Seit Dienstag, 22. Mai, ist der Hohenrhein und somit die Zufahrt zum Lahnsteiner Ortsteil Friedland zu. Die Baumaßnahme zum Ausbau der Straße geht nun in die zweite Phase. Nachdem im vergangenen Jahr die Wendeanlage am Ende der Straße Hohenrhein gebaut und der Ausbau des Hohenrheins zwischen der Wendeanlage und der Martin-Luther-Straße erst kürzlich abgeschlossen wurde, ist nun der zweite Abschnitt zwischen dem Ortseingang Friedland bis zur Martin-Luther-Straße in Angriff genommen worden. Die Bauzeit für diesen Bauabschnitt beträgt voraussichtlich ein Jahr, gibt die Stadt Auskunft. Damit einher geht eine Vollsperrung für den Pkw-Verkehr. Dieser wird seit Dienstag über die Umfahrungsstrecke per Ampelregelung umgeleitet, um die Erreichbarkeit des Ortsteils zu gewährleisten.
Für die Anwohner im betroffenen Abschnitt heißt es jetzt jedoch laufen. „Die Erreichbarkeit der Anwesen mit Kraftfahrzeugen im Bereich der Baustelle in der Zeit der Vollsperrung kann nicht durchgehend gewährleistet werden“, heißt es auf der Infoseite der Stadt. Nur nach vorheriger Absprache mit der Bauleitung vor Ort sei ein Befahren der Baustelle zum Zwecke von beispielsweise Krankentransporten und dringenden Anlieferungen möglich. Feuerwehr und Rettungsdienste erhalten zu jeder Zeit eine Zufahrtsmöglichkeit.
Die Grundstücke sind laut Stadt jederzeit zu Fuß erreichbar. Beim wöchentlichen Jour fixe an der Baustellenzentrale, bei dem die Anwohner Fragen an die Bauleitung und Vertreter der Stadt stellen können, wurde aber nochmals vonseiten der Stadt betont, dass während der gesamten Baumaßnahme die Vollsperrung und ein Einfahrtsverbot gelten.

Das kann für einige Anwohner der Straße, viele von ihnen höheren Alters, zum Problem werden. Bereits bei der Sanierung des ersten Abschnitts zwischen Wendehammer und Kreuzung machten Bürger ihrem Unmut Luft, kritisierten die mangelnde Kommunikation vonseiten der Stadt. Auch sie mussten zunächst auf die kleine und enge Marienburger Straße oberhalb des Hohenrheins ausweichen. Die Parkplätze waren rar, die Wege weit. Zu weit, wie viele damals kritisierten. Schließlich war die Befahrung der Baustelle außerhalb der Arbeitszeiten immer wieder doch möglich, wie man beobachten konnte. Das soll es wohl beim zweiten Abschnitt nicht geben, heißt es.
Auf Anfrage unserer Zeitung macht die Stadtverwaltung unmissverständlich klar: „ Die Anwohner können ihre Grundstücke in der Zeit der Vollsperrung nur in Absprache mit der bauausführenden Firma anfahren.“ Auch an den Wochenenden sei eine Anfahrt ohne Absprache nicht möglich. Hinzu kommt, dass es – anders als beim ersten Bauabschnitt – keine weitere Einteilung in Zwischenabschnitte geben wird. Das sei „aufgrund der umfangreichen Arbeiten an den Versorgungsleitungen (Kanal, Wasser, Gas, Telekommunikation), insbesondere der Herstellung der Vielzahl von Hausanschlüssen“ nicht möglich, erläutert die Stadtverwaltung.
Auch der Pflegedienst muss laufen
Die Anwohner des nun in Angriff genommenen Abschnitts schleppen bereits die ersten ihre Wasserkisten vom 200 Meter entfernten Avient-Parkplatz nach Hause. Die Firma stellt 28 Parkplätze auf dem firmeneigenen Parkplatz zur Verfügung, die von den Anwohnern ausschließlich mit einer Parkgenehmigung genutzt werden können. Diese ist bei der Stadt zu beantragen, ebenso wie für das Parken auf zusätzlich ausgewiesenen Parkplätzen in der Marienburger und der Martin-Luther-Straße. Wie die Stadt am frühen Donnerstagnachmittag mitteilt, lägen „derzeit einige Anträge vor, die bis zum Wochenende bearbeitet werden“.
Schon jetzt macht sich wie erwartet unter den Einwohnern Unmut breit. Vor allem die älteren Friedland-Bewohner sehen die strikte Vollsperrung skeptisch. „Wie soll ich meine Einkäufe quer durch die Baustelle schleppen – und das ein Jahr lang?“, ist eine Sorge eines Anwohners. Auch können weder Paket- und Postdienste noch Pflegedienste bis zu den Grundstücken vorfahren.
Bushaltestelle für Senioren nicht erreichbar
Ebenfalls auf Unverständnis stößt die Verlegung der Bushaltestelle „Hohenrhein“. Stand diese bisher knapp vor der Kreuzung zur Martin-Luther-Straße am ehemaligen Spielplatz, müssen Fahrgäste, die in Richtung Lahnsteiner Innenstadt wollen, jetzt durch die Baustelle bis ans Avient-Gelände laufen. Dort, wo auch kein Gehweg entlang und hinführt, steht jetzt auf schmalem Pflaster ein Haltestellenschild. Um das zu erreichen, muss die viel befahrene Straße – die einzige Zufahrt zum Ortsteil – gekreuzt werden.
In Friedland selbst liegt die nächste Haltestelle weit hinter der zweiten Kurve der Martin-Luther-Straße, dafür muss ein ganzes Stück bergauf gelaufen werden. Ein Unding vor allem für Ältere, die den Bus bisher regelmäßig nutzten.