Im Wald und auf einem Feld südlich von Himmighofen und Kasdorf werden vier Windenergieanlagen errichtet. Über die Standorte, die Wege für die Materialtransporte und über die Details zum Bau der Anlagen wurde nun ein Waldbegang angeboten, der auf starke Resonanz bei der Bevölkerung gestoßen ist.
Rund 75 Bürgerinnen und Bürger aus den Gemeinden Himmighofen und Kasdorf nahmen an dem Rundgang teil, der zu den künftigen Standorten führte. Jonathan Buballa, Projektleiter von Abo Energy, und Bauleiter Matthias Schwibinger, berichteten von den anstehenden Arbeiten. Vorgesehen sind vier Windkraftanlagen des Typs Vestas V150 mit einem Rotordurchmesser von 150 Metern und einer Nabenhöhe von 166 Metern. Die Gesamthöhe pro Anlage beträgt 241 Meter, die Nennleistung jeweils 4,2 Megawatt. Der gesamte Windpark soll im Jahr etwa 39 Millionen Kilowattstunden erzeugen. Die Höhenlage von rund 340 Metern sei für den Betrieb der Anlagen besonders gut geeignet. Der Abstand zu den nächsten Wohngebieten beträgt mindestens 1180 Meter.
„Hier ist auch gemulcht und gefräst worden – jetzt kann mit dem Tiefbau begonnen werden.“
Projektleiter Jonathan Buballa zu den gerodeten Waldflächen
Jonathan Buballa wies auf die lange Geschichte des Windparks hin, der auf einen ersten Kontakt mit den Ortsgemeinden im Jahr 2011 zurückgeht. Ein Jahr später konnte ein Nutzungsvertrag mit Himmighofen abgeschlossen werden, 2013/14 folgte ein Interessenbekundungsverfahren mit Kasdorf, mit dem 2016 ein Nutzungsvertrag abgeschlossen werden konnte. Nach einem Ablehnungsbescheid legte Abo Energy seinen Widerspruch ein. 2017/18 wurde über den Windpark am Koblenzer Verwaltungsgericht verhandelt. In der Folge kam es zu einer Zusammenlegung der Vorhaben für Himmighofen und Kasdorf und zu einer Umplanung. Nach einem Antrag auf Genehmigung passierte im Kreis zunächst nichts – Abo Energy erhob daher 2021 eine Untätigkeitsklage gegen die Kreisverwaltung Rhein-Lahn. Das Oberverwaltungsgericht Koblenz verpflichtete 2023 die Kreisverwaltung, über den Antrag zu bescheiden. 2024 kam es dann zur Genehmigung.
Inzwischen sind die Flächen für die Anlagen im Wald gerodet worden. „Das ist alles in Absprache mit den beiden Ortsgemeinden und mit dem Forst passiert“, erklärte Jonathan Buballa. „Hier ist auch gemulcht und gefräst worden – jetzt kann mit dem Tiefbau begonnen werden“, fügte er an. Im dritten Quartal dieses Jahres soll der Ausbau der Zufahrtswege erfolgen, für die größtenteils Feld- und Waldwege genutzt werden. „Dafür ist es nötig, dass die Wege verbreitert werden“, betonte Bauleiter Matthias Schwibinger. Künftig sollen tonnenschwere Transportfahrzeuge die Einzelteile für die Windkraftanlagen an Ort und Stelle bringen, dazu müssen die Wege mindestens vier Meter breit sein. „Es muss auch für das nötige Lichtraumprofil gesorgt sein“, hob Matthias Schwibinger hervor – sprich: Bäume und Sträucher an den Seiten der Wege müssen entsprechend gestutzt werden. Die Erschließung erfolgt über Bogel, wo ein neuer Zufahrtsweg nördlich der Gemeinde angelegen werden soll. Neben den Bauteilen für die Windkraftanlagen müssen auch die Kräne vor Ort gebracht werden.

Fragen wurden zu den Fundamenten der Anlagen gestellt. Ein Fundament soll 750 Kubikmeter umfassen und vier bis fünf Meter hoch werden, davon soll der größte Teil im Boden verschwinden. „Wir planen mit einer Betriebslaufzeit von 30 Jahren“, unterstrich Jonathan Buballa. Danach könne es zum kompletten Rückbau der Anlagen kommen – auch die Fundamente würden dann wieder aus dem Boden entfernt werden. Es könne aber auch sein, dass sich nach den 30 Jahren für einen Betrieb mit anderen Windkraftanlagen entschieden wird. Im kommenden Jahr sollen die Fundamente angelegt werden. In der zweiten Hälfte des Jahres 2026 ist die Anlieferung der einzelnen Komponenten vorgesehen. „Die Inbetriebnahme ist Ende 2026 vorgesehen“, kündigte Jonathan Buballa an.
Mehrfach meldete sich der frühere Kasdorfer Ortsbürgermeister Klaus Wagner zu Wort. Er erklärte unter anderem, dass es um 2017/18 bei der Umplanung zu neuen Standorten für die Anlagen gekommen ist. Danach lag nur eine Windenergieanlage auf Kasdorfer Gemarkung, die drei anderen hingegen auf der Fläche von Himmighofen. Für Klaus Wagner wäre die Bildung einer Art Betriebsgemeinschaft zwischen Himmighofen und Kasdorf angebracht gewesen, da es neben der Gewinnung von Energie ja auch um die Pachteinnahmen geht, die er auf rund 50.000 Euro im Jahr bezifferte. Zwei der vier geplanten Anlagen stünden sehr nahe an der Gemarkungsgrenze zu Kasdorf.

Gefragt wurde aus der Runde der Teilnehmer auch, was mit den gefällten Bäumen passiert ist. „Das Holz gehört den Ortsgemeinden“, erläuterte Jonathan Buballa. Da wegen der Rodungen die Baumernte zu früh erfolgt ist, musste die Differenz zwischen dem jetzigen Ertrag und dem Ertrag, den es bei einer späteren Fällung gegeben hätte, berechnet werden. Die Differenz erstatte Abo Energy den Gemeinden. Es wurde zudem erläutert, dass Abo Energy das Projekt stemmen werde, Betreiber seien dann andere Firmen. Abo Energy werde ihnen aber den Service für den Betrieb anbieten. Der über die Windenergieanlagen gewonnene Strom soll über das Umspannwerk in Nochern eingespeist werden. Die dortige Anlage liege etwa sieben Kilometer Luftlinie entfernt, auch dorthin müssten noch Kabel verlegt werden. Nachgehakt wurde auch beim Thema Eiswurf im Winter. „In diesem Fall schaltet sich die Anlage sofort ab“, erklärte Jonathan Buballa. Für alle Waldbesucher sollen außerdem Hinweisschilder aufgestellt werden, die auf eine mögliche Gefahr durch Eiswurf deutlich machen.
Der nächste Schritt zum Bau der vier Windkraftanlagen kann jedenfalls kommen. Es bleibt abzuwarten, ob alle weiteren Abschnitte bis zum Herbst 2026 genauso zeitig verwirklicht werden, wie es nun angekündigt wurde.