Marcus und Nadja Fetz führen den Betrieb in Dörscheid - Regionale Verwurzelung, Kreativität, Beharrlichkeit und Humor - Weithin bekannte Küche
Im Loreleyhotel gehen alle für die Gäste ans Limit: Über das Erfolgsrezept von Ehepaar Fetz in Dörscheid
Peter Bender

Dörscheid. Marcus Fetz ist schon am Vormittag auf Betriebstemperatur. Während wir uns auf der schönen Welterbeterrasse unterhalten, schaut er immer wieder nach seinen Gästen. Fehlt was? Sind alle zufrieden? Der 50-jährige Hotelier, Gastronom und Koch betreibt Fetz–Das Loreleyhotel in Dörscheid zusammen mit seiner Frau Nadja in dritter Generation.

Zimmer, Sauna, Übernachtungsgäste aus ganz Deutschland und den Nachbarländern, eine weithin bekannte Küche – Fetz ist ein Aushängeschild für die Gastronomie am Mittelrhein.

„Wir wissen, dass wir jeden Tag ans Limit gehen müssen, um so einen Betrieb zu führen. Das ist harte Arbeit,“ sagt Marcus Fetz und lacht dabei. „Das empfinde ich aber als positiv. Sich selbst jeden Morgen zu motivieren, ehrgeizig und zielstrebig sein, das brauchst du hier.“ Nicht ausruhen, so lautet sein Credo, sich stets neu hinterfragen, das ist sein Motto.

Etwa bei der Marketingstrategie: Wo kommen die Gäste her? Wo muss nachgesteuert werden? Welche Angebote laufen gut? Die Analyse der Internetseite und der Buchungen hilft da weiter. Und Beharrlichkeit: Zum „Fetzigen BBQ“ auf der Terrasse mit Fernblick ins Welterbetal etwa kamen anfangs nur eine Handvoll Interessierte. Da muss man eben dranbleiben. Bald hatte es sich herumgesprochen; heute ist das Schlemmerevent meist ausgebucht. Also: bitte immer reservieren ...

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„Wir sind eine Fetz-Familie“

Marcus und Nadja Fetz „rocken“ (O-Ton) zusammen mit ihrem Team etliche solcher Veranstaltungen und Angebote das Jahr über, von der Pasta-Party bis zum Kochkurs „Wild auf Wild“, von „Wandern und Genießen“-Arrangements bis hin zum „Kinder Special“ für Familien.

Apropos Team: Wenn der Hotelier von der „Fetz-Familie“ spricht, dann sind damit alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gemeint. „Wir sind Freunde, eine Familie“, erklärt Marcus Fetz. „Menschlich darf in unserem Betrieb nichts verloren gehen. Ich versuche das zusammen mit meiner Frau vorzuleben. Gib deinen Mitarbeitern ein gutes Gefühl, sag danke, nimm sie oder ihn mal in den Arm, wenn's nötig ist, sei bei Bedarf ein guter Freund. Dann wirst du mit engagierten Leuten belohnt, wirst viel Lob von den Gästen erhalten für einen freundlichen und guten Service.“

Peter Bender

Eine Mammutaufgabe, klar. Aber Marcus und Nadja Fetz sind Powermenschen. Und noch mehr: „Ich bin kreativ“, sagt er im Gespräch. Die einzelnen Zimmer, meist mit Balkon oder Terrasse, ließen beide nach eigenen Ideen in verschiedenen Stilen einrichten. So gibt es im Hotel heute das „Kuschelnest“, das „Landhaus-“, „Lebensart-“ und die „Weitblickzimmer“. Alles mit eigener Note. Dass die Unternehmerfamilie auch Humor hat, zeigt sich am stillen Örtchen: „Hier fetzt Sie“ steht an einer Toilettentür, und an der nächsten heißt es: „Hier fetzen die Anderen“. Ein Macher und Allrounder ist er zwangsläufig. Wenn im laufenden Betrieb mal was kaputtgeht, krempelt der Chef die Ärmel hoch und packt an. Muss ja. Klempnern, Elektro, Schreinern, Maurerarbeit – hat er sich alles selbst beigebracht. Den hölzernen Tisch mit einem eingelassenen und beleuchteten Rheinverlauf baute er in vielen Stunden meist nachts. Und ist zurecht stolz drauf.

Gelernt hat Marcus Fetz Koch. Seine Ausbildung absolvierte er im Gourmettempel „Krone“ in Assmannshausen, damals d a s Haus im Rheingau. Dort hat er Gäste wie Helmut Kohl oder Showmaster Rudi Carrell bekocht. Haute Cuisine. 30 Mann in der Spitzenküche.

