Ehemaliger Welterbemanager der Wachau gibt Tipps von außen für den Prozess
Impulse von außen: Fallstricke umgehen und den Fokus auf die Region richten
Erfahrene Welterbemanager (vorne von links): Nadya König-Lehrmann (Mittelrheintal), Michael Schimek (Wachau) und Patricia Albert (Bamberg).
Andreas Jöckel

Welche Fallstricke gibt es auf dem Weg zu einem Managementplan? Wie kann das Obere Mittelrheintal diese vielleicht umgehen? Zum Auftakt des Entwicklungsprozesses gibt es dazu Impulse aus einer ähnlichen Welterbestätte.

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Seinen Managementplan im vergangenen Jahr verabschiedet hat das österreichische Weltkulturerbe Wachau im Tal der Donau zwischen Melk und Krems. Aufgrund der landschaftlichen und strukturellen Ähnlichkeit mit dem Mittelrhein – beides sind touristisch erschlossene und auch als Weinanbaugebiete bekannte Welterberegionen – gibt es seit vielen Jahren einen regen Austausch. Als ehemaliger Welterbemanager der Wachau berichtete Michael Schimek von einigen Schwierigkeiten in seiner Heimat, attestierte dem Mittelrheintal aber zugleich einige Faktoren, die positiv stimmen.

In der Wachau gab es laut Schimek Widerstände aus bestimmten Kreisen der Bevölkerung, die darauf aus gewesen seien, Veränderungsprozesse grundsätzlich zu verhindern. Leider habe das Österreichische Nationalkomitee des Internationalen Rats für Denkmalpflege (Icomos) diese Widerstände eher unterstützt, als im Prozessverlauf eine vermittelnde Rolle einzunehmen. Schließlich habe es auch Missverständnisse bei der gemeinsamen Ideensammlung mit den Einwohnern gegeben: Es herrschte Enttäuschung darüber, dass nicht alle einzelnen Vorschläge übernommen werden konnten. Letztlich habe der Fokus in der Wachau unnötigerweise zu sehr auf strukturellen Fragen gelegen.

Diese strukturellen Grundsatzfragen stellen sich nach den Erfahrungen Schimeks im Oberen Mittelrheintal aber nicht. Denn aufgrund des funktionierenden Zweckverbandes sei keine völlige Umstrukturierung nötig. Die Länge von fast 70 Kilometern erlaube von vorne herein einen klareren Fokus auf die regionale Betrachtung. Das Welterbemanagement sei als intermediärer Akteur in quasi politischer Rolle anerkannt und erhalte die Möglichkeit, sich zu positionieren. Auch interne Konflikte, etwa beim Streit um die Windkraft in einzelnen Gemeinden, seien bereits „geübt“. Mit der Buga 2029 habe der Mittelrhein ein klares mittel- und langfristiges Ziel. Gerade in diesem Zusammenhang habe die Region bereits Mut zur visionären Arbeit bewiesen.

Dennoch müsse der Mittelrhein laut Schimek darauf achten, dass die Plattform des Managementplans nicht zu sehr für Partikularfragen umgenutzt werde: etwa bei den Themen Mittelrheinbrücke oder Bahnlärm. Auch sollten die Akteure die Kommunikationserschwernisse aufgrund der Größe und Komplexität der Welterberegion im Blick behalten und Defiziten rechtzeitig vorbeugen. aj

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