„Ein Geschenk an die Menschen“
Hospiz Rhein-Lahn: Hunderte Besucher beim Sommerfest
Bei hochsommerlichen Temperaturen fand im Hospiz Rhein-Lahn das erste öffentliche Sommerfest statt. Trotz der Hitze strömten die Besucher herbei. Sehr gefragt waren die insgesamt zwölf Führungen durch den Neubau im Ortsteil Scheuern. Foto: Christine Vary
Christine Vary

Beim ersten Sommerfest im Hospiz Rhein-Lahn in Nassau war trotz Hitze viel los. Hunderte Interessierte informierten sich über die Arbeit im Hospiz – und einige möchten die Einrichtung nun unterstützen.

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Bei strahlendem Sonnenschein über Sterben und Tod sprechen? Das ist durchaus möglich, bewiesen an die 400 Besucher des ersten öffentlichen Sommerfestes im Hospiz Rhein-Lahn in Nassau. Andrang und Interesse waren groß. „Wie wir angenommen werden, ist genial“, freute sich der Initiator des Hospizes, Martin Schencking, der Vorsitzende des Fördervereins Stationäres Hospiz Rhein-Lahn und der Stiftung Hospiz Rhein Lahn, zusammen mit Hospizleiterin Hanne Benz.

Kommunalpolitiker unterstützen Hospizfest

Trotz großer Hitze strömten Besucher aus dem gesamten Rhein-Lahn-Kreis ins Hospiz in Nassau-Scheuern. So hatte der Initiator es sich gewünscht. Die Bevölkerung soll das Hospiz als ihr Hospiz annehmen. Das unterstützten durch ihre Teilnahme auch Verbandsbürgermeister Uwe Bruchhäuser, Nassaus Stadtbürgermeister Manuel Liguori sowie weitere Ortsbürgermeister zum Beispiel aus dem „Blauen Ländchen“ und Gisela Bertram als Beigeordnete der Verbandsgemeinde Bad Ems-Nassau.

Ernsthaftigkeit und Heiterkeit. Das Sommerfest vereinte beides. Wie im richtigen Leben. So nahmen auch Gäste des Hospizes an dem Fest im Rollstuhl im Wohnzimmer teil. Draußen wurden unter zehn weißen Baldachinen die Besucher mit Kaffee, Kuchen, gegrillten Würstchen und Kaltgetränken versorgt, während Steven Cadge an der Gitarre und Gesangsmikro die Stimmung mit Songs aus den 1960er-, 70er- und 80er-Jahren beflügelte.

Gefragte Führungen

Sehr gefragt waren die Führungen durch das Hospiz. Davon gab es am Nachmittag im halbstündigen Takt insgesamt zwölf mit je bis zu 30 und Teilnehmern. Mit großem Interesse lauschten sie den Ausführungen von Ariane Schencking, die für die psychosoziale Begleitung im Hospiz zuständig ist. Sie berichtete von der fast zehnjährigen Entstehungsgeschichte des Hospizes, von Widerständen und bürokratischen Hürden, bis das Hospiz vor einem halben Jahr endlich in Betrieb genommen werden konnte.

Ariane Schenckings großes Pfund sind auch die ehrenamtlichen Mitarbeiter. Die könnten nach dem Sommerfest mehr werden. „Ich überlege, wie ich mich hier einbringen kann“, sagte nicht nur eine Teilnehmerin nach dem Rundgang. Nachdem der Bau des Hospizes für rund acht Millionen Euro durch viele Spenden und die Unterstützung von zwei Stiftungen gewuppt werden konnte, wird es weiter auf Spenden angewiesen sein, denn die Krankenkassen übernehmen lediglich 90 Prozent der Betriebskosten.

24 Mitarbeiter kümmern sich um die Menschen

Im Hospiz arbeiten derzeit 14 Fachkrankenpflegerinnen (auch in Teilzeit) und ein Fachkrankenpfleger. In jeder Schicht sind rund um die Uhr zwei von ihnen präsent. Hinzu kommen vier Angestellte für die Küche und die Reinigung, drei in der Verwaltung und zwei Hausmeister im Nebenberuf.

Besonders berührten bei den Führungen die Schilderungen von Pflegedienstleiterin Heidi Wachter: „Mitmenschlichkeit findet hier statt. Das ist Hospizarbeit. Das macht Hospizarbeit aus.“ Bei der Besichtigung konnten sich die Besucher nicht nur in Küche, Wohnzimmer, Pflegebad und im Raum der Stille umschauen, sondern auch in den wohnlich ausgestatteten Gästezimmern.

Was ist der Raum der Stille?

Angehörige und Freunde haben hier die Möglichkeit, zusammen mit ihren sterbenskranken Lieben zu übernachten. Der Raum der Stille mit den von Künstler Aloys Rump geschenkten Himmelskörpern ist für alle Religionen gedacht. Hier sollen Sterbende und ihre Angehörigen zur Ruhe finden.

Wer immer unter den Besucherinnen und Besuchern bereits mit dem Hospiz Rhein-Lahn Kontakt hatte oder davon hörte, lobt die große Fürsorglichkeit und liebevolle Betreuung. Am Ende des Nachmittags zeigten sich viele Teilnehmer „tief beeindruckt“. „Das ist ein Geschenk an die Menschen“, sagte eine Teilnehmerin, die nun überlegt, wie sie selbst auf ehrenamtlicher Basis im Hospiz mitwirken kann.

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