Lösung des Problems von all diesen unterschiedlichen, teils kurzfristigen Partikularinteressen zu entkoppeln und ein System zu etablieren, das die kleinste Einheit am Markt berücksichtigt, nämlich den Konsumenten mit seiner enormen Steuerungswirkung auf die Produktionsprozesse der Industrie. Ein solches Konzept entbinde die Politik zudem von der Notwendigkeit, kleinteilige und oft unpopuläre ordnungsrechtliche Maßnahmen erlassen, umsetzen und kontrollieren zu müssen.

„Das, was durch die Preissteigerungen beim Tanken und Heizen tatsächlich an Emissionen eingespart wird, ist weit entfernt von der Notwendigkeit, den Pro-Kopf-Verbrauch auf unter 2 Tonnen CO2 pro Jahr zu senken.“

Jens und Angela Hanson fordern einen Paradigmenwechsel.

„Ein Paradigmenwechsel ist notwendig, der all die teils sehr unterschiedlichen Lebensrealitäten, individuellen Konsumpräferenzen und Interessenkonflikte der Gesellschaft berücksichtigt, und nur so weit regulierend eingreift, wie absolut unerlässlich ist“, fordert das Ehepaar Hanson. Dazu brauche es statt Schuldzuweisungen einen systemischen Ansatz.

Ein Modell, das ökologische Leitplanken setze und zudem Klimaschutz von der Schuldfrage entkoppelt, indem es jedem Bürger ein kostenloses und für jeden gleiches persönliches Emissionsbudget zuweise. Auf diese Weise könne jeder Einzelne selbst darüber entscheiden, wie er Klimaschutz in sein Leben integriere.

Aktuelle Maßnahmen bewirken nur unzureichende Veränderungen

Die derzeitigen politischen Maßnahmen zeigten leider überdeutlich, dass die Wunschvorstellung, über Geldpreissignale die erforderlichen Verhaltensänderungen bei den Konsumenten zu bewirken, krachend gescheitert sei: „Das, was durch die enormen Preissteigerungen an Tankstellen und beim Heizen tatsächlich an Emissionen eingespart werde, bewegt sich nur im einstelligen Prozentbereich und ist weit entfernt von der Notwendigkeit, den Pro-Kopf-Verbrauch auf unter 2 Tonnen CO2 pro Jahr zu senken.“

Damit kommt das Ehepaar Hanson zurück auf ihre Klimawährung ECO: „Das Konzept einer Klimawährung als CO2-Äquivalent könnte eine Lösung bieten, indem es Klimaschutz vom Geldsystem entkoppelt und ökologische Kosten transparenter macht. So wird ein Verständnis für den wahren ökologischen Fußabdruck unserer Konsumgüter gefördert.“ Durch persönliche handelbare CO2-Budgets, und das daraus resultierende veränderte Kaufverhalten, werde der notwendige Veränderungsdruck auf die Wirtschaft aufgebaut, ihre Produktionsprozesse zu verändern, hin zu deutlich mehr grünen Alternativen für die Konsumenten.

„Durch den marktwirtschaftlichen Ansatz einer vom Geldsystem entkoppelten Klimawährung kommen automatisch die am besten geeigneten Methoden und Techniken zur Anwendung, die mit dem geringsten Aufwand die beste Emissionsreduktion bewirken“, führt Jens Hanson abschließend an. Das neue System würde jeden Einzelnen befähigen, eine aktivere Rolle im Klimaschutz zu übernehmen und gleichzeitig die Gesellschaft als Ganzes auf einen nachhaltigeren Pfad zu führen.

Mehr Informationen dazu unter www.saveclimate.earth

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