Musik begleitet den Jubilar seit Kindheitstagen, stammt er doch aus einer musikalischen Familie. Schon die Eltern sangen begeistert im Kirchenchor. Als dann 1959 ein Klavier ins Haus kam, war es fast selbstverständlich, dass der Achtjährige das Instrument für sich entdeckte und spielen lernte. Nur fünf Jahre später ließ er sich dann an die Kirchenorgel rufen. Die katholische Tradition des ewigen Gebets, mit dem jede Stunde an die Gegenwart Jesu erinnert wurde, bescherte ihm seinen ersten Einsatz am Spieltisch der Orgel. Das Spiel am Manual war kein Problem, Grundlagen fürs Pedalspiel brachten ihm sein damaliger Klavierlehrer bei sowie seine musikalischen Cousins. Seit November 1966, als sein Vorgänger als Organist den Ort wechselte, war Hißnauers Talent ständig gefragt.
Kein Wunder: Damals gab es jede Woche noch eine Vielzahl an Andachten und unterschiedlichsten Messen, in denen die Orgel zum Einsatz kam. „Da gab es dienstags und donnerstags noch vor der Schule Gottesdienste“, erinnert er sich an die Anfangszeiten seines Dienstes zurück, als an manchen Sonntagen noch bis zu 140 Leute das Kirchenschiff füllten. „30 bis 40 Mark gab es im Monat an Taschengeld, was für einen Schüler damals schon viel Geld war.“ Als der Dirigent des Kirchenchores im Oktober 1974 verstarb, kam auf den Kirchenmusiker eine neue Aufgabe hinzu. Noch im gleichen Jahr folgte an Heiligabend sein erster Auftritt als Chorleiter. Und es folgten viele weitere. 1979 absolvierte er die Chorleiterprüfung beim Deutschen Sängerbund; seine wunderbaren Fähigkeiten an der Orgel erarbeitete er sich durch ständiges Üben, Ausdauer und Disziplin selbst. Sportlich hielt sein Hobby obendrein, erinnert sich der Jubilar an die vielen Andachten und Gottesdienste, als er zwischen Chorraum und Orgel noch hin und her sprinten musste.
„Das ist lange her“, blickt er auch ein wenig melancholisch auf sein kirchenmusikalisches Amt zurück, dem der heute 73-Jährige als Schüler wie während seines Berufslebens stets treu geblieben ist. Richtig stolz ist er, dass die zwei Dutzend Menschen, die er heutzutage sonntags im Gottesdienst begleitet, so kräftig singen wie eh und je. Stolz ist er ebenso, dass er sich für die Sanierung der 1928 von der Firma Gerhardt aus Boppard erbauten zwei-manualigen Orgel eingesetzt und starkgemacht hat. 2007 wurde das 19 klingende Register starke Instrument umfassend restauriert. In diesem Monat wurde eine Generalreinigung abgeschlossen. „Ich liebe meine Orgel“, sagt Hißnauer, was seinem Spiel zu jedem unterschiedlichen Anlass abzuspüren ist. Highlights zu nennen, fällt ihm schwer. „Immer, wenn geistlicher Gesang und Orgelklang Gefühle hervorrufen, ist das auch für mich ein wundervolles stimmungsvolles Erlebnis“, ist ihm die Bekenntniskraft seines Dienstes wichtig; als Beispiele nennt er den bevorstehenden Advent und Heiligabend mit einer vollen Kirche sowie die Osternacht.
Worauf er sich besonders freut in der morgigen Messe, die reich an musikalischen Beiträgen sein wird: dass nicht nur Regina Schneider an der Orgel sitzt, sondern mit dem evangelischen Dekanatskantor Markus Ziegler auch die Ökumene hörbar wird. Der wird unter anderem „Jesu meine Freude“ und eine Toccata von Léon Boellmann erklingen lassen sowie außerdem Johann Sebastian Bachs kleine Fuge in g-Moll, „meinem ersten großen Stück, das ich an der Orgel gespielt habe.“