„Kochen haben wir im Blut“

Sein Handwerk hat er nicht verlernt, wenn er auch in all den Jahren seitdem noch einiges dazulernte. Denn Gambas und Hummer stehen in Dörscheid nur selten auf der Speisekarte. Eher bodenständige, regionale, saisonale, aber immer feine Küche. Modern, aber mit Tradition. „Kochen haben wir im Blut“, sagt Marcus Fetz, dessen Bruder Ludger ebenfalls das Handwerk gelernt hat und heute ein Hotel in Oberstdorf mit drei Restaurants leitet.

In Dörscheid darf es auch mal Kotelett geben, aber vom Eifeler Landschwein, Oelsberger Blattsalat, Pfifferlinge und Mousse von der Räucherforelle aus der Wisper. Vor allem aber und zu allen Jahreszeiten Wildspezialitäten aus der Region. Damit haben sich Fetz' einen Namen gemacht. Schon der Vater ging auf die Jagd, heute macht sich ein Sohn auf die Pirsch. Die Ausbeute landet in der Küche von Marcus Fetz und seinem Sideman Jan Maus, schließlich auf den Tellern von Genießern, die aus der näheren und weiteren Umgebung anreisen, um hier zu schlemmen. Dazu einen guten Tropfen von Marcus' Bruder Heinz-Uwe Fetz, dessen Weingut gleich nebenan zu finden ist, oder anderen Winzern, vornehmlich aus der Region.

Bei Familie Fetz sind die Zutaten regional, aber es ist vor allem auch die Denke. „Was kann die Region mir geben, was kann aber auch ich für die Region tun“, so fasst Marcus Fetz den Anspruch zusammen. Käse, Gemüse, Wild – alles aus der Region. Aufträge gehen an heimische Handwerker und Bauunternehmen. „Ich lass das Geld in unserer Region“, erklärt der Hotelier. Und gerade dadurch kommt das Geld auch wieder in seinen Betrieb zurück, etwa wenn Geschäftsfreunde und Jäger hierhin zum Essen kommen.

Peter Bender

Nach dem harten Corona-Einschnitt läuft es wieder in Dörscheid: „Die Auslastung ist gut, wir sind zufrieden“, erklärt der Hausherr. Die Lage mitten in Deutschland ist ein Vorteil, etwa wenn sich Menschen aus dem Norden und Süden treffen wollen. Viele Gäste halten dem Haus seit Generationen die Treue. Und die regionale Verbundenheit der Fetzens zeigt sich auch darin, dass hier das Jahr über etliche Familienfeiern, von der Konfirmation bis zur Goldenen Hochzeit, ausgerichtet werden. Hauptsaison ist natürlich von Frühjahr bis Herbst. Für den Winter lässt man sich auf der Rheinhöhe stets was einfallen: von Wander- und E-Bike-Touren bis hin zum Adventsbrunch. Und auch einen Catererservice bietet man an, liefert Leckereien fix und fetzig auf Bestellung nach Hause.

Die Buga 2029 ist ein Brett

Bringen wir das Gespräch auf ein anderes Thema: die Buga 2029. „Das wird sehr spannend“, sagt der Dörscheider. „Das ist eine große Chance für uns im Welterbetal, denn die Gartenschau in Koblenz war auch geschäftlich ein sehr gutes Jahr.“

Chancen wie diese müsse man nutzen, rät Fetz. „Wir haben jetzt schon den Buga- und den Welterbewein auf der Karte, sind Welterbegastgeber. Unsere Welterbeterrasse ebenso wie die Riesling-Lounge, die ja auch eine Werbung für die Mittelrhein Riesling Charta ist, wurden vom Leaderprojekt gefördert, was auch ein Tipp für andere Kollegen sein dürfte. Und nicht zuletzt liegen wir unmittelbar am Rheinsteig, von dem die Gastronomie und Hotellerie am Mittelrhein profitiert.“

Die Buga vor der eigenen Haustür aber sei „ein Brett“. Bis dahin müsse man die Menschen in der Region noch mehr abholen, die Region müsse offen sein für das, was geplant wird, für die vielen Gäste, die hoffentlich kommen werden. Die Bundesgartenschau selbst, aber auch seine Branche müssten sich nachhaltig entwickeln, sagt der Hotelier. Ansonsten wäre die Schau ein kurzes Strohfeuer. „Wir werden in den kommenden zwei Jahren Ideen entwickeln, was wir an Paketen und Aktionen anbieten können. Ich bin bereit für die Buga“, erklärt Fetz. Also: Let's fetz.

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