Bundeswasserstraße erhalten
Hochwasser an der Lahn: Verein warnt vor Gefahren
Insgesamt zwölf Schleusen gewährleisten auf der unteren Lahn die Schiffbarkeit der Bundeswasserstraße.
Johannes Koenig

Eine Lahn, die zuwächst und verschlammt kann die Hochwassergefahr für anliegende Ortsgemeinden erhöhen. Daher gilt es, Schleusen und Wehre in Schuss zu halten. Einblicke rund um das Gewässer lieferte der Verein ProLahn nun bei einer Bootsfahrt.

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„Die Lahn ist ein tolles Wassersportrevier, aber die Schleusen und Wehre werden oft nicht ausreichend gepflegt“, warnte Toni Hagenkötter, Vorsitzender des Vereins ProLahn. Der Verein hatte daher zu einer Informationsfahrt auf der Lahn zwischen Limburg und Diez eingeladen. Die Teilnehmer teilten sich das Fahrgastschiff dabei mit einer Busreisegruppe, die auf dem Weg zur Mosel Zwischenstation in Limburg machte. „Ohne die Schleusen und Wehre wäre die Lahn ein Rinnsal und damit auch die Lebensgrundlage für die Lahntalschifffahrt weg“, verwies Hagenkötter auf die wirtschaftliche Bedeutung des Flusses für die Region.

„Auf der unteren Lahn sind die Wehre Dausenau, Hollerich, Nassau, Scheidt, Cramberg und Diez in einem sehr kritischen Erhaltungszustand.“
Toni Hagenkötter

ProLahn trommelt daher für den Erhalt der Lahn als Bundeswasserstraße. Denn 2010 hatte der Bundesrechnungshof empfohlen, Binnengewässer, die nicht mehr primär der Berufsschifffahrt dienen, in die Obhut der Länder zu überweisen. Die Befürchtung war, dass dann mittel- bis langfristig die Wehre und Schleusen aus Kostengründen wegfallen würden. 57 Kilometer lang ist die Strecke, welche der Fluss bis zur Mündung in den Rhein bei Lahnstein durch Rheinland-Pfalz fließt. Und dass diese Strecke bei Touristen sehr beliebt ist – davon konnten sich die Teilnehmer selbst überzeugen. Denn trotz bedeckten Himmels und vergleichsweise niedriger Temperaturen waren auf dem Fluss zahlreiche Kanuten, Stehpaddler und Motorboote unterwegs. Da der Verein auf dem Schiff eine normale Touristenfahrt gebucht hatte, ging es erst einmal ein Stück lahnaufwärts, bevor man kehrtmachte, um flussabwärts durch die Limburger Schleuse in Richtung Diez zu fahren.

60 Millionen Euro für Neubauten

„Eigentlich muss man das, was hier wächst, radikal abschneiden“, deutete Hagenkötter auf die gerade üppig wachsende Ufervegetation. Denn nicht nur ragen die Büsche und Bäume in das Gewässer hinein, sondern es brechen immer wieder Baumstämme ab, die den Flusslauf verengen und als Treibgut auch Wehre und Schleusen beschädigen können. „Die baulichen Anlagen befinden sich überwiegend in einem schlechten Zustand, sodass dringender Handlungsbedarf besteht“, so der Vorsitzende. „Auf der unteren Lahn sind die Wehre Dausenau, Hollerich, Nassau, Scheidt, Cramberg und Diez in einem sehr kritischen Erhaltungszustand“, erklärte Hagenkötter. Für diese Wehre sind Ersatzneubauten geplant. „Dausenau, Nassau und Hollerich werden als Erstes erneuert.“ Hier wurde bereits ein Ingenieurvertrag für die Grundlagenplanung geschlossen. „Im optimistischen Fall kann hier mit einem Baubeginn ab 2027 gerechnet werden“, so die Vorhersage. Für die Bauzeit werden jeweils etwa vier bis fünf Jahre angesetzt. Wobei jeweils drei Wehre zeitgleich angegangen werden. Zusammen mit den ebenfalls geplanten Fischaufstiegsanlagen wird die Investitionssumme auf insgesamt rund 60 Millionen Euro geschätzt.

Abgebrochene Bäume können beim nächsten Hochwasser in der Lahn landen und Wehre undf Schleusen beschädigen.
Johannes Koenig

Aber nicht nur der Zustand mancher Wehre, sondern auch der Fahrrinne lässt stellenweise zu wünschen übrig. „Es gibt Fehltiefen, die nicht richtig ausgebaggert wurden“, so die Beobachtung. Eine Nachricht, die sich wohl unter Bootsfahrern und Touristen schnell rumspricht, mit der Folge, dass sie dann auf eine Fahrt lahnaufwärts verzichten. Mit an Bord war daher unter anderem auch die Dausenauer Ortsbürgermeisterin Michelle Wittler. Die meisten an der unteren Lahn gelegenen Orte sind auch Mitglieder des Vereins. Lahnabwärts des Ortskerns hat Dausenau eine Anlegestelle samt Dixiklo für Kanuten errichtet, erzählte Wittler. Vorher gab es wohl Irritationen, wenn Paddler an der historischen Stadtmauer anlegten und dort Müll entsorgten. Neben dem Tourismus ist aber auch der Hochwasserschutz fest im Blick der Bürgermeisterin. „Insbesondere der Unterbach kann bei Starkregen schnell anschwellen.“ Was den dicht bebauten Ortskern in Schwierigkeiten bringen würde. Daher muss der Durchfluss des Wassers in die Lahn gewährleistet bleiben, und die Uferbereiche müssen regelmäßig freigeschnitten und gereinigt werden, so die Forderung. Entsprechend eng ist die Zusammenarbeit zwischen Dausenau und dem Verein.

Die Mitglieder des Vereinsvorstands und die Organisatoren der Lahnfahrt (von links): Jürgen Fuchs (Organisation Veranstaltungen), Florian Wallner (Berater für Vereine und Unternehmen), Wilfried Viertel (Umwelt und Naturschutz), Anton (Toni) Hagenkötter (1. Vorsitzender), Inge Scheyer (Kassenwart), Josef Vomfell (Berufsschifffahrt), Denis Breitbach (Freizeitschifffahrt), Heinz Scheyer (Schriftführer) und Winfried Münch (2. Vorsitzender).
Stefano Strauch

Ein „Nadelöhr“ in Sachen Untiefenbeseitigung ist wohl das in die Jahre gekommene Baggerschiff „Greif“. Ein Ersatz sollte daher auch schon vor Jahren auf der Tagesordnung einer Vereinsversammlung in Dausensau sein. „Offenbar hatte das Ministerium aber Wind von der Sache bekommen“, erzählte Hagenkötter. Seine Ausführungen hielt er per Bordmikrofon, sodass auch die Busreisenden tiefere Einblicke rund um die Lahn erhielten. Normalerweise gibt es auf dem Schiff sonst „nur“ touristische Informationen zu Sehenswürdigkeiten am Lahnufer, wie den Limburger Dom und das Diezer Barockschloss Oranienstein. In Sichtweite des Schlosses wendete das Schiff dann auch, um die Rückfahrt anzutreten. In Limburg angekommen, ging es für die Busreisenden weiter in Richtung Mosel. Nicht aber bevor sie, wenn sie wollten, ein Exemplar des neuen Lahn-Reisebegleiters 2025 von ProLahn mitnehmen konnten. Dieser enthält alles Wissenswerte für Skipper und Touristen, die die Lahn vom Boot aus erleben wollen, und wird jährlich neu aufgelegt.

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