Dass es mit der Bearbeitung länger als die ursprünglich angedachten zwei Wochen gedauert hat, sei keine Nachlässigkeit, betont Dornbusch. „Das liegt daran, dass wir das Ganze ehrenamtlich begleiten und auch noch unsere regulären Arbeitsstellen haben.“ Im Gespräch mit unserer Zeitung macht die Expertin deutlich, dass eine Überquerung des Rheins mit einer Hängeseilbrücke von Icomos-Deutschland an keiner Stelle als welterbeverträglich eingestuft wird. Eine Brücke über eines der Seitentäler hingegen sei durchaus vorstellbar.
„Damit hätten wir weniger Schwierigkeiten“, bekräftigt sie, „denn das würde weniger in das Hauptpanorama des Rheins eingreifen.“ Eine Hängeseilbrücke über ein Seitental sei natürlich weniger prominent, und rein touristisch sei die Idee des Brückenschlags von Maria Ruh hin zur Loreley auch nachvollziehbar. „Gerade dieser letzte Ausschnitt des Blickpunkts ist aber besonders geschichtsträchtig und traditionsreich“, sagt sie.
Einmalige Chance noch nicht aufgeben
Für den Investor könnte laut der Firma Eberhardt-Bewehrungsbau in Hohentengen auch eine Brücke entlang des Rheinsteigs über ein Seitental unweit der Loreley lukrativ sein. Doch nicht nur für den Investor wäre dies eher eine Art Notlösung. Auch der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Loreley, Werner Groß, spricht sich klar dafür aus, das beide Rheinseiten verbindende Projekt voranzubringen: „Wenn wir im Zentrum des Oberen Mittelrheintals in der Champions League der touristischen Attraktionen mitspielen wollen, müssen wir den Menschen auch Möglichkeiten geben, das Welterbe auf attraktive Art zu erleben.“ Für einen gewissen Zeitraum könnten damit auch Menschen für das Welterbe und dessen Erhaltung begeistert werden, die ohne diese Attraktion vielleicht nie hierhergekommen wären. In der Vogelperspektive zwischen zwei der schönsten Orte des Mittelrheintals zu schweben, sei nicht nur einmalig, die Querung wäre zur Buga 2031 eine wichtige Verbindung.
Gesamtkonzept gefragt
Ähnlich gelassen wie Groß sieht auch Innenminister Roger Lewentz die Kritik im derzeit frühen Stadium. Zwar wolle niemand den Welterbestatus gefährden. Aber ein schlüssiges, temporäres Gesamtkonzept, das von der Region sowie Landes- und Bundesministerien gegenüber der Unesco selbstbewusst vorgebracht werde, könne letztlich doch noch Erfolg haben. Die Koblenzer Seilbahn ist ein gutes Beispiel dafür.