Es war ein Chorabend der etwas anderen Art. Warum? Die Chormitglieder wollten eine Veranstaltung anbieten, die von den üblichen Konzertabenden abweicht. „Wir möchten originell sein, neue Wege gehen. Neben der gesellschaftlichen Verpflichtung eines Chors ist es uns ein Anliegen, traditionelles Liedgut zu erhalten und junge Leute für den Chorgesang zu begeistern“, sagte die Zweite Vorsitzende des Frauenchors, Monika Kröck.
Zwei Frauen aus dem Chor, Monika Heimann und Lisa Kröck-Zimmermann, hatten die Idee. Sie fand im Chor sehr große Resonanz und geriet zu einem besonderen musikalischen Erlebnis – einem Chortheater. Denn zum Chor kamen Mitglieder des Ensembles der Theodissa-Bühne Diez hinzu. Die Schauspieler unter der Regie von Esther Koder entführten das Publikum gemeinsam mit den Chormitgliedern in eine Welt voller Liebe, Leidenschaft und unvergesslicher Melodien.
Zunächst begrüßte die Vorsitzende des Frauenchors, Michaela Fuchs, die Gäste. Die große Mehrzweckhalle in der Gemeinde Birlenbach war komplett besetzt. Michaela Fuchs unternahm eine kurze nostalgische Zeitreise und berichtete von der ersten Chorprobe am 12. Mai 1964, zu der 23 Frauen und Mädchen aus der Gemeinde kamen. Die erste Vorsitzende war Emma Stöhr, Heidi Weller die erste Dirigentin. Heute ist das Marco Herbert. Die 51 aktiven Fachinger Damen sind sein erster Frauenchor, den er – das ist offensichtlich – sehr erfolgreich in die Zukunft führt.
Zu Gast bei dem Jubiläumskonzert waren Bettina Scholl, Kreis-Chorleiterin des Kreis-Chorverbands Unterlahn und Mitglied des Musikrats des Chorverbands Rheinland-Pfalz, und Karin Amstutz, die Erste Vorsitzende des Kreis-Chorverbands Unterlahn. In ihrem Grußwort zeigte sich Karin Amstutz erfreut über den erfolgreichen und innovativen Chor im Kreis-Chorverband. Es war nicht der Abend der Grußworte, aber Ortsbürgermeister Thorsten Riedel durfte in dem kleinen Reigen nicht fehlen. Er übermittelte Grüße des Gemeinderats und brachte auch seine Dankbarkeit für den Chor und seine Mitglieder zum Ausdruck. „Ohne den Frauenchor wäre das Vereinsleben in der Gemeinde ärmer“, sagte er. Er dankte auch den Vereinsmitgliedern im Hintergrund.
Seit 1964 und damit seit über einem halben Jahrhundert sei der Frauenchor ein Verein für Jung und Alt. Schon Aristoteles habe gesagt: „Im Wesen der Musik liegt es, Freude zu bereiten.“ Eine besondere Freude bereitete der Ortsbürgermeister den Frauen: Er hatte 60 duftende rote Rosen mitgebracht, für jedes Chorjahr eine. Michaela Fuchs freute sich sehr über diese originelle Geschenkidee. Das Chortheater startete mit großen Fragezeichen. Spannung und Vorfreude wuchsen. Mit dem Lied „Zu Regensburg auf der Kirchturmsspitz’, da kamen die Schneider zusammen“ stellte sich ein Schneider (Tobias Palmer) vor, der von seiner kleinen Schneiderwerkstatt und von seinem eher traurigen Privatleben berichtete und später auf dem Weg nach Regensburg war. Parallel sahen die Besucher eine junge Babysitterin (Lena Koder), die ebenfalls aus ihrem Leben berichtete – von ihren Plänen, Journalismus zu studieren, aber auch von einer traurig zu Ende gegangenen Beziehung.
„Someone You Loved“, sang der Chor. Zurück aus Regensburg, geriet der Schneider in eine Demonstration, bei der die junge Babysitterin journalistisch tätig war. Stolz erzählte sie von ihrer neuen Kamera, die prompt bei der Begegnung mit dem Schneider auf den Boden fiel. Aber: So kamen sich die beiden näher. Er lud sie zum Essen ein – kaufte ihr eine neue Kamera. Nun sang der Chor „I Have a Dream“.
Die Beziehung der beiden jungen Menschen entwickelte sich weiter. Ausgewählte, passende Chorliteratur begleitete das Geschehen. „Kleiner grauer Falter“, „And So It Goes“, „Ein Kompliment“, „Top of the World“ – dabei wuchsen die Sängerinnen über sich hinaus – und „Don’t Stop Belivin’“. Als die junge Frau die Chance hatte, in Berlin ein Volontariat zu machen, schienen graue Wolken über der Beziehung aufzuziehen. „Bridge Over Troubled Water“, sang der Chor. Das Paar meisterte die Situation. Was passte besser als „Muss i denn, muss i denn zum Städtele hinaus“? Und dann das Happy End: die Heirat. Lustig, auch für die Besucher: Sie hatte ihn gefragt, ob er sie heiraten wolle, Zur Hochzeit erklang „Praise His Holy Name“. Großartig: Pfarrer Ingo Lüderitz war eigens nach Birlenbach geeilt, um dem Paar den Segen zu geben.
Das war weit mehr als ein traditionelles Konzert. Musik und Handlung verschmolzen zu einem wundervollen, gekonnten Ganzen, das die Besucher mit langem anhaltendem Applaus belohnten.