Umstrittener Plan
In Limburg-Offheim sollen 109 Wohnungen entstehen
Das Begrüßungsschild im Limburger Stadtteil Offheim an der Straße zwischen dem Ort und Elz; rechts nebenan soll direkt am Ortsrand mit Blick auf den Westerwald ein Neubaugebiet entstehen mit mehr als 100 Wohnungen.
Stefan Dickmann

Im Limburger Stadtteil Offheim sollen mehr als 100 neue Wohnungen entstehen. Doch es gibt politische Diskussionen über die Frage, ob diese Nachverdichtung dem dörflichen Charakter schadet.

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Wie viele Wohnungen sollen im Neubaugebiet „Unterm Staffeler Weg“ am westlichen Ortsrand von Offheim (mit Blick auf Elz) entstehen? Darüber gab es nach den von der Stadt vorgelegten neuen Plänen Irritationen im Ort. Die CDU in Offheim (rund 2700 Einwohner) wünscht eine „behutsame Dorfentwicklung“ und befürchtet aufgrund einer aus ihrer Sicht zu dichten Bebauung ein „städtisches Gebiet“. Die Stadt wiederum stellt auf Anfrage klar, dass es sich um insgesamt 109 neue Wohnungen im gesamten Baugebiet handelt (die Offheimer CDU hatte deutlich mehr Wohnungen befürchtet); ursprünglich waren 93 neue Wohnungen vorgesehen.

Die 109 Wohneinheiten sind nach Angaben der Sprecherin der Stadt, Stefanie Kesper-Süß, wie folgt aufgeteilt: 35 in Einfamilienhäusern, 28 in Doppelhäusern, 18 in Reihenhäuser, zwölf in drei Mehrfamilienhäusern und 16 in Baugemeinschaften. Im zuständigen Ausschuss für Stadtentwicklung übernahm die CDU-Fraktion einen Antrag ihrer Parteifreunde im Ortsbeirat mit drei Forderungen: eine „Reduzierung der Verdichtung“, eine „Aufteilung in drei Bauabschnitte“ und eine Anpassung der „Höhenentwicklung der Gebäude“. Der Magistrat soll in der politischen Sommerpause prüfen, was davon wie umgesetzt werden kann. Der Ausschuss vertagte bis dahin einstimmig das Thema auf die nächste Sitzung nach der Pause. Aber es bleibt ein großer Knackpunkt: Von 18 Reihenhäusern im Neubaugebiet ist die Rede, die Offheimer CDU lehnt in einer Pressemitteilung aber eben solche Reihenhäuser explizit ab.

Bereits seit sechs Jahren wird darüber gesprochen

Das Baugebiet ist schon seit dem Jahr 2019 in Offheim im Gespräch, im Jahr 2020 folgte der mehrheitliche Beschluss des Ortsbeirats, in einem ersten Bauabschnitt 20 Wohnbaugrundstücke mit überwiegend Einfamilien- und Doppelhäusern zur Verfügung zu stellen für junge Familien, die händeringend ein Baugrundstück in ihrem Dorf suchen. Darauf wies im Ausschuss die stellvertretende Ortsvorsteherin Christine Bräunche (CDU) nochmal hin. Es gebe eine angespannte Wohnsituation in Offheim und nur wenige Leerstände im Ort. Doch die nun vorgelegte Planung der Stadt sehe „eine ganze Ecke anders aus als beschlossen“. Das Neubaugebiet wird von den Grünen in Offheim abgelehnt, vielmehr sollten Leerstände im Ortskern stärker in den Blick genommen werden, anstatt an den Ortsrändern immer weiter zu wachsen und wertvolles Ackerland zu vernichten.

In der Diskussion im Ausschuss entschuldigte sich Bürgermeister Marius Hahn (SPD) für die lange Verfahrensdauer, ohne Zwischenstände mitgeteilt zu haben; auch der Magistrat habe sich eine schnellere Umsetzung gewünscht. Doch zunächst habe es keine „ganz einfachen Grundstücksverhandlungen“ gegeben, und dann habe noch die Bodenbeschaffenheit untersucht werden müssen, weil ein Teil der potenziellen Baufläche auf einer ehemaligen Hausmülldeponie liegt. Mit Blick auf die stärkere Verdichtung wies Hahn auf Vorgaben im Regionalplan hin. Im Übrigen müsse der Magistrat die gesamte Stadt im Auge behalten, wenn es um die Struktur von Wohnbaugebieten gebe, es könne da keine „Lex Offheim“ geben. „Wir werden die Dichtewerte trotzdem deutlich unterschreiten“, sagte er.

Zu guter Letzt habe sich noch das Regierungspräsidium in Gießen eingeschaltet wegen eines besonders geschützten FFH-Gebiets in der Nähe, erklärte Hahn. Das liegt zwar 700 Meter von der geplanten Bebauung entfernt, aber in diesem Sommer muss untersucht werden, ob zwei gefährdete Schmetterlingsarten sich auch dort wohlfühlen, wo eines Tages Wohnungen gebaut werden sollen. Der Bürgermeister zeigte sich nach eigenen Angaben „irritiert“ über die Vorgehensweise des RP, die er sarkastisch als „hochinteressant“ bezeichnete. Offenbar war die Stadt von einem möglichen Konflikt mit Schmetterlingen sehr überrascht worden.

Verständnis für die Bedenken der Offheimer CDU über die Art der Bebauung zeigte die FDP-Fraktionsvorsitzende Marion Schardt-Sauer. Sie verstehe nicht, warum der ursprünglich gewünschte Charakter des Wohnbaugebiets verändert werde. Was sei die Rechtsgrundlage dafür? „Uns leuchtet das nicht ein“, sagte sie. Der Abteilungsleiter Stadtplanung, Matthias Lehrmann, wies auf entsprechende Vorgaben im Baugesetzbuch hin.

Schaub: „Nicht nur für Besserverdienende bauen“

Es sei nicht richtig, dass „ganz Offheim“ nach einem Neubaugebiet schreie, betonte der Fraktionssprecher der Grünen, Sebastian Schaub. Er erinnerte an das von den Stadtverordneten beschlossene Wohnraumkonzept aus dem Jahr 2017 für ganz Limburg, in dem explizit der Bau von Mehrfamilienhäusern in Neubaugebieten vorgesehen sei. „Ich sehe davon in Offheim nichts“, sagte Schaub und mahnte an, „nicht nur für Besserverdienende zu bauen“.

Michael Stock (CDU) machte schließlich deutlich, wie wichtig Bauland für junge Familien sei, die oftmals gezwungen seien, in zu kleinen Mietwohnungen zu leben. Wenn diese Familien bauen könnten, würden diese Mietwohnungen frei werden für Personen, die nicht bauen wollen, und händeringend eine Mietwohnung suchen. Er wies die These vom Fraktionssprecher der Grünen zurück, wonach der „Besiedlungsdruck aus Frankfurt“ dafür sorge, dass in einer Stadt wie Limburg immer mehr Wohnungen gebaut werden. „Man muss 35 Jahre in Limburg wohnen, um ein Baugrundstück zu bekommen“, sagte Stock, der auch Ortsvorsteher im Stadtteil Linter ist. Selbst wer seit 15 Jahren in Limburg wohnt, kriege kein städtisches Baugrundstück zugeteilt.

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