Darum kümmert sich Grafikerin Stephanie Körver, die sich als Familienmitglied des Urhebers des Programmheftes, des 2012 verstorbenen Friedel Jörnhs, auf die Fahnen geschrieben hat, die Tradition zu wahren und den Service für Bürger und Gäste der Stadt weiterzuführen. „Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass das Heft ein gutes Produkt und eine wertvolle Sache für die Region ist“, sagt sie.
Friedel Jörnhs hatte als Kulturpionier und Visionär, der seine Stadt liebte, viele Projekte für Bad Ems auf den Weg gebracht, unter anderem das Brückenfest oder die KulturOffensive, die das Klangfest organisierte.
1978 erschien der Veranstaltungskalender zum ersten Mal. Die Idee dahinter war, allen, die in Bad Ems und den umliegenden Ortsgemeinden etwas auf die Beine stellen – eine Feier, ein Turnier, ein Konzert oder Veranstaltungen jeder Art – eine Möglichkeit zu geben, dies einer möglichst breiten Masse bekannt zu machen. „So macht der Kalender alle sichtbar, Veranstalter, Organisatoren und Vereine.“ Für Bürger und vor allem Gäste als Nutzer des Heftes liegt der Vorteil auf der Hand: alle Termine auf einen Blick, von der großen Operngala bis hin zum Dippekuchen-Essen des Ortsvereins – sofern alles schon ein Jahr im Voraus terminiert ist.
Künstler werden in der Regel früh gebucht, große Veranstaltungen und Kultur werden mindestens ein Jahr vorher geplant. Und auch viele Vereine strukturieren ihre Termine bereits im Vorjahr. „Dass immer mal was dazwischen kommen kann, ist klar“, räumt Stephanie Körver ein. Aber insgesamt habe das Programmheft viele Jahrzehnte lang prima funktioniert.
Eine Region, die vom Tourismus lebt, braucht ein Programmheft. Das ist einfach ein Service an die Gäste.
Stephanie Körver
„Jetzt merkt man aber schon, dass Corona einiges durcheinander gebracht hat“, räumt sie ein. Eine ganze Menge Unternehmen und Veranstalter gebe es heute schlichtweg nicht mehr. Andere seien überfordert mit den Herausforderungen der Zeit. „Für langfristige Planungen braucht es heute scheinbar noch ein Stück weit mehr Zuversicht. Bei den Terminmeldungen erlebe ich einen deutlichen Unterschied zu der Zeit von vor zwei Jahren.“ Vor Corona standen die Veranstalter quasi schon in den Startlöchern, wenn ihre Anfrage kam.
Eine lange Zeit war die gebürtige Bad Emserin und selbstständige Diplom-Designerin „nur“ zuständig für die grafische Gestaltung des Heftes, das in Teamwork mit dem Büro Messebau Jörnhs und Partner in Kemmenau entstand. Nun „wuppt“ sie die Arbeit allein, schreibt Veranstalter und Vereine an, akquiriert heimische Unternehmen, sammelt, schreibt, layoutet – eine große Herausforderung vor allem nach der Coronapause, die zu vielen Veränderungen geführt hat, sowohl bei den Unternehmen als auch in den Vereinsstrukturen.
Und Stephanie Körver wird das fertige Werk persönlich an die „strategischen Punkte“ bringen, wo möglichst viele Interessierte zugreifen können, kostenfrei, versteht sich. „Die Freude der Leute zu erleben, wenn die Kartons mit den gedruckten Exemplaren verteilt werden, ist immer wie Weihnachten und entschädigt noch mal ganz besonders für den immensen Aufwand“, freut sie sich.
„Das Heft lebt natürlich davon, dass die Leute ihre Termine rechtzeitig durchgeben.“ Vollständigkeit könne sie daher nicht garantieren. Seit der Fusion der beiden Verbandsgemeinden nimmt der Kalender auch die Nassauer Termine auf. „Die Aktiven der Stadt und der Gemeinden, die geben ihre Energie in ihre Veranstaltungen und Vereine“, sagt sie. Dafür gebe sie ihre Energie gern in dieses Heft.
„Eine Region, die vom Tourismus lebt, braucht ein Programmheft“, ist Stephanie Körver überzeugt. „Das ist einfach ein Service an die Gäste, die sich hier wohlfühlen und etwas erleben möchten, den man bieten muss.“
Wer seine Termine für 2023 noch kurzfristig melden möchte, hat die Möglichkeit dazu unter E-Mail va@artandcraft.de
Die Expertin hat in ihrer Branche auch lange Jahre Erfahrung mit Marketing. Dass ein Veranstaltungskalender in Papierform in Zeiten von Smartphones und Internet antiquiert sein könnte, findet sie nicht. „Er ist eben traditionell und etabliert, es gibt ja auch noch Zeitungen und Zeitschriften in Hülle und Fülle!“ betont sie. „Das Tolle an diesem Kalender ist ja, dass er Gäste, Bürger, Veranstalter, Vereine, die Städte und die Gemeinden vereint“, sagt sie. „Viele wirken mit und alle haben was davon.“
Und wenn das Heft dann in einem Jahr zerfleddert an den Kühlschränken hängt, dann macht sie sich gern wieder auf den Weg, um die Tradition fortzusetzen.