Klinikmanagement verschickt Mail an Mitarbeitende: "Keine realistischen Interessenten" - Bislang kein Gespräch mit gGmbH
Hufeland-Klinik springt als Investor ab: Ist Aus der Paracelsus-Klinik in Bad Ems damit besiegelt?
Michaela Cetto

Das Aus für die Paracelsus-Klinik in Bad Ems scheint besiegelt. Wie das Klinikmanagement am Mittwoch dem Personal des Krankenhauses mitgeteilt hat, muss die Schließung des Klinikbetriebs zum 30. Juni umgesetzt werden. Damit zerschlagen sich die Hoffnungen vieler der 240 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf eine Zukunft mit und in der Einrichtung auf der Bismarckhöhe.

Michaela Cetto

Überraschend kommt diese Nachricht, ganz im Gegensatz zur ersten Information im Januar, für die Belegschaft jetzt nicht mehr. Vor mehr als zwei Monaten hatte der damals frisch eingesetzte Klinikmanager Lars Wunder den Mitarbeitenden mitgeteilt, dass die Klinik Ende März schließen müsse. Eine später verkündete Verlängerung des Betriebes bis Ende Juni habe nichts an der Grundsätzlichkeit geändert, sagt Lars Wunder auf Anfrage unserer Zeitung. „Es war immer klar, dass die Klinik schließen wird, und dass der Aufschub bis Juni nichts daran ändern wird.“ Dies sei immer deutlich kommuniziert worden.

Hufeland-Klinik hatte Interesse

Dennoch: Die „Fristverlängerung“ wurde genutzt, um sich um einen neuen Investor zu bemühen. Und so gab es Gespräche mit der benachbarten Hufeland-Klinik, die Interesse bekundet hatte, den Betrieb zumindest teilweise weiterzuführen oder einige Fachabteilungen zu übernehmen. Dabei ging es zunächst vor allem um den Herzkatheter und Teile der Inneren Medizin. Doch auch dieses potenzielle alternative Trägerkonzept hat sich zerschlagen. Hufeland hat sich nun zurückgezogen und eine endgültige Absage erteilt.

“Kein anderer Interessent„ in Sicht

Auch kein anderer Interessent habe bislang ein Angebot vorgelegt, heißt es vonseiten des Klinikmanagements intern an die Mitarbeitenden. Deswegen habe die Geschäftsführung der Paracelsus-Kliniken mit Beschluss vom 21. März die bereits im Dezember beschlossene Einstellung des Klinikbetriebs erneut bekräftigt. Der Betriebsrat wurde am Dienstag darüber informiert, dass sich die Hufeland-Klinik als einziger und bekannter realistischer Interessent aus den geführten Gesprächen zurückgezogen hat.

Die Bad Emser Ärzteschaft, die eine gemeinnützige GmbH zur (Teil-)Weiterführung der Klinik als „bürgernahes Krankenhaus“ gegründet hat, wurde in diesem Zusammenhang nicht erwähnt. Diese gGmbH der Mediziner Dr. Thomas Reisinger, Dr. Hildegard Simons und Dr. Erich Krausbeck, wurde am Mittwoch offiziell beurkundet.

„Das Angebot, die Klinik zu übernehmen, besteht nach wie vor“, betont Gisela Bertram, die zwar kein Mitglied der Bürgernahes Krankenhaus gGmbH ist, aber in engem Austausch mit dieser steht. „Wir sind enttäuscht von der Praxis des Umgangs“, sagt die Erste Kreisbeigeordnete. „Wenn sich Initiativen gründen, die die Klinik erhalten wollen, dann sollte man diese auch anhören.“

„Initiative spielt keine Rolle mehr“

Auf Anfrage unserer Zeitung erklärt die Klinikleitung, dass die mögliche Gründung eines Bürgerkrankenhauses als gGmbH „auf die künftigen Entwicklungen bei uns derzeit keinen Einfluss mehr“ habe. Im Vordergrund stehe jetzt die mit der Arbeitnehmervertretung im Interessenausgleich getroffenen Entscheidungen wie vereinbart umzusetzen und die Sozialplanverhandlungen weiterzuführen.

Belegschaft sollen Jobangebote an anderen Paracelsus-Standorte bekommen

„Die Leitung der Paracelsus-Klinik Bad Ems hätte im Sinne aller Beschäftigten und Patienten jede zukunftsweisende Lösung für einen Weiterbetrieb des Hauses begrüßt.“ Man habe ermöglicht, den Klinikbetrieb auch über den geplanten Schließungstermin hinaus aufrecht zu erhalten, um damit die Chance auf einen (Teil-)Verkauf zu erhöhen. „Wir sind sehr froh darüber, dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gemeinsam mit uns an dieser Aufgabe gearbeitet haben. So konnte die Versorgung der uns anvertrauten Patientinnen und Patienten bis heute sichergestellt werden.“ Die Kündigungen würden Ende März verschickt, inklusive einem alternativen Jobangebot in einer der verbleibenden Paracelsus-Kliniken.

Da diese Standorte aber in Kassel, Düsseldorf, Adorf oder München wenig attraktiv sein dürften für Menschen, die in der Region verwurzelt sind, soll es zusätzlich Anfang April eine Art Jobbörse in der Paracelsus-Klinik geben, bei der potenzielle Arbeitgeber aus dem unmittelbaren geografischen Umfeld die Möglichkeit erhalten, sich und vorstellbare Anschlussbeschäftigungen in ihren Einrichtungen zu präsentieren.

„Bislang haben noch nicht viele Kolleginnen und Kollegen gekündigt“, sagt Betriebsratsvorsitzender Steffen Rieschel. „Etwa 20. Wir wollen weitermachen.“ Wenn aber nicht sehr schnell etwas Einschneidendes passiere, dann „wird hier am 30. Juni der Schlüssel umgedreht und das war's.“ Wie lang der Klinikbetrieb bis dahin aufrechterhalten werden kann, hänge dann von den Abgängen des Personals ab.

Demonstration am Samstag

Protestieren und öffentlich positionieren will sich die Kommunalpolitik und ruft deswegen zu einer Demonstration am Samstagmittag, 25. März, um 13 Uhr auf dem städtischen Parkplatz vor der Paracelsus-Klinik auf. „Wir wollen unseren Unmut über die beschlossene Schließung ausdrücken und zeigen, dass wir hinter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern stehen“, sagt Gisela Bertram, die gemeinsam mit Stadtbürgermeister Oliver Krügel und dem Bürgermeister der Verbandsgemeinde, Uwe Bruchhäuser, zu der Demonstration einlädt und aufruft.

Stadtbürgermeister ist “fassungslos"

Stadtchef Krügel ist „fassungslos über das, was ich aufgrund der vielen Kontakte berichtet bekomme. Es besteht offensichtlich kein Interesse vonseiten der Porterhouse AG, der Familie Felix Happel, an einem Übergang und einer Sicherstellung der medizinischen Akut- und Regelversorgung vor Ort“, sagt er.

„Das widerspricht der auf der Homepage von Porthouse propagierten Philosophie, Unternehmen für Generationen aufbauen zu wollen.“ Dies sei eine „Farce“. „Wir stehen vor radikalen Veränderungen in der Gesundheitsversorgung, und wir schauen zu. In Frankreich wären alle auf der Straße.“ Die Demonstration am Samstag wäre für alle Bürgerinnen und Bürger eine Gelegenheit, ein Statement zu setzen.

